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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren
Autoren: Susanne Fuelscher
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du sofort gesagt, dass du das nicht willst! ›Ich liebe dich …! Will immer mit dir zusammenbleiben …! Hab noch ein bisschen Geduld mit mir …!‹«
    Ich schluckte gegen einen zähen Kloß an, gleichzeitig fing es hinter meinen Augen fürchterlich an zu brennen. Bloß einen Pulsschlag später heulte ich los. Mit einem Mal war mir klar geworden, dass es zu Ende gegangen war, genau in dieser Sekunde, hier, auf dieser Jacht, wo uns der Herbstwind ins Gesicht blies. Filippo nahm mich in den Arm, streichelte meine Haare, aber er nutzte nicht die Gunst der Stunde, um mich, wie er es noch vor ein paar Minuten getan hätte, zu befummeln. Es verstrichen bloß wenige Sekunden, dann machte er sich wieder los, sah mich mit Tränen in den Augen an und ging wortlos zurück zu den Feiernden.
    ***
    Ich fühlte mich verdammt elend. Unsensibel. Herzlos. Verlassen. Einsam. Und weil es beschissener nicht mehr werden konnte, riss ich mir den Vampirumhang von den Schultern und trampelte darauf herum, als wäre er schuld an allem. Eine Tür klappte, im nächsten Moment taumelte mir ein besoffener Luca vor die Füße und kotzte über die Reling.
    Als er fertig war, ließ er sich erschöpft auf die Holzplanken sinken. Ich hockte mich neben ihn, reichte ihm ein Taschentuch.
    Â»Alles klar?«, fragte ich überflüssigerweise. Ich hatte Luca nie zuvor in einem solch desolaten Zustand erlebt. Normalerweise trank er, wenn überhaupt, gerade mal ein Bier. Er verabscheute betrunkene Leute, umso verwunderlicher, dass er sich die volle Dröhnung gegeben hatte.
    Â»Nichts ist klar«, nuschelte er und ließ seinen Kopf auf die Knie sinken, dann sah er mich durch seine Arme hindurch mit schmerzerfülltem Blick an. »Weißt du, was Jade gerade treibt?«
    Â»Eng tanzen? Mit diesem Blonden?«
    Â»Das war Phase eins. Danach kam Phase zwei: im Sitzen knutschen. Wahrscheinlich sind sie jetzt schon bei Phase drei. Im Liegen …« Er unterbrach sich. »Boah, ist mir schlecht.«
    Er rappelte sich hoch und übergab sich ein weiteres Mal. Ich fühlte mich total hilflos, konnte überhaupt nichts tun, damit es ihm besser ging. Nur abwarten, bis alles draußen war.
    Â»Soll ich mal nach ihr sehen?«, fragte ich, als er wieder neben mir kauerte.
    Seine Schultern zuckten in die Höhe. »Bringt doch nichts. Ist ja auch so alles klar.« Er prüfte, ob sein T-Shirt auch keine Spritzer abbekommen hatte. »Und du? Wieso hockst du hier allein in der Kälte rum? Wieso bist du nicht bei deinem Freund?«
    Â»Weil es aus ist«, sagte ich. »Deswegen.«
    Luca lachte. »Quatsch. Erzähl keinen Scheiß.«
    Â»Das ist kein Scheiß, Luca. Wir haben eben Schluss gemacht.«
    Â»Aber wieso, ich dachte …«
    Â»Nicht jetzt«, unterbrach ich ihn. »Ich erzähl’s dir ein andermal.«
    Luca nickte bloß, dann sank sein Kopf gegen meine Schulter.
    Â»Bei mir dreht sich alles«, stöhnte er. »Wie beim Karussellfahren.«
    Â»Besser, man besäuft sich gar nicht erst, oder? Auch wenn die Freundin fremdknutscht.«
    Â»Besser, man ist vorher schlauer als hinterher.« Luca hob seinen Kopf ein paar Zentimeter, lächelte schwach.
    Â»Soll ich dir Wasser holen?«, bot ich mich an.
    Â»Gerne. Und sag Jade, sie kann mich mal.«
    Das tat ich nicht. Das tat ich erst später, als wir im Bus saßen und nach Hause fuhren. Jade und ich hatten uns zwei Plätze im vorderen Teil des Busses organisiert, Filippo und Luca waren so spät eingestiegen, dass sie nur noch in der letzten Reihe Platz gefunden hatten. Die meisten unserer Freunde schliefen völlig erledigt, bloß Mira und Lisa auf der Bank neben uns unterhielten sich gedämpft.
    Â»Ja, mach mich nur fertig«, nörgelte Jade, indem sie sich aus ihrer Jacke ein Kissen baute und es am Fensterrahmen zurechtrückte. »Du hast einfach keine Ahnung, okay?«
    Â»Weiß ich«, entgegnete ich gereizt. »Ich hab ja nie Ahnung.«
    Â»Blitzmerkerin. Leute, die den Durchblick haben, würden nämlich niemals mit Filippo Schluss machen.«
    Â»Wir haben beide Schluss gemacht. Und zwar gleichzeitig.«
    Â»Ja! Weil er sich nicht anders zu helfen wusste! So sieht’s doch aus.« Jades Stimme kippte in eine höhere Tonlage, als sie weitersprach: »Das hat er nicht verdient, Lena. Er liebt dich nämlich.«
    Â»Aber Luca
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