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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
Autoren: Bastei Lübbe
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Zeitenwende zu leben. Die Erkenntnisse der Physik brachten das bisherige Weltbild ins Wanken. Die sensibelsten unter den Künstlern spürten das Herannahen des Großen Krieges. Man sprach vom »Fin de Siècle«, was wörtlich übersetzt nur »Ende des Jahrhunderts« bedeutet. Aber dem Begriffhaftete ein Hauch von Abschied und Untergangsstimmung an – und das Gefühl der Dekadenz, der Überfeinerung. Der Jugendstil (in Österreich heißt er Sezessionsstil, in Frankreich Art Nouveau) drückt diese Haltung aus. Er ist Ihnen vielleicht von vielen Pariser Metrostationen bekannt: feine, geschwungene Linien, verspielte Formen, florale Motive. Kein Wunder, dass er einem Dandy wie Oscar Wilde besonders zusagte. Der Jugendstil reichte bis weit in die 1920er-Jahre hinein.
    1919 gründete der bereits erwähnte Architekt Walter Gropius in Weimar das sogenannte Bauhaus, eine Werk- und Lehrstätte (sechs Jahre später musste man von dort vor der Nazi-Landesregierung in Thüringen nach Dessau fliehen). Die Prinzipien des Bauhauses sind das Gegenteil des Jugendstils: Ornamentik und alles schmückende Beiwerk waren verpönt. Es lenke von der Schönheit und Kraft der klaren Linie ab, hieß es. Der österreichische Architekt Adolf Loos, der die Grundsätze des Bauhauses vorwegnahm, schrieb 1908 gar ein Manifest mit dem Titel »Ornament und Verbrechen«. Die Form fügte sich nun der Funktion (»form follows function«) – das war das Motto nicht nur von Architekten, sondern auch von Designern, die Alltagsgegenstände gestalteten. Vielen Menschen erschien dies kalt und seelenlos. Aber die Klarheit der Architektur hat eine ganz eigene Ästhetik – und die ist keineswegs eintönig. Wer einmal die Vielfalt der Formensprache dieses Neuen Bauens kennenlernen will, sollte die Weißenhofsiedlung in Stuttgart besuchen. 1927 errichteten hier 17 führende Architekten 63 Wohnhäuser. Viele große Namen der Klassischen Moderne sind hier vertreten: Ludwig Mies van der Rohe, Peter Behrens, Le Corbusier, Hans Scharon und Walter Gropius.
    Je näher wir der Gegenwart kommen, desto schwieriger wird es, einen einheitlichen Stil zu benennen. Unter den heutigen Architekten versucht jeder für sich, eine Formensprachezu entwickeln. Die folgenden Listen der je fünf wichtigsten Architekten der Gegenwart und der Vergangenheit mögen Ihnen dabei helfen, ein Gefühl für neue und alte Baumeister und ihre Werke zu bekommen. Oder Sie halten einfach die Augen offen. Schließlich ist Architektur überall.
    Fünf wichtige Architekten der Gegenwart
      1.  Sir Norman Foster (*1935). Eine Arbeit dieses britischen Vertreters einer sogenannten Hightech-Architektur (man kann sehen, welche Technik dahintersteckt) sehen die Deutschen fast jeden Tag in den Nachrichten: die moderne Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin.
      2.  Daniel Libeskind (*1946). Der als Kind jüdischer Eltern im polnischen Lodz geborene US-Amerikaner versucht mit seiner Architektur, Geschichten zu erzählen. Bekanntestes Objekt in Deutschland: das Jüdische Museum in Berlin.
      3.  Günter Behnisch (*1922–2010). Er stützte mit seinem Büro »Behnisch & Partner« den guten Ruf Stuttgarts in der Welt der zeitgenössischen Architektur. Bekanntester Bau: das Olympiastadion in München.
      4.  Zaha Hadid (*1950). Die Tochter irakischer Eltern hat heute die britische Staatsbürgerschaft. Ihr vom Konstruktivismus beeinflusster Stil gilt als Architektur des 21. Jahrhunderts. Beispiel in Deutschland: das Wissenschaftsmuseum Phaeno in Wolfsburg, von der »Welt am Sonntag« als »Ufo aus Beton« bezeichnet.
      5.  Oscar Niemeyer (*1907). Wer darf schon mal eine ganze Hauptstadt planen? Der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer durfte: Seit den 1950er-Jahren war er für die Errichtung Brasilias, der Hauptstadt Brasiliens, verantwortlich. Die öffentlichen Gebäude entwarf der Sohn deutscher Einwanderer selbst. Die Kapitale ist inzwischen Weltkulturerbe. 2,5 Millionen Menschen leben in ihr und ihren Satelliten.
    Fünf wichtige Architekten der Vergangenheit
      1.  Anthemios von Tralles. Er lebte im 6. Jh. n. Chr. und erbaute zusammen mit Isidores von Milet (dem Älteren) auf Befehl Kaiser Justinians die Hagia Sophia, das bedeutendste Bauwerk in Byzanz und eines der wichtigsten der Welt. Seine Kuppel machte allerdings Probleme: Sie stürzte 553 und 558 ein.
      2.  Filippo Brunelleschi (1377–1446). Seine Kuppel hält hingegen bis heute: Brunelleschi setzte sie dem Dom zu
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