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Küss mich, wenn Du kannst

Küss mich, wenn Du kannst

Titel: Küss mich, wenn Du kannst
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Jamison.
    »Oh, er ist so klug. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Wie ich gestehen muss, hatte ich anfangs meine Zweifel an diesen erzieherischen CDs. Aber er hat einen verblüffenden Wortschatz für seine drei Jahre!«
    »Sagt er immer noch ›Arschloch‹?«
    »Also wirklich, Annabelle, das ist nicht komisch.«
    In früheren Zeiten hatte Mom ein bisschen Humor besessen, damals wäre es komisch gewesen. Aber jetzt, mit zweiundsechzig, kam sie nicht allzu gut mit ihrem Ruhestand zurecht. Obwohl Annabelles Eltern ein spektakuläres Haus am Strand von Naples, Florida, gekauft hatten, sehnte sich Kate nach St. Louis zurück. Rastlos und gelangweilt investierte sie die ganze Energie, die früher einer phänomenalen Bankerkarriere gegolten hatte, in ihre drei erwachsenen Kinder. Vor allem in Annabelle, ihren einzigen Fehlschlag.
    »Wie geht‘s Dad?«, fragte Annabelle und hoffte, das Unvermeidliche hinauszuzögern.
    »Was glaubst du denn? Vormittags spielt er achtzehn Löcher, den ganzen Nachmittag sieht er den Golf-Channel. Seit Monaten schlägt er keine einzige medizinische Fachzeitschrift auf. Eigentlich sollte man meinen, nach einer vierzigjährigen Tätigkeit als Chirurg wäre er ein bisschen neugierig. Aber für Medizin interessiert er sich nur, wenn er mit deinem Bruder redet.«
    Damit begann das zweite Kapitel der außergewöhnlichen Saga, die sich um die Granger-Wunderzwillinge drehte. Dieses bewegende Kapitel handelte von Dr. Adam Granger, dem prominenten Herzchirurgen aus St. Louis. Annabelle griff nach ihrer Wasserflasche und wünschte, sie hätte sie in weiser Voraussicht mit beruhigendem Pfirsichwodka gefüllt. »Hör mal, Mom, hier ist der Verkehr wahnsinnig dicht, und ich fürchte, ich muss mein Handy abschalten.«
    »So stolz ist dein Vater auf Adam. Der Junge hat soeben einen weiteren Artikel über thorakale und kardiovaskuläre Chirurgie veröffentlicht. Gestern trafen wir die Andersons bei der karibischen Nacht im Club. Da musste ich deinem Vater unter dem Tisch gegen das Schienbein treten, damit er endlich mit seiner Schwärmerei aufhörte. Die Kinder der Andersons sind ja so eine schreckliche Enttäuschung.«
    Wie Annabelle.
    Jetzt holte ihre Mutter zum Todesstoß aus. »Hast du das Anmeldeformular für die Berufsschule bekommen?«
    Da sie dieses Formular mit dem Kurierdienst FedEx abgeschickt und die Ankunft zweifellos auf ihrem Computer gecheckt hatte, war das eine rhetorische Frage. In Annabelles Kopf begann es zu dröhnen. »Mutter...«
    »So darfst du dich nicht länger treiben lassen - da ein Job, dort eine Beziehung. Diesen schrecklichen Reinfall mit Rob will ich gar nicht erwähnen. Hätten wir dir bloß das Studiengeld gestrichen, als du so versessen auf das Hauptfach Theaterwissenschaft warst! Was für grandiose berufliche Aussichten hast du dir damit eröffnet! Nun bist du einunddreißig. Und du heißt Granger. Schon längst hättest du was aus dir machen müssen.«
    Annabelle wollte sich nicht provozieren lassen. Aber zuerst Mouse und Heath Champion, dann die Erwähnung Robs und die Angst, ihre Mutter könnte Recht haben - das alles war zu viel, und so verlor sie die Beherrschung. »Um in der Granger-Familie was zu gelten, gibt‘s nur zwei Möglichkeiten, nicht wahr? Medizin oder Finanzen.«
    »Fang nicht schon wieder damit an. Was ich meine, weißt du sehr gut. Jahrelang hat die grässliche Heiratsvermittlung keinen Profit gemacht. Diese Agentur hat Mutter nur gegründet, um sich in das Leben anderer Leute einzumischen. Du wirst nicht jünger, Annabelle. Und ich sehe nicht tatenlos zu, wie du noch mehr von deinem Leben vergeudest, statt wieder zu studieren und dich auf die Zukunft vorzubereiten.«
    »Das will ich nicht...«
    »In Mathematik warst du immer gut. Sicher wärst du eine ausgezeichnete Buchhalterin. Und wie ich bereits sagte - wir bezahlen dir das Studium.«
    »Nein, ich möchte keine Buchhalterin werden! Und ich brauche die Unterstützung meiner Eltern nicht.«
    »Dass du in Nanas Haus wohnst, zählt also nichts?«
    Das war der K.O.-Schlag. In Annabelles Wangen stieg brennende Röte. Ihre Mutter hatte Nanas Wicker-Park-Haus geerbt. Vorgeblich wohnte Annabelle darin, um »Vandalen fern zu halten«, doch in Wirklichkeit, weil Kate ihre Tochter nicht »in gefährlichen Slums« wissen wollte.
    »Okay!«, fauchte Annabelle. »Soll ich ausziehen?« Um Himmels willen, jetzt führte sie sich wie eine Fünfzehnjährige auf. Warum ließ sie sich immer wieder von ihrer Mutter
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