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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren
Autoren: Susanne Fuelscher
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hat es verdient, dass du in seiner Anwesenheit mit einem anderen rummachst?«
    Statt etwas zu erwidern, rupfte Jade verzweifelt an einem Faden, der sich an der Kopfstütze des Vordersitzes gelöst hatte. »Ich weiß, du kannst es nicht mehr hören … Die Sache mit der großen Liebe …«
    Â»Bitte nicht«, ächzte ich.
    Â»Lass mich ausreden. Diesmal … Ehrlich, ich schwör’s … Mit Jeff – das ist was ganz Großes.«
    Ich stöhnte so entnervt auf, dass Mira neugierig ihre Lauscher aufstellte. »Jade, du hast sie nicht mehr alle.«
    Â»Und wennschon. Ist mir doch egal.« Sie trommelte gegen den Vordersitz. »Weil … weil einfach was ganz Irres passiert ist, etwas, das nur einmal im Leben …«
    Â»So wie bei Luca«, unterbrach ich sie.
    Â»Das war was völlig anderes! Überhaupt nicht zu vergleichen.«
    Ich rollte nur mit den Augen. Bei Luca hatten sich doch auch die großen Weiten vor ihr aufgetan, aber das schien sie im Eifer des Gefechts einfach vergessen zu haben. »Hast du überhaupt seine Telefonnummer?«, erkundigte ich mich.
    Â»E-Mail, Handy, Festnetz. Alles.« Sie blickte mich triumphierend an. »Wetten, dass mein Bauchgefühl mich nicht täuscht?«
    Â»Ich wette nicht, wenn’s um Liebe geht.« Ich drehte mich nach Luca und Filippo um, die Seite an Seite auf der Rückbank dösten. »Armer Luca.«
    Â»Ja! Reib’s mir nur unter die Nase! Meinst du, ich fühle mich besonders heroisch?«, jammerte sie, als wäre sie die Leidtragende.
    Â»Du hättest mit deiner großen Liebe wenigstens bis morgen warten können. Anstandshalber.«
    Â»Ich weiß.« Jade ging in ihrer Kopfkissenecke auf Tauchstation.
    Â»Und? Was ist so toll an Jeff?« Sofort fuhr ihr Kopf herum und sie lächelte selig: »Er ist nicht so ein Baby wie die Jungs in unserer Klasse.«
    Â»Und weiter?«
    Â»Halt dich fest, Lena! Er spielt Bass in einer Band!« Ihre Augen glänzten fiebrig. »Nächstes Jahr nach dem Abi will er erst mal ein paar Monate durch Asien touren.«
    Â»Super Voraussetzung für was Festes«, spottete ich.
    Â»Aber was das Tollste ist«, überging sie meine Bemerkung, »ich hab ihn überzeugt, dass es uncool ist, Fleisch zu essen.«
    Â»Na, bravo«, murmelte ich und zog die Daunenjacke über meinen Kopf. Mein Magen fühlte sich mit einem Mal so schwer an, als hätte ich tatsächlich ganze Kälber und Hühner samt Federn verputzt. Ich gönnte Jade ja ihr Glück, trotzdem tat mir Luca leid. Genau so, wie ich mir selbst leidtat. Natürlich ging die Sache mit Filippo nicht spurlos an mir vorbei. Mein erster Freund. Und nun gab es ihn eben nicht mehr. Einerseits war ich erleichtert, andererseits tat es so weh, dass ich kaum noch Luft bekam. Mama hatte Filippo nur ein paarmal zwischen Tür und Angel gesehen und vorsichtig den Verdacht geäußert, ob ich vielleicht bloß mit ihm zusammen wäre, weil es in meinem Alter eben dazugehörte, einen Freund zu haben. Damals hatte ich gelacht, jetzt fand ich, dass sie möglicherweise gar nicht so falschgelegen hatte. Er war im richtigen Moment zur Stelle gewesen, hatte mich umgarnt, auf Händen getragen und dafür hatte ich ihn geliebt. Vielleicht war das aber wirklich schon alles gewesen. Vielleicht war es mir nie um den Menschen Filippo gegangen. So sexy er auch sein mochte.
    Als wir knappe zwei Stunden später aus dem Bus stiegen, war er mit einem Mal neben mir und raunte mir ins Ohr: »Schade, tesoro . Aber vielleicht im nächsten Leben.« Er schickte ein kleines Fragezeichen hinterher, worauf ich nickte.
    Â»Im nächsten Leben ganz bestimmt«, gab ich tapfer zurück, um nicht nur ihn, sondern auch mich selbst zu trösten.
    Dann trottete er davon und ich musste so sehr weinen, dass mich Jade und Luca abwechselnd in den Arm nahmen. Dabei schienen sie sich mächtig anzustrengen sich gegenseitig zu ignorieren, was mich umso trauriger stimmte. Luca und Jade, Filippo und ich – das Vierergespann gehörte nun endgültig der Vergangenheit an.

18.
    Venedig war die Stadt der Brücken, Paläste und Kirchen, die frühmorgens vom Nebel verschluckt waren, doch schon wenig später in der Sonne glänzten. Ganz wie es im Reiseführer stand. Es war aber auch die Stadt der älteren Damen, die in glockig geschnittenen
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