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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
Autoren: Bastei Lübbe
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Zweck dessen, was sie schafft, nicht aus dem Auge verlieren. Eine Burg musste ihrer Aufgabe als Schutz vor Invasoren gerecht werden. Eine Kathedrale diente sicherlich in erster Linie der Verherrlichung Gottes, sonst wäre ein so gewaltiger Aufwand überflüssig gewesen, dennoch mussten die Gläubigen darin beten können. Ein Palast sollte von außen Reichtum und Macht verkörpern, aber man sollte auch einigermaßen bequem darin lebenkönnen. In einem Museum erwartet man Platz für die Ausstellungsobjekte.
    2. die finanziellen Mittel. Selbst wenn sich der eine oder andere Bauherr bis über die Halskrause verschulden mag, ist irgendwann die Grenze des Finanzierbaren erreicht. Da Bauen in der Regel teurer ist als Malen, Theater spielen oder Romane schreiben, spüren die Architekten diese Beschränkung am stärksten.
    3. die Statik. Die hochfliegenden Pläne der Architekten müssen heute stets von Statikern überprüft werden, damit wir es am Ende nicht mit einstürzenden Neubauten zu tun haben – was in früheren Zeiten der Fall war: Die Kuppel der Hagia Sophia in Byzanz stürzte zweimal ein, bevor der Statiker Isidores von Milet (der Jüngere) sie 562 so umgebaut hatte, dass sie heute noch hält.
    An den Säulen sollt ihr sie erkennen – die Antike
    Wenn Sie vor einer Kirche, einem Rathaus, einem Schloss, einem Tempel (oder seinen Resten) aus der Antike oder einem anderen Gebäude stehen, mögen Sie sich als Erstes fragen: Wo lässt es sich in der Baugeschichte verorten? Die Antwort auf diese Frage hilft, die Idee, die dem Bauwerk zugrunde liegt, zu verstehen. Auf diese Weise werden Sie sicherlich viele Details entdecken, in denen sich diese Idee widerspiegelt. So können Sie am leichtesten eine Entdeckungstour durch die Architektur starten. Auf den folgenden Seiten machen wir Sie deshalb mit den wichtigsten Stilmerkmalen der jeweiligen Epochen vertraut. Wir beginnen in der Antike.
    Ich erinnere mich noch lebhaft an meinen ersten Besuch in Athen. Ich war damals Volontär einer regionalen Tageszeitung, und bei der Fahrt handelte sich um eine Pressereise, dievon der griechischen Regierung organisiert war. Einer unserer Ausflüge führte uns mit dem Bus auf die Akropolis, was wörtlich »Oberstadt von Athen« heißt. Ich weiß noch, dass ich mir zwischen den Säulen des Parthenons, des der Göttin Athene geweihten Haupttempels, verloren vorkam. Ich bewunderte schon damals die technische Leistung der Baumeister. Aber erst später wurde mir bewusst, was der Architekt Iktinos (2. Hälfte des 5. Jhr. v. Chr.) und seine Kollegen hier wirklich geleistet haben.
    Der Parthenon wird als der perfekteste dorische Tempel angesehen, der je errichtet wurde. Man kann an ihm das wichtigste Prinzip der antiken griechischen Architektur ablesen: die Harmonie der Maße. So finden wir zum Beispiel an vielen Stellen den Goldenen Schnitt. Er gilt als Ausdruck größter Harmonie – und wird von den meisten Menschen auch so empfunden. Bei ihm stehen zwei Strecken in einem solchen Verhältnis zueinander, dass sich der kleinere Abschnitt zum größeren verhält wie der größere zur gesamten Strecke. Breite und Gesamthöhe, Höhe bis zum Architrav (auf den Säulen ruhender Querbalken) zu Resthöhe, Höhe über den Kapitellen (Säulenköpfe) zu Giebelhöhe, Säulenbreite zu Säulenzwischenraum, Metopenhöhe zu Architravhöhe – all diese Maßverhältnisse entsprechen dem Goldenen Schnitt. Metopen sind übrigens die rechteckigen Platten oberhalb des Architravs, also des Querbalkens.
    Womit wir schon bei den Stilmerkmalen wären. Der Parthenon entspricht der dorischen Bauweise, einer von drei wesentlichen Säulenordnungen. Die anderen beiden heißen ionisch und korinthisch. Säulenordnung bedeutet: Die Art der Säulen gibt Aufschluss über die Entstehungszeit und die Proportionen des Baus. Man kann die drei Hauptrichtungen am besten an den Säulen selbst und ihren Aufsätzen, den Kapitellen, unterscheiden. Das trifft sich nicht zuletzt deshalbgut, weil von vielen antiken Tempeln nur noch die Säulen erhalten sind.
    x Die dorische Säule, die älteste Form, steht ohne Basis direkt auf dem Boden und verdickt sich nach unten. Sie hat 16 bis 20 längsförmige Vertiefungen (Kanneluren) sowie ein schmuckloses, wulstförmiges Kapitell.
    x Die ionische Säule ist schlanker, steht auf einer Basis und verfügt über 20 bis 24 Kanneluren. Das flache Kapitell endet in zwei schneckenförmigen Verzierungen (sogenannten Voluten).
    x Die korinthische
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