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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon
Autoren: S Andersen
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grünen Blick auf, der ihn fixierte, bevor Wolfgang explodierte. „Du wirst mir überhaupt nichts verbieten!“, brüllte er. „Ich habe viel zu hart und zu lange dafür gearbeitet! Ich lasse mir doch nicht von einem rotznasigen Teenager verbieten, meine Ziele zu erreichen!“
    „Und was ist mit mir ?“, schrie Nik zurück. Er hasste es, dass seine Frage klang wie das Wimmern eines verlorenen Kindes. Andererseits: Genau so fühlte er sich. Wie ein machtloses, verängstigtes, verlassenes Kind. „Was ist mit meinen Plänen? Du packst einfach deine Sachen und gehst. Und ich? Überlässt du es mir, mich um mich selbst zu kümmern?“
    Die Brauen seines Onkels stießen an der Nasenwurzel zusammen, und sein Blick wurde noch eisiger. „Glaubst du das wirklich? Meine Güte, Nik! Du lebst jetzt schon seit einem Monat mit mir zusammen, und du weißt immer noch nicht das kleinste bisschen über mich, oder?“ Wolf schüttelte den Kopf. „Ich bin es so leid, mir ein Bein für dich auszureißen! Also hör gut zu, denn ich werde es nur ein einziges Mal sagen: Wo ich hingehe, wirst auch du hingehen. Dein Zuhause ist bei mir.“
    Als Nik in Las Vegas angekommen war, wären diese Worte Musik in seinen Ohren gewesen. Doch das war, bevor er entdeckt hatte, wie es war, dazuzugehören, zu Hause zu sein. Und nun sollte dieses glorreiche Gefühl wieder zunichtegemacht werden. Das war einfach nicht fair. Er hatte gerade begonnen, sich in Wolfs Obhut sicher zu fühlen, aber das war nur eine beschissene Illusion gewesen. Und irgendwie war das zehnmal schlimmer, als wenn ihn sein Onkel einfach sitzen gelassen hätte. „Aber vielleicht will ich gar nicht weg!“
    „Und vielleicht hast du gar keine andere Wahl!“
    Niks Unmut mischte sich mit ohnmächtiger Wut. „Ich hasse dich! Du hast alles kaputt gemacht!“ Dann rannte er aus dem Zimmer, bevor sein Onkel sehen konnte, dass er weinte wie ein Baby.
    „Nik!“, bellte Wolf. „Beweg deinen Hintern hierher zurück. Wir sind noch nicht fertig!“
    Doch das waren sie. Und wie fertig sie miteinander waren!
    Die vernebelte Sicht beraubte ihn seiner üblichen Gewandtheit, und der Junge stieß gegen den kleinen Tisch in der Diele. Der Schlüssel, der darauf lag, fiel zu Boden. Niklaus hob ihn auf. Es war der Autoschlüssel.
    Er blinzelte, weil ihm erneut Tränen in die Augen schossen. Nun gab es keine Hoffnung mehr, dass Onkel Wolf ihm das Auto leihen würde.
    Scheiß drauf. Er steckte den Schlüssel ein. Heute war ohnehin schon alles in die Brüche gegangen, dann konnte er sich genauso gut eine schöne Erinnerung an eine nette Fahrt in diesem Wahnsinnswagen bescheren. Was wollte sein Onkel schon machen? Ihn an den Arsch der Welt verbannen? Nach Cleveland? Nach Ohio ? Wo er gezwungen war, an einer neuen Schule von vorn anzufangen? Schon wieder?
    Offenbar würde das ja so oder so passieren.
    Wolf fluchte, als die Wohnungstür zugeschlagen wurde. Konnte dieser Tag denn noch schlimmer werden? Er ballte die Faust und war kurz davor, sie gegen die nächste Wand zu donnern. Stattdessen ging er in die Küche, um drei Aspirin mit einem großen Glas Wasser hinunterzuspülen. Er fühlte sich, als ob er gleich ersticken würde. Mit einem Fluch auf den Lippen durchquerte er den Raum und ging auf die Terrasse hinaus. Er schloss seine Hände um die warme Brüstung und nahm einige tiefe Atemzüge.
    Und vielleicht hast du gar keine andere Wahl!
    Die Worte, die er seinem Neffen entgegengebrüllt hatte, beschäftigten ihn. Er hätte es nicht schlimmer machen können. Statt Nik zu erklären, dass er sich gegen den Job in Ohio entschieden hatte, hatte er sich von der Haltung des Jungen in die Defensive drängen lassen. Er hatte sich aufgeplustert und nicht einmal versucht, die Ängste des Jungen zu zerstreuen. Und im Ergebnis hatte er geklungen wie … er hatte exakt so geklungen wie …
    Verfluchter Mist . Wie sein Vater.
    Er hatte genauso geklungen wie Rick. Rick, den er dafür verabscheut hatte, dass er ihn immer mitgeschleppt hatte, ob er nun wollte oder nicht. Rick, der sich nie auch nur einen Deut darum geschert hatte, ob sein aktueller Job Wolfs Leben unterbrach oder nicht. Solange Rick machen konnte, was er wollte, hatte das auch für alle anderen gut zu sein.
    Wolf stützte sich mit den Ellbogen auf die Brüstung und versenkte den Kopf in seinen Händen. „Gut gemacht, mein Lieber.“ Der einzige Lichtblick in dieser Misere war, dass es nach allem, was er heute kaputt gemacht hatte, nicht mehr viele
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