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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi
Autoren: Jon Land
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PROLOG
    »Test eins, zwei, drei …«
    Das winzige Aufnahmegerät spie seine Stimme zu ihm zurück, und David Kurcell drückte auf die Stopptaste. Zufrieden mit dem Test, ließ er das Band zurücklaufen und hielt sich den Sony wieder an die Lippen.
    »Zwei Uhr morgens«, sagte er leise und sah über den Berghang hinab. »Ich habe den Konvoi vor neunzig Minuten auf der Route sechzehn in der Nähe von Hoocher's Gap aufgespürt. Bin ihm nach einer halben Stunde Fahrt auf Straßen ohne Kennzeichnung gefolgt. Die Lastwagen haben keine Nummernschilder oder andere Kennzeichnungen. Eine große Anzahl Wachsoldaten innerhalb der Basis.«
    David legte den Sony neben sich auf den Boden und sah durch das Fernglas. Eine neue Gestalt war in der Basis unter ihm aufgetaucht, die erste, die David entdeckt hatte, die keine übliche Armeeuniform trug. Der Mann war mit einfachen schwarzen Hosen und einem schwarzen Rollkragenpullover bekleidet. Er war so breit, daß es fast aussah, als wären seine Schultern ausgepolstert. Er ragte einen vollen Kopf über die Soldaten hinaus, an denen vorbei er sich in Richtung auf die Laster bewegte. Selbst im Dunkeln konnte David erkennen, daß etwas an seinen strohfarbenen Haaren seltsam war, einfach nicht stimmte. Das Haar hörte kurz vor den Ohren des großgewachsenen Mannes auf und umrahmte seinen Schädel, als hätten nur die von einem Topf geschützten Haarsträhnen den letzten Schnitt überlebt. Diese Vorstellung veranlaßte David, nach seinen langen braunen Locken zu greifen und eine Hand durch sie gleiten zu lassen.
    Er hörte ein entferntes Rumpeln und richtete das Fernglas von dem Stützpunkt weg in Richtung auf die ungekennzeichnete Straße, die an ihm vorbeiführte. Er hielt es mit einer Hand fest, nahm den Sony wieder auf und drückte auf AUFNAHME. »Drei weitere Lastwagen nähern sich. Ebenfalls ohne Kennzeichen. In jeder Hinsicht identisch mit den anderen, die ich hierher verfolgt habe.«
    Bei den Lastern handelte es sich um die gleichen Modelle, moderne und windschlüpfrige Schwertransporter. Modernste Fahrzeuge des Raumzeitalters aus glänzendem, hartem, grünem Stahl. Vermutlich gepanzert. David verfolgte sie mit dem Fernglas, während sie sich langsam in Richtung auf den Luftwaffenstützpunkt Miravo schoben, einen früheren Sitz des Strategischen Luftwaffenkommandos – des Strategie Air Command, auch als SAC bekannt –, der vor zwei Jahren aufgegeben worden war.
    Sein Herz pochte noch immer vor Aufregung. Diesmal durfte er nicht wieder Mist bauen. Er hatte seine Lektion gelernt, als er vor Monaten Artikel für die College-Zeitung schrieb. Ein Freund aus dem Wohnheim, der im Krankenzimmer mithalf, hatte darauf bestanden, daß drei Studenten sich den Aids-Virus nach kurzen Aufenthalten dort zugezogen hatten. Nachdem die Geschichte veröffentlicht worden war, hatte seine Quelle jedoch alles abgestritten und David mit nur ein paar hingekritzelten Notizen zur Erhärtung seines Berichts zurückgelassen. Er war aus der Redaktion geworfen worden, und sein Traum, ein Enthüllungsreporter zu werden, hatte einen herben Rückschlag erlitten. Es war ihm peinlich, er sonderte sich von den anderen ab und hatte es nur mit Mühe und Not geschafft, den Rest des Semesters hinter sich zu bringen, bevor er das College verließ und seinen Jeep Wrangler in Richtung Westen steuerte.
    Mitte April hatte er ein paar Freunde getroffen, die in den Colorado Rockies kampierten. Er hatte an diesem ersten Abend schon ein paar Dosen Bier in sich hineingeschüttet, als vier Schwertransporter über die kaum erkennbare Straße unter ihnen rollten.
    »O Mann«, sagte einer seiner Freunde nachdenklich. »Das hört ja gar nicht mehr auf.«
    »Was?« stieß David hervor und versuchte bereits, das Bier aus seinem Kreislauf zu vertreiben.
    »Der dritte Abend, der dritte Konvoi. Na und?«
    Seine Neugier war geweckt, und am nächsten Tag begleitete David seine Freunde nur bis zur nächsten Ortschaft, um dem örtlichen Elektronikladen einen Besuch abzustatten. Von dort kehrte er in die Berge zurück und begann seine nächtliche Wache, das Diktiergerät und den Camcorder stets einsatzbereit. Diesmal würde er die Sache nicht vermasseln. Diesmal würde er nicht ohne klare Beweise dastehen. Sein Traum war ihm zurückgegeben worden, und diese Chance würde er nicht vertun.
    Dennoch war er nach drei ereignislosen Nächten innerlich schon zum Aufgeben bereit gewesen, als er in dieser Nacht in der tödlichen Stille und
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