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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne
Autoren: C.J.Cherryh
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es etwas verloren und vergessen, was es war. Wahrscheinlich war es kurzsichtig. Ras zischte ein leises Geräusch des Abscheus, als es zu ihnen emporstieg. Hlil spürte ein Kribbeln in den Eingeweiden, wann immer wenn es bei ihm war, denn die Länge dieser Klauen (giftig, hatte der Kel'anth sie gewarnt) und die Kraft dieser schräg abfallenden Schultern erstritten ihm den Weg, wohin immer es ging; es gab etwas in diesen Geschöpfen, das die Nerven reizte, wenn sie beunruhigt waren. Jetzt kam es herbei und beschnupperte sie beide mit feuchter, rotziger Nase. Ras verfluchte und stieß es, und Hlil legte ihm die Hand seitlich an den Kopf und drückte ihn zur Seite, obwohl diese mächtigen Kiefer ihm die ganze Hand abbeißen konnten. Abgewiesen, wich es endlich zurück. Dieses Tier erweckte Angst in Hlil, und kein von Kutath hervorgebrachtes Tier hatte das je erreicht. Es fraß gewaltig, Götter, ganz gewiß tat es das. Es schwabbelte vor Fett und Feuchtigkeit. An hungrigeren Tagen hatte Hlil es aufgebracht angeschaut... aber der Gedanke an den Verzehr warmblütigen Fleisches flößte ihm Abscheu ein, wie Kannibalismus.
    Auch eine Gabe des Kel'anth, diese Kreatur.
    »Geh weiter!« sagte er zu Ras, und als sie noch zö- gerte: »Geh zurück!«
    Sie murmelte eine leise Zustimmung und stand auf, glitt zwischen den Felsen hinab, verschwand in den Schatten.
    Das Tier machte Anstalten, ihr zu folgen, schnaubte und kam wieder zurück, schnupperte herum und entdeckte den Sandstern mit unheimlicher Zielsicherheit. Der Stern hatte keine Chance. Das Tier – Dus war der Name dafür – legte sich nieder, eine der schweren Tatzen von den Ranken des Sandsterns umwickelt, und aß mit geräuschvollem Genuß. Die Geräusche verwandelten sich in ein Knurren, geistbetäubend und durchdringend.
    Zufriedenheit legte sich schwer auf Hlils Glieder, stand in einem merkwürdigen Gegensatz zu dem Kummer, der aus einer anderen Richtung an ihm zupfte. Es war, als erwüchse ihm ein zweifaches Bewußtsein, dessen Teile miteinander im Streit lagen. Das Dus – er verknüpfte die verschiedenen Empfindungen miteinander, das langsame Schnurren, spürte die Betäubung der Sinne...
    »Nein!« sagte er.
    Es hörte auf, eine Stille wie plötzliche Nacktheit, der Wärme entbehrend. Kleine glitzernde Augen hoben sich zu ihm.
    »Geh weg!« forderte er es auf, aber es gehorchte nicht. Er saß da und sah Niun kommen, müde und mit mühsameren Bewegungen, als es bei einem Mann nach der Jagd eines Tages der Fall sein sollte. Hlil hätte jetzt zu dem Pfad hinuntergehen und dem Kel'anth signalisieren sollen, daß er einfach den Weg ins Lager nehmen konnte, daß er der letzte war.
    Er tat es nicht. Er saß reglos und ließ Niun den steinigen Weg hinauf zu seinem Sitz zwischen den Felsen nehmen.
    »Ist noch jemand draußen?« fragte Niun schwer atmend und mit einer gewissen Besorgnis.
    Auch der Akzent, mit dem er sprach, war anders; sie hatten nur das Hal'ari gemein, die Hochsprache, die in den Stadtmaschinen unverändert bewahrt worden war, und das Kel'anth tat sich schwer mit dem, was er vom Mu'ara, der Stammessprache, gelernt hatte.
    »Nein«, sagte Hlil im Aufstehen, kümmerte sich nicht um die Qual des Kel'anth. »Du bist der letzte; ich gehe mit dir hinab.«
    Das Tier erhob sich und schlenderte herbei, um sich an Niun zu reiben, als dieser sich nach unten in Bewegung setzte; Hlil blieb nur so dicht daran, wie er mußte.
    »Du bist weit gegangen«, meinte er.
    »Ai«, brummte Niun ausweichend im Gehen.
    »Ras ebenfalls.«
    Das brachte ihn zum Stehen. Niun wandte ihm das verschleierte Gesicht zu, blickte den schattigen Abhang hinauf. »Hast du sie geschickt?«
    »Nein.«
    »Sie sucht eine Auseinandersetzung – nicht wahr, Kel Hlil?«
    »Vielleicht. Vielleicht ist sie nur neugierig darauf, wohin du gehst – jeden Tag.«
    »Auch das – mag sein. Ich bitte dich, schreite ein!«
    Das war nicht die Antwort, die zu provozieren er erwartet hatte. Er schob die Hände hinter den Gürtel, weit weg von seinen Waffen, zeigte damit seine mangelnde Bereitschaft zu einer Auseinandersetzung. »Ich bitte dich , Kel'anth, ertrage sie!«
    »Das mache ich«, sagte Niun. »Was sonst könnte ich tun?«
    Hlil betrachtete ihn, seine fremdartige Eleganz, die vertrauten Ehrenzeichen, die zwischen den Gewändern blinkten: es war leicht, ihn zu hassen diesen zu feinen, zu geschickten Fremden. Das Dus legte die Ohren zurück und knurrte drohend, wurde still, als Niun es anfaßte.
    »Ras und
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