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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
Autoren: Bastei Lübbe
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hatten Menschen auch den Barock gründlich satt, zumal er sich immer mehr verkünstelte (wir nennen ihn dann Rokoko). Die Leute verlangten nach Neuem und schlugen in einigen Fällen alles Barocke wieder ab. Außerdem wurde erst in dieser Zeit der Begriff für diesen Stil erfunden – der Barock selbst wusste also noch gar nicht, dass er barock war. »Baroque« meint eigentlich »regelwidrig, absonderlich«, kurz: »schlechter Geschmack«.
    Die Rückkehr der Antike II : der Klassizismus
    Der Barock war für die Zeitgenossen Ausdruck des Absolutismus, eines Herrschaftsverständnisses, bei dem alles auf den König oder Fürsten konzentriert ist. »L’État, c’est moi«, »der Staat bin ich« – der Satz, obgleich ihn Ludwig XIV. von Frankreich vermutlich nie gesagt hat, fasst den Absolutismus treffend zusammen. Ende des 18. Jahrhunderts kam diese Herrschaftsform auf recht blutige Weise aus der Mode. In Preußen regierte Friedrich der Große, der sich lieber als der erste Diener seines Staates sah, und in Paris machten die Revolutionäre den bekanntesten Vertreter des Absolutismus, den König von Frankreich, einen Kopf kürzer. Für die Philosophen wurde der Verstand das Maß aller Dinge. Kein Wunder,dass man sich erneut an die alten Griechen erinnerte, bei denen das Nachdenken über die Welt und ihre naturgemäßen Gesetze ihren ersten Höhepunkt erreicht hatte. Der deutsche Baumeister Leo von Klenze (1784–1864), der die Münchner Glyptothek und die Walhalla, die deutsche Ruhmeshalle bei Regensburg, geplant und gestaltet hatte, schrieb dazu: »Es gab und gibt nur Eine Baukunst und wird nur Eine Baukunst geben, nämlich diejenige, welche in der griechischen Geschichts- und Bildungsepoche ihre Vollendung gefunden hat.« Der Stil der neuen Zeit erhielt den Namen Klassizismus.
    Drei Stichworte beschreiben den klassizistischen Stil: Ruhe, Strenge, Erhabenheit. Statt Schlösser baute man nun bürgerliche Repräsentationsgebäude, etwa Theater, Museen und Universitäten. Wenn man von »Tempeln der Bildung« oder »Kulturtempeln« zu sprechen begann, so kam das nicht von ungefähr. Die Architekten bedienten sich der Elemente der antik-griechischen Sakralbauten, allen voran der Säulenordnung und des Portikus, einer von Säulen getragenen Eingangshalle.
    Mindestens einen Namen sollten Sie sich in diesem Zusammenhang merken, nicht zuletzt, weil halb Berlin von ihm geprägt ist: den des deutschen Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781–1841). Zwar hat Schinkel auch neogotische und neoromanische Gebäude errichtet, aber seine schönsten Entwürfe sind klassizistisch. Dazu gehören in Berlin die Neue Wache, das Alte Museum und das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt.
    Aber nochmals Vorsicht: In Deutschland haben wir es mit der besonders verwirrenden Situation zu tun, dass man um 1900 erneut anfing, im Stile des Klassizismus (also einer Epoche, die um 1840 zu Ende gegangen war) zu bauen. Der Neoklassizismus fiel ein bisschen gröber und ein bisschen monumentaler aus als sein Vorbild (das ja selbst schon ein Neo-Stilwar). Ein klassizistischer und neoklassizistischer Bau lässt sich nicht zuletzt daran erkennen, dass er immer ein wenig wirkt, als sei er aus einem Baukasten der Antike zusammengestellt – anders als die meisten Renaissancegebäude, die dem Betrachter harmonischer erscheinen.
    Die Architektur der Moderne
    Nach dem Klassizismus wird es ziemlich unübersichtlich in Sachen Baustile. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde noch weitgehend beherrscht vom Historismus, dessen Motto sich einfach zusammenfassen lässt: von allen Stilen irgendwas. Hier ein Renaissancetürmchen, dort ein gotisches Fenster, hier ein paar antike Säulen – und das alles möglichst groß und beeindruckend. Der Reichstag in Berlin und das Londoner Houses of Parliament sind Beispiele für diese Stilrichtung.
    Für die Zeit danach aber gerät man leicht in Gefahr, die Orientierung zu verlieren. Zwischen etwa 1890 und 1930 haben wir es gleichzeitig mit dem Pariser Jugendstil, dem Wiener Sezessionsstil, den amerikanischen Wolkenkratzern, dem russischen Konstruktivismus, dem italienischen Futurismus, dem holländischen Neoplastizismus (»De Stijl«), dem deutschen Bauhaus und dem deutschen Neoklassizismus zu tun. Wir greifen aus dieser Fülle nur zwei Beispiele heraus, um die Gegensätzlichkeit der Gleichzeitigkeit zu illustrieren: den Jugendstil und das Bauhaus.
    Zu Ende des 19. Jahrhunderts glaubten viele Menschen, in einer
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