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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren
Autoren: Susanne Fuelscher
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ich fand ihre Kostümierung ziemlich gelungen.
    Der Bus fuhr los und mit jedem Kilometer, den er sich Richtung Ostsee bewegte, wuchs meine Vorfreude. Zum ersten Mal in diesem Jahr würde ich das Meer zu Gesicht kriegen. Vielleicht blieb sogar Zeit für einen kleinen Strandspaziergang, und falls nicht, war es trotzdem irgendwie aufregend. Im Moment nervte mich nur, dass Filippo die Busfahrt nutzte, um mir unentwegt Küsse auf die Wange zu schmatzen oder mich mit seinem Gammelgebiss anzugrinsen.
    Â»Hör auf, das ist eklig«, sagte ich und rutschte ein Stück von ihm ab. »Und nimm bitte die braunen Zähne raus.«
    Er gehorchte zwar, war aber sofort wieder mit seinen Lippen an meinem Hals. Gleichzeitig arbeitete sich seine Hand durch die Jackenschichten hindurch und plötzlich war er unter meinem T-Shirt, wo er vermutlich das suchte, was man Brüste nannte.
    Ich hörte Benjamin und Mira, die in der Reihe hinter uns saßen, erst unterdrückt lachen, dann prusteten sie lauthals los. Unseretwegen oder nicht – ich wollte nicht hier, an diesem Ort, von Filippo befummelt werden und schob seine Hand weg.
    Â»Warum nicht?«, säuselte er in mein Ohr.
    Â»Wir sind zufällig nicht allein.«
    Â»Kriegt doch keiner mit.« Seine Hand kam ein zweites Mal angekrabbelt und versuchte sich nun – ich konnte es kaum fassen – in meine Jeans zu zwängen.
    Â»Pfoten weg, okay?« Ich boxte ihn auf den Arm, woraufhin er endlich von mir abließ und sich beleidigt ans Fenster verkroch.
    Jade beugte sich vom Nachbarsitz rüber, die Ekelwunde direkt vor meiner Nase. »Ts-ts-ts. Du schlägst deinen Freund?«
    Â»Ja, und dich auch gleich, wenn du noch einen blöden Spruch ablässt.«
    Â»Ups. Stinklaune?«
    Ich zuckte nur mit den Achseln und Jade kuschelte sich wieder an Luca, der für einen Moment neugierig zu mir rüberlinste.
    Bis vor ein paar Minuten hatte ich überhaupt keine Stinklaune gehabt, ganz im Gegenteil, aber jetzt war mir die Lust aufs Partymachen tatsächlich vergangen. So verständnisvoll Filippo sich einerseits gab, nervte es anderseits, dass er trotzdem überall und jederzeit Fummelversuche startete. Egal wie angeregt wir uns gerade unterhielten, am Ende lief es doch immer auf das eine hinaus. Das stank mir gewaltig. Ich wollte nicht ständig. Weil ich kein Knutschomat war, in den man bloß eine Münze zu werfen brauchte.
    Kurz nach achtzehn Uhr erreichten wir den Hafen von Travemünde. Davids Cousin, ein Typ mit blonden schulterlangen Haaren, begrüßte uns auf der etwas altersschwachen Jacht mit blutrot perlenden Drinks. Es war merkwürdig, wie wir in unseren Verkleidungen herumstanden, uns wie Promis auf einer Filmpremiere zuprosteten und darauf warteten, dass etwas geschah. Zunächst war allerdings nur Langeweile angesagt. Der Gastgeber ließ sich nicht blicken, bloß eine aufgemotzte D-Jane hantierte an der Musikanlage herum und zwei Kellnerinnen bauten das Büffet auf.
    Jade tastete nach der Wunde an ihrer Schläfe. »Mist, ich glaub, die zerbröselt langsam.«
    Â»Dein Hühner-Outfit auch.« Kichernd deutete ich auf am Boden liegende Federn, was Jade jedoch kein bisschen witzig fand. Wenn ihr Kostüm schlappmache, so meinte sie, könne sie die Party gleich vergessen.
    Filippo schlug vor, wir sollten uns ans Meer abseilen, aber Luca redete uns das aus. So etwas täte man nicht, wenn man eingeladen war.
    Â»Spießer«, neckte ihn Jade, aber ich fand, er hatte Recht. David war der Gastgeber, also sollten wir zumindest auf ihn warten.
    Eine Langweilerrunde später hatte das Geburtstagskind dann endlich seinen Auftritt. Als Satan verkleidet und mit einem Dreizack betrat er zu Star-Wars-Klängen die Jacht, begrüßte die Mädchen per Handkuss, den Jungs verpasste er einen kumpelhaften Schlag auf die Schulter. Es wurde gejohlt und geklatscht, doch ich fand das Getue so albern, dass ich aufs Büffet schielte, wo es mir knusprig gebratene Hühnerbeine, wahrscheinlich aus Massentierhaltung, angetan hatten.
    Â»Hunger?« Luca legte sein Kinn auf meiner Schulter ab.
    Â»Und wie. Ich könnte ganze Kälber und Hühner samt Federn verputzen.«
    Â»Soll ich uns was organisieren? Notfallbonbons gibt’s aber nicht.« Er grinste verschmitzt, schnappte sich dann, ohne meine Antwort abzuwarten, zwei Oliven und steckte mir eine davon in den Mund. Es tat gut, etwas
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