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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne
Autoren: C.J.Cherryh
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ich«, meinte Hlil, »haben einander nicht mehr viel zu sagen. Sprich du mit ihr, wenn du willst! Ich kann es nicht.«
    Der Kel'anth gab ihm keine Antwort, drehte sich um und nahm seinen Weg nach unten wieder auf, ging über den sandigen Pfad zum Lager, und das große Dus schlenderte hinter ihm her. »Yai!« Er schlug dann kurz nach ihm, und es fiel zurück, verließ den Weg, der ins Lager führte. Nur selten kam es hinein.
    Hlil folgte Niun und schäumte vor Unwillen, als habe der Kel'anth ihn ebenso wie das Tier weggeschickt... folgte der aufrechten Gestalt des Kel'anth in die Schatten der überhängenden Klippen und wieder hinaus ins Licht. Der Kamm lag plötzlich zur Linken, stürzte schwindelerregend hinab in den Einschnitt, der ihnen Zuflucht vor den Feinden des Kel'anth über ihnen gewährte.
    Niun drehte sich zu ihm um und befahl: »Berichte der Wache, daß wir drin sind! Hier, gib mir deinen Beutel!«
    Die Entsendung brachte ihn noch stärker in Wut. Er drückte den Beutel, der seinen Tagesfang enthielt, dem Kel'anth in die Hand, verließ den Pfad und stieg hinauf in die hohen Felsen.
    Es war ein vernünftiger Befehl. Wäre er von Merai gekommen, hätte er nicht im geringsten Groll empfunden; so argumentierte er durch die Hitze des Zorns hindurch mit sich selbst. Um meine Jagdbeute als deine auszugeben? fragte er, ein kleinlicher Verdacht, wo doch der Kel'anth ihm eine große Höflichkeit erwies mit dem Angebot, auf dieser kurzen Strecke seine Last zu tragen. Der Rang verbot es. So war es immer zwischen ihnen, daß diese Bitterkeit allem innewohnte, was auch immer sie miteinander zu tun hatten, daß sie nicht die einfachsten Worte aussprechen konnten, ohne zu kränken, daß sie Loyalität zwischen sich nicht als gegeben erachten konnten, wozu sie an und für sich in der Lage hätten sein müssen, im Interesse des Stammes.
    Es war Ras, die langsam Selbstmord verübte... Ras' Augen ruhten stellvertretend für Merai auch auf ihm.
    So war es gewesen, als Merai noch gelebt hatte, daß Merai die größere Seele gewesen war, der höher gestimmte, der schnellere – ein großer Prinz des Volkes, Kel Merai. Und er war nur Hlil s'Sochil, kath-geboren und ohne besonderen Vater – das war keine Schande, aber auch keine große Auszeichnung; keine besondere gute Eigenschaft, keine Schönheit – in der Beziehung hatte er sich durch Kampfesnarben nicht gesteigert; nie war er zungenfertig gewesen. Nur geschickt war er und hielt sich stur an das Kel-Gesetz und das, was richtig zu sein schien.
    Diese beiden Dinge waren niemals auseinandergelaufen – bis jetzt.
    * * *
    Niun zögerte am Grund, in den Schatten, und starrte in das Lager. Ras wartete nicht auf ihn. Er hatte gedacht, daß sie es vielleicht tun würde; stattdessen war sie dann zum Kel gegangen. Verrückt war sie, aber nicht genug, um es sich selbst unbequem zu machen und draußen in der Dunkelheit zu sitzen. Er bot ein wenig von dieser Kaltblütigkeit auf, die sie auszeichnete, warf sich die beiden Beutel mit Wild über die Schulter und folgte im Schatten der Klippen ohne Eile seinem Weg.
    Dies war ein Ort, der zumindest die Hoffnung auf Verborgenheit vor den Menschen bot, dieser tiefe Irrgarten erodierter Überhänge... ein Flußbett vielleicht, als noch Wasser über die Hochebene geströmt war und Meere zwischen den Rändern der großen Becken gewogt hatten. Der Einschnitt lief immer tiefer die gewaltigen Terrassen hinab, wurde immer abschüssiger und verlor sich in der abendlichen Dunkelheit. Zwischen diesen Felswänden erstreckte sich sandiger Grund, gefährlich an der Kammseite, wo der Saum eines Sandrutsches einen guten Steinwurf weit über das Zentrum verlief; im weiteren Verlauf war der Sandboden fest. Seltene Windstöße trugen Sandwolken in den Einschnitt hinab, machten an windigen Tagen Schleier sogar für die Kinder erforderlich. Es war nicht bequem hier, aber der Ort bot einen gewissen Schutz; im Sturm war er ungünstig, weshalb die Ältesten des Kel Einwände erhoben hatten; Niun hatte sie jedoch übergangen. Sie hatten die Erfahrung eines Feuerüberfalls gemacht, sie kannten die Theorie von Maschinen und die Gesetze eines Angriffs aus dem Orbit; aber sie erkannten immer noch nicht, wie gründlich die Scanner eines Feindes sein konnten, wenn sie eine Planetenoberfläche abtasteten. Es gab tiefe Stellen innerhalb des Irrgartens, die die schickliche Trennung der Kasten ermöglichten – das Sen mit der She'pan im Norden; das Kel im Süden, dem Eingang
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