Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0422 - Der Werwolf-Jäger

0422 - Der Werwolf-Jäger

Titel: 0422 - Der Werwolf-Jäger
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Sie lag zwischen den verkohlten Balken des Hauses. Ihr Körper war mit schrecklichen Wunden übersät. Das Blut war in die Asche gelaufen oder hatte sich an einigen Stellen mit dem harschigen Schnee vermischt. Die Tote lag auf dem Rücken. Die gebrochenen Augen starrten anklagend in den Himmel, als würden sie dort, wo selbst die Sonne traurig wirkte, so etwas wie Hoffnung finden.
    Die Hütte hatte am Waldrand gestanden. Ein stolzes Blockhaus war es gewesen. Sehr stabil gebaut, mit einem großen Kamin aus feuerfesten Steinen, der in den langen Wintermonaten Wärme spendete.
    Das war jetzt vorbei.
    Hinter den Trümmern begann der Wald. Dicht, verschneit, leer wirkend. Die Bäume schienen unter dem Druck der Schneemassen zu leiden. Hin und wieder, wenn die Last des Schnees zu sehr drückte, rutschten Klumpen von den Zweigen und fielen zu Boden.
    Manchmal brach auch ein Ast. Das trockene Krachen hörte sich an wie ein ferner Gewehrschuß, dessen Echo durch die stille Landschaft getragen wurde.
    Vor der Hütte begann das Meer. Flach und dennoch leicht wellig.
    Ein Ozean aus Schnee und Eis. Im Sommer war es dieweite, grüne Tundra, doch der kalte Winter hatte alles Leben unter sich begraben, und es schien so, als würde es nie mehr erwachen.
    Sibirien war auch das Land der Wölfe.
    Im Sommer fanden sie auf ihren streunenden Gängen genug Beute, dann griffen sie kaum Menschen an. Im Winter aber, wenn es ihnen an Nahrung fehlte, suchten sie auch die verstreut liegenden Siedlungen der Menschen auf, um Tiere zu reißen oder, wenn sie keine fanden, auch über Menschen herzufallen.
    Nur um die verbrannte Erde schlugen die Tiere einen großen Bogen. Sie, die immer neugierig waren, spürten, daß etwas anders war als sonst. Da war nicht nur etwas abgebrannt, da mußte auch noch etwas lauern. Für die Tiere eine Warnung. Sie besaßen einen ausgezeichneten Instinkt und wußten, wann sie sich herantrauen konnten und wann nicht.
    Der Mensch dachte da anders.
    Vor allen Dingen der Mann, der auf seinem Schlitten die Weite des Landes durchfuhr.
    Von vier Hunden wurde der breite, stabile Holzschlitten gezogen. Er hatte an seiner Rückseite noch einen Aufbau, so daß die Waren, die dort lagerten, auch bei schneller Fahrt nicht herabfallen konnten.
    Vom Gesicht des Mannes, der die Leine in den Händen hielt, war nicht viel zu sehen. Eine Mütze aus Bärenfell bedeckte den Kopf.
    Und aus Bärenfell war auch der Mantel gefertigt, der seinen Körper vor der beißenden Kälte schützte.
    Während der Fahrt stach der Wind gegen sein vermummtes Gesicht.
    Seit Stunden schon begleiteten ihn die typischen Geräusche, an die er sich längst gewöhnt hatte und die er kaum noch hörte.
    Es war das Keuchen der vier Hunde, das scharfe Gleiten der Kufen über den verharschten Schnee und dazwischen das nur leise Säuseln des Windes, der über die unendlich erscheinende Fläche strich.
    Die Hunde liefen in gleichmäßigem Tempo. Sie waren daran gewohnt, konnten kilometerweit laufen, ohne Ermüdungserscheinungen zu zeigen, und das mußten sie auch in dieser einsamen Landschaft.
    Der Mann hieß Michail Chirianow!
    Seit er sich daran erinnern konnte, hatte er in diesem Teil des Landes gewohnt, zwischen zwei großen Flüssen, wo die Einsamkeit die Bewohner formte und ihnen ihr Leben aufzwang. Er war groß geworden, sogar zur Schule gegangen und hatte sehr viel gelernt, denn Chirianow verfügte über eine überdurchschnittliche Intelligenz.
    Dabei hatte er das Glück gehabt, auf einen Lehrer zu treffen, der von Moskau in sein Dorf versetzt worden war und seine umfangreiche Büchersammlung mitgebracht hatte. Michail war sehr gelehrig gewesen. Er wußte nicht allein, wie man überlebte, er hatte auch in den langen Winternächten am Feuer gesessen und Bücher studiert.
    Alles, was sein Lehrer mitgebracht hatte, war von ihm buchstäblich verschlungen worden, und so hatte er Dinge gelernt, die die meisten der hier wohnenden Menschen nicht kannten.
    Sogar eine fremde Sprache hatte er sich einigermaßen gut beigebracht, so daß er sich mit einem Engländer unterhalten konnte. Es blieb nicht allein bei der schöngeistigen Literatur. Er hatte auch bei seinen Landsleuten gesessen und sich die alten Geschichten angehört. Über Schneemonster, gefährliche Geister und Werwölfe.
    Die Werwölfe interessierten ihn besonders. Chirianow hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mehr über diese Bestien in Erfahrung zu bringen, und es war ihm auch gelungen.
    Er war Begebenheiten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher