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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues
Autoren: Marlene Bach
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alles so furchtbar. Die Frau, die ist doch nicht selbst ins
Wasser gegangen. Da bindet man sich doch nicht irgendwo fest, oder? Im
Fernsehen, da werden Leute erschossen oder erstochen, da kann man Leichen sehen
noch und noch, das macht einem gar nichts aus. Aber wenn man dann in
Wirklichkeit davorsteht, wenn es quasi vor der eigenen Haustür passiert … Und
ich, ich muss sie natürlich finden. Mich erwischt es immer. Ich bin der
geborene Pechvogel. Wenn bei mir das Butterbrot runterfällt, dann garantiert
auf die Wurstseite.«
    Maria wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Außer dass sie
auch mal Pechvogel sein wollte, wenn von der Tante ein Haus in Neuenheim zu
erben war.
    »Jemand verliert sein Geld, und ich lande mit der Nase direkt vor
einer Leiche. So ein idiotischer Zufall, das kann auch nur …«
    Hans Martinsen hielt inne und schaute auf das Geld, das vor ihm auf
dem Couchtisch lag. Man konnte förmlich sehen, wie die Gedanken, die in seinem
Kopf herumschwirrten, sich langsam klärten, wie Kaffeesatz, der sich nach und
nach in der Tasse zu Boden senkt.
    Gedanken über Zufälle, seltsame Zufälle und Zufälle, die so
unwahrscheinlich waren, dass es keine mehr sein konnten.
    »Schon komisch, dass da das Geld lag. Ausgerechnet an der Stelle«,
flüsterte er. »Glauben Sie, dass er das … dass der Mörder es dahin gelegt hat,
damit der nächste Trottel die Frau findet? Jemand, der blöde genug ist, jedem
Cent hinterherzukriechen. Und ich habe es angefasst. Das Geld eines Mörders!«
    Und Hans Martinsen, Pechvogel vom Dienst, starrte so entsetzt auf
die Münzen, als habe er sich ganz bestimmt daran vergiftet.

Im Land des Riesen
    »Wie bei Hänsel und Gretel.« Arthur Pöltz sah auf den Beutel
mit den Geldstücken, der vor ihm lag. »Nur dass die Spur nicht mit Brotkrumen
gelegt wurde, sondern mit Geld.«
    Maria hatte sich auf dem Stuhl niedergelassen, der vor seinem
Schreibtisch stand. Sie öffnete die Papiertüte und holte den Schwedenplunder
heraus, den sie eben in der gegenüberliegenden Bäckerei gekauft hatte.
    »Ja. Sieht ganz so aus, als hätte unser Täter den guten Herrn
Martinsen angelockt.« Genussvoll biss sie in das süße Stückchen. »Die Tote
hatte auch jede Menge Geld lose in der Hosentasche. Münzen und Scheine. Über
achtzig Euro. So viel nimmt man nicht unbedingt mit, wenn man mal eben joggen
geht. War bestimmt die gleiche Nummer.«
    »Was für eine Nummer?«
    »Na, die Anlocknummer. Nach Geld bückt sich doch jeder. Martinsen
wurde so zur Leiche gelockt. Und vorher Lea Rinkner vom Weg ins Gebüsch. Oder
der Täter wollte, dass sie abgelenkt ist, damit er sich besser an sie
heranschleichen kann. Irgend so was.«
    Auch Arthur schien leicht abgelenkt. »Möglich«, antwortete er und
schaute mit wehmütigem Blick auf das Plunderteilchen in Marias Hand.
    Oh je! Arthurs Diät. Das hatte sie mal wieder vergessen.
    »Stört dich das?«, fragte Maria.
    »Nein, nein. Iss nur.«
    Arthur machte schon seit fast einem halben Jahr Diät und hatte
inzwischen deutlich abgenommen. Auch wenn Maria vermutete, dass er immer noch
einen guten Zentner Übergewicht mit sich rumschleppte. Aber Arthur war eisern,
und das hatte einen guten Grund: Sabine, sein neuer Schwarm.
    Maria beriet Arthur in Sachen Sabine. Die Treffen wurden sorgfältig
vor- und nachbereitet. Allerdings war außer Kaffeetrinken und Kinobesuchen noch
nicht viel passiert, und manchmal befürchtete Maria, dass Sabine die ganze
Angelegenheit vielleicht etwas anders sah als Arthur.
    »Wenn Alsberger wieder da ist, fahren wir zu den Angehörigen. Auf
nüchternen Magen schaff ich das nicht.«
    Irgendwie hatte sie immer das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen,
wenn sie in Arthurs Gegenwart etwas aß. Eine Zeit lang waren alle mit ihrem
Käsekuchen, den Thunfischstangen und Fleischkäsebrötchen in ihren Büros
verschwunden. Aber auf Dauer hatte das niemand durchgehalten, denn bei Arthur
Pöltz gab es immer Kaffee und ein offenes Ohr für Probleme aller Art.
    Er war die gute Seele der Abteilung. Und auch wenn er im Außendienst
wegen seines Übergewichts nicht mehr eingesetzt wurde, gehörte er genau wie
Dieter Mengert bei Mordfällen immer zum festen Kern des Ermittlungsteams.
    »Die war noch so jung. Gerade mal zwanzig. Was für ein Glück, dass Jörg
sie kannte«, sagte Maria, noch kauend. »Das spart uns eine Menge Arbeit. Die
Apothekerin hat sie eindeutig identifiziert.«
    Sie hatten in der Apotheke angerufen, die Jörg Maier genannt
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