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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon
Autoren: S Andersen
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Platzwunde am Kopf, die schlimmer aussah, als sie wirklich war. Wir haben sie mit ein paar Stichen genäht. Aber wir machen uns Sorgen um seine Milz. Sie könnte verletzt sein, obwohl Niklaus’ Werte eigentlich in Ordnung sind, und …“
    Wolf war zu besorgt, um auf seine Manieren zu achten. „Was hat das zu bedeuten?“, fiel er ihr ins Wort.
    „Vielleicht nichts, das hoffen wir jedenfalls. Momentan klagt er zwar nicht über Bauchschmerzen, aber beim Abtasten schien uns seine Milz sehr empfindlich. Ist Niklaus ein sehr tapferer Junge?“
    „Ja“, sagte Carly.
    „In jeglicher Hinsicht“, ergänzte Wolf. „Und er ist ein Sportler. Er beißt lieber die Zähne zusammen, als sich zu beklagen.“
    Die Ärztin nickte. „Das dachte ich mir. Deshalb will ich auch eine Computertomografie machen. Dumpfe Unterleibsschmerzen können auf einen Milzriss hinweisen, und ich möchten diese Möglichkeit ausschließen.“
    Wolfs Magen zog sich krampfhaft zusammen. Ihm wurde eiskalt. „Tun Sie, was nötig ist“, nickte er. „Kann ich ihn sehen?“
    „Ja. Er wird in ein paar Minuten in die Radiologie gebracht, aber bis dahin können Sie mit ihm sprechen.“ Sie gab einer Frau, die nur wenige Meter entfernt stand, ein Zeichen. „Mary wird Sie und Ihre Frau zu ihm bringen.“
    Das war schon das zweite Mal, dass jemand Carly fälschlicherweise für seine Frau gehalten hatte, und Wolf korrigierte das Missverständnis auch dieses Mal nicht. Lieber Himmel, sie waren zusammen, hielten Händchen und sahen zweifellos gleichermaßen besorgt aus. Es war nur logisch, dass man sie für ein verheiratetes Paar hielt. Carly an seiner Seite zu haben tröstete Wolf auf eine Weise, die er nicht einmal ansatzweise in Worte fassen konnte.
    Doch nachdem sie sich bei Dr. Merriweather bedankt hatten und Mary über den Flur folgten, kam ihm in den Sinn, dass er den Irrtum in Wahrheit nicht korrigiert hatte, weil er ihm gefiel. Nein. Gefallen war ein zu schwaches Wort dafür – er liebte ihn. Wenn das kein Zeichen war! Hätte ihm jemand vor drei Monaten erzählt, dass es die Erfüllung seiner Träume sein würde, ein vorlautes, chaotisches Showgirl zu heiraten – er hätte ihm ins Gesicht gelacht. Doch jetzt schien ihm genau das das Beste zu sein, was ihm je passieren konnte. Carly hatte ein großes Herz. Sie war leidenschaftlich bei allem, was sie tat, und sie war der treu sorgendste Mensch, dem er je begegnet war. Und was ihren Hang zum Chaos anbelangte – das war keine große Sache, schließlich wusste er ja, wie man einen Staubsauger bediente. Und vorlaut? Sie mochte vielleicht viel zu emotional sein, aber er diskutierte lieber über ihre Sicht auf die Dinge als mit irgendeiner anderen Frau auf der Welt. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, weshalb eine blutarme Jasagerin ihm jemals als die ideale Ehefrau erschienen war. Er konnte sich glücklich schätzen, jemanden wie Carly zur Freundin zu haben.
    Aber er hatte alles vermasselt.
    Schließlich blieb Mary stehen, drückte eine Tür auf und steckte ihren Kopf hindurch. „Ich habe dir ein bisschen Gesellschaft mitgebracht, Niklaus“, sagte sie fröhlich und trat zur Seite, um Wolf und Carly hereinzulassen.
    Wolf registrierte kaum, dass sie die Tür hinter ihnen schloss. Und er kümmerte sich auch nicht um die Krankenschwester, die ihn vom Waschbecken aus anlächelte. Er hatte nur Augen für Nik. Der Junge versuchte sich auf einen Ellbogen zu stützen. Das Gesicht seines Neffen war weißer als Quark, als ob kein Tropfen Blut mehr in seinen Adern floss.
    Das ganze Blut des Jungen schien stattdessen in seinen Haaren zu kleben und an seinem Nacken, den Armen und in seinem blutgetränkten T-Shirt. Wolf blieb fast das Herz stehen. Carly war wohl ebenso geschockt, denn sie drückte seine Hand so heftig, dass er sie fast nicht mehr spürte. Doch ein schneller Blick bewies ihm, dass ihr Gesichtsausdruck so beherrscht war, wie er es sich für sich selbst gewünscht hätte. Er kämpfte aber noch um seine Fassung. Der Anblick des blutüberströmten Niklaus und der frischen Stiche an seiner linken Schläfe ließ Wolf für einen langen, nicht enden wollenden Moment das Blut in den Adern gefrieren.
    „Es sieht sehr viel schlimmer aus, als es ist“, informierte sie die Krankenschwester sanft. „Kopfwunden bluten immer wie der Teufel.“
    Als Nik hörte, dass Wolf da war, durchströmte ihn pure Erleichterung. Gott sei Dank! Er war nicht länger allein! Aber als er sich schließlich aufrichtete,
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