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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
Autoren: Bastei Lübbe
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verändert hat – und sei es nur ein kleines bisschen.
    Also, seien Sie ein unternehmungslustiger Banause! Denn es ist einfach wunderbar, zwar nicht unbedarft, aber unbelastet von allen Geschmacksdebatten, all die schönen Künste zu entdecken und zu erleben. Blättern und schmökern Sie in diesem Buch, lassen Sie sich treiben, oder suchen Sie gezielt nach jenen Informationen, die für den nächsten Kulturtermin am Abend oder am Wochenende gerade nötig sind. Und eines können wir Ihnen versichern: Gerade die scheinbar größten Kulturkenner sind oftmals diejenigen, die das überraschend Neue anfangs völlig verkennen – wofür es auf den folgenden Seiten jede Menge Beispiele aus der Geschichte gibt. Dort, wo Sie als Kulturentdecker in Bewegung sind, da sind andere längst erstarrt. Und darum werden sich auch erst ganz am Ende die wahren Kulturbanausen entpuppen …

Bildende Kunst
    ARCHITEKTUR
    W er es darauf anlegt, kann den meisten Erscheinungen von Kunst und Kultur, die wir Ihnen in diesem Buch schmackhaft machen wollen, aus dem Weg gehen. Man vermag problemlos Museum, Theater und Oper zu meiden, Romane und Gedichtbände links liegen zu lassen und Konzertsäle zu scheuen. Einer Form der Kultur lässt sich aber nur schwerlich entkommen: der Architektur. Wir leben darin. Und sobald wir auch nur zum Fenster hinausschauen, werden wir mit Architektur konfrontiert. Wenn wir in die Stadt fahren: Architektur. In die Kirche gehen: Architektur. Uns an unseren Arbeitsplatz begeben: Architektur.
    Die Wissenschaft definiert Architektur in einem weiten Sinne als planmäßige Herstellung einer künstlichen Umhüllung von Raum. Nun kann man natürlich zu Recht fragen: Mag ja sein, dass alles, was gebaut wird, Architektur ist. Aber ist jede Art von Architektur zugleich Kunst und Kultur? Die Frage ist nicht so eindeutig und leicht zu beantworten, wie man vielleicht meinen möchte.
    Nehmen wir als Beispiel den Wohnungsbau: Bevor meine Familie während meiner Kindheit Ende der 70er-Jahre in ein eigenes Häuschen umzog, wuchs ich in einem Mietshaus auf, das aussah wie ein übergroßer Schuhkarton, den man mit Fenstern, Türen und Balkonen versehen hatte. Dieser Art von tristem Mehrfamilien-Wohngebäude bin ich später in vielen deutschen Städten begegnet. Offenbar handelte es sich um einen bundesweit verbreiteten Einheitsstil. Ich würde ihm keinen Wert als architektonische Kunst zuordnen. Warum?Nun, hinter diesen Häusern steckt keine schöpferische Idee – das wesentliche Merkmal für Kunst. Diese Wohnhäuser verhalten sich zur Architektur als Kunst wie eine Gebrauchsanweisung zu einem Roman.
    Wenden wir unseren Blick nun auf ein Hochhausviertel im Berliner Bezirk Neukölln mit dem Namen Gropius-Stadt. Die Gegend ist als sozialer Brennpunkt bekannt. Armut, Arbeitslosigkeit und eine hohe Kriminalitätsrate prägen das Viertel. Die Mehrheit der Menschen, wohl auch der Bewohner, würde Gropius-Stadt nicht unbedingt als »schön« bezeichnen. Schönheit, jedenfalls im herkömmlichen Sinne, ist aber in der Moderne und Postmoderne keine Beurteilungskategorie mehr. Danach lässt sich der Wert der Architektur nicht bemessen.
    Was hingegen entscheidend ist: Hinter den Hochhäusern der Gropius-Stadt steckt eine, wenngleich gescheiterte, gestalterische Idee. Sie wurde vom Chefplaner des Wohngebietes, dem deutsch-amerikanischen Architekten Walter Gropius (1883–1969), in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts formuliert und geht zurück auf den französischen Stadtplaner und Architekten Le Corbusier (1887–1965). Dessen Vorstellung war es schon seit den 1920er-Jahren gewesen, wirtschaftlich, zweckmäßig und funktional zu bauen. Man sprach vom »Neuen Bauen«, um sich vom wilhelminischen Neoklassizismus abzugrenzen. Bei der Gropius-Stadt legte der Architekt Wert auf grüne Achsen, und er achtete darauf, dass die Formen und Höhen der Gebäude ein harmonisches Ganzes ergeben. Wir kommen später noch einmal auf die Prinzipien dieses Baustils zurück. An dieser Stelle begnügen wir uns damit, als erste Erkenntnis festzuhalten: Unabhängig davon, ob wir das Ergebnis als dem Auge gefällig empfinden oder nicht, zeichnet sich Architektur als Kunst dadurch aus, dass ein Gestaltungswille dahintersteht.
    Was sagt Architektur aus?
    Dass Gropius und seine Kollegen so großen Wert auf Wohnarchitektur für breite Bevölkerungsschichten legten, war ein neues Phänomen in der Baugeschichte. Man kümmerte sich um die einfachen Leute und wollte
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