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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren
Autoren: Susanne Fuelscher
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mich fast besser kannte als meine beste Freundin, der süßeste Lackaffe der Welt. Jade und Filippo waren Lichtjahre von uns entfernt und mit einem Mal wurde mir klar, dass ich schon länger in ihn verliebt gewesen sein musste, ohne die vielen Schmetterlinge in meinem Bauch überhaupt zu bemerken.
    In dieser Nacht, unserer letzten Nacht in Venedig, schliefen wir in einem Bett. Mama gab ihre Bettseite frei und ging zu Anna rüber, nachdem ich ihr stammelnd zu verstehen gegeben hatte, was soeben passiert war – ich hätte kaum damit gerechnet, dass sie überhaupt mitspielen würde. Aber offensichtlich war sie nicht so begriffsstutzig wie ich und hatte schon früher erkannt, was los war. Kurz darauf lagen Luca und ich dann in unseren Schlafanzügen da, hielten uns in den Armen, küssten uns mal zärtlich, mal leidenschaftlich und Luca flüsterte mir immer wieder ins Ohr, wie sehr er mich liebte. »Und du, Lena?« Seine Hand fuhr auf meinem Arm Schlangenlinien.
    Â»Was ich?«
    Â»Du weißt genau, was ich meine.«
    Automatisch griff ich nach meinem blauen Herz. »Ich habe die schönste Kette der Welt.«
    Â»Das ist keine Antwort auf meine Frage!« Luca zwickte mich sanft. »Wie du mich findest, will ich wissen!«
    Â»Du bist ein Lackaffe. Ein richtig blöder Typ mit Polohemd und manchmal schmierigen Gelhaaren.« Ich machte eine kleine Pause. »Aber zufälligerweise liebe ich dich auch.«
    In dieser Nacht bekamen wir kein Auge zu. Weil wir die Finger nicht voneinander lassen konnten, weil wir uns immer wieder kichernd an unseren ersten Kuss erinnerten und weil es so wunderschön war, dem Atem des anderen zu lauschen, während Venedig in einen tiefen Schlaf fiel.
    ***
    Wir waren also ein Paar, so richtig mit allem Drum und Dran. Es fühlte sich komisch an und doch ganz selbstverständlich, als hätten wir monatelang bloß darauf hingearbeitet, endlich zusammenzukommen, und uns nur nicht getraut. Luca meinte, ich hätte ihn in Venedig zuerst geküsst, was ich vehement bestritt, ohne mir ganz sicher zu sein, wie es tatsächlich abgelaufen war. Aber ich hatte angeleiert, dass wir in einem Bett schliefen – das ließ sich beim besten Willen nicht leugnen. Knutschen mit Luca – dafür gab es eine glatte Zehn. Das letzte Drittel ergab sich aber erst sehr viel später. Es war an Lucas siebzehntem Geburtstag und ich musste mich kein bisschen zwingen es zu tun, weil es in diesem Moment einfach so sein sollte. Davor erlebten wir viele Monate des Verliebtseins, in denen wir auf meinem oder seinem Bett herumlagen und uns streichelten, mal züchtig oberhalb, mal unzüchtig unterhalb der Gürtellinie. Es waren Monate, in denen Luca mir auch so intensiv bei den Schulvorbereitungen half, dass ich mich in fast allen Fächern um eine Note, in Physik sogar um zwei Noten verbesserte. Und es waren Monate, in denen wir eng umschlungen durch den Schnee stapften, in unserem alten Venedig-Vierergespann Weihnachten feierten, in unserer Küche saßen und Espresso aus Mamas neuer Espressomaschine tranken (ein Geschenk von Onkel Paul) und uns darauf freuten, im kommenden Sommer endlich unser Pärchenzelt einzuweihen.
    Jade fand die Sache mit Luca und mir von der ersten Sekunde an okay – mehr noch, sie meinte, ja schon immer prophezeit zu haben, dass wir beide einfach zusammengehörten. Es war eine wunderschöne Zeit. Ich glücklich mit Luca, Jade glücklich mit Jeff. Gemeinsam retteten sie die Tierwelt, knutschten, retteten wieder die Tierwelt und knutschten, ohne dass ihnen die Puste ausging. Der einzige Verlierer in diesem Spiel war Filippo. Er hatte reichlich gekränkt auf Luca und mich reagiert und sich sofort eine x-beliebige Blondine fürs Bett zugelegt. Immerhin ging er mit Begeisterung zur Schule – was mir ein kleiner Trost war. Doch Luca und ich liefen immer seltener im Tre Stelle auf und irgendwann waren Filippo und er einfach keine Freunde mehr. So etwas passierte. So war das Leben.
    Dafür liebte ich Luca mit jedem Tag mehr und ich hatte auch nichts dagegen, dass er Millimeter um Millimeter wuchs und mich eines Tages um einen halben Kopf überragte. Aber das war Nebensache. Viel wichtiger war etwas ganz anderes. Nämlich dass der Lackaffe zu mir gehörte und ich zum Lackaffen und wir nicht vorhatten dies in absehbarer Zeit wieder zu ändern.
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