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0606 - Geisterspuk und Zauberei!

0606 - Geisterspuk und Zauberei!

Titel: 0606 - Geisterspuk und Zauberei!
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Über dem Loire-Tal, im schönen Südosten Frankreichs, strahlte die Sommersonne. Die Mauern des Château Montagne warfen kühlende Schatten. Die Vögel zwitscherten fröhlich, und Raffael Bois, guter Geist des Hauses und trotz seiner über neunzig Lebensjahre noch unglaublich fit, stürmte in Professor Zamorras Arbeitszimmer.
    Das Anklopfen hatte er großzügig vergessen, was Zamorra zu einem leichten Stirnrunzeln veranlaßte.
    Nicht, daß er dieses Versäumnis dem treuen alten Diener negativ ankreidete. Auch Raffael war eben nur ein Mensch, aber noch nie hatte Zamorra ihn so in Rage erlebt, daß Raffael seine guten Manieren und die Kontrolle über sich selbst verlor.
    »Himmel, Gesäß und Nähgarn!« zürnte Raffael und war im nächsten Moment schon an Zamorras leicht hufeisenförmig geschwungenem Arbeitstisch mit den drei Computer-Terminals. »Ich reiß dieses Höllenzeug eigenhändig wieder ’raus und schmeiß es in die Loire, und die Verkabelung wickele ich diesem Hawk um den Hals! Scheißtechnik, gottverdammte!«
    Und dabei warf er sich neben Zamorra in einen der Sessel und blickte dann auf Zamorras Monitor, der die jüngsten Zeilen eines Vorlesungstextes zeigte, den Zamorra für eine Gastvorlesungsreihe an diversen europäischen Universitäten vorbereitete.
    Raffael griff einmal kurz zu Zamorras Tastatur und hieb auf die entsprechende Tastenkombination für eine Schnellspeicherung.
    »Vorsichtshalber, Chef, ehe Ihnen das Mistzeug auch noch abstürzt… Gleich hol’ ich die Axt aus dem Keller, schlage diesen Müll kurz und klein und werfe ihn der Höllenfürstin Stygia zum Fraß vor…«
    Hochrot im Gesicht war er vor Zorn. Warf kurz einen Blick auf die Speicherungsbestätigung auf Zamorras Monitor und hatte schon wieder die Finger über der Tastatur, um per ›Affengriff‹ das ganze Computersystem neu zu booten, aber Zamorra stoppte ihn diesmal.
    »Raffael, was ist denn nur los? So kenne ich Sie ja noch gar nicht!«
    »Was los ist?« donnerte Raffael wie ein altgedienter Sergeant auf dem Kasernenhof. »Dieser elektronische Superschrott flippt aus! Fast hundertdreißigtausend Francs hat’s gekostet - und jetzt funktioniert es nicht! Ich dreh diesem Vogel den Hals um, der uns diesen Mist angedreht hat…«
    »Vielleicht ein… Bedienungsfehler?« fragte Zamorra vorsichtig an.
    »Bei mir?« zürnte der sonst so beherrschte Diener. »Chef, bei mir gibt es keine Bedienungsfehler! Verdammt, ich will die alte Anlage zurück. Die hatte auch ihre Macken, aber das hier schlägt dem Faß den Boden durch. Hier wird zuviel zentral gesteuert, und die Technik kommt damit nicht klar!«
    Er drückte die entsprechenden Tasten, die Monitore wurden kurz schwarz und zeigten dann die Kontrolldaten des Betriebssystems. Es baute sich, fand Zamorra, ein wenig langsam auf…
    »Haben Sie schon mal Computerviren in Betracht gezogen?« gab Zamorra zu bedenken. »Vielleicht ist uns da durchs Internet etwas hereingerutscht.«
    »Angeblich haben wir die aktuellsten Virenscanner«, konterte Raffael. »Und jede Datei, die wir aus dem Netz oder aus den Mailboxen ziehen, wird erst geprüft! Mann, Chef, Professor, hier ist der Wurm drin, aber einer von Lindwurmgröße!«
    Der Begriff Lindwurm ließ Zamorra gleich an Drachen denken. Sollte Fooly…?
    »Der doch nicht«, winkte Raffael ab. »So ein Grmblhrxmrstrmpf [1] bringt selbst dieser Tolpatsch nicht zustande, außerdem hat er den Paßwortschutz bisher noch nicht knacken können.«
    Wie auf Kommando entstand auf allen drei Monitoren die Aufforderung: PASSWORT EINGEBEN.
    Raffael tippte die Buchstabenkombination ein.
    PASSWORT UNGÜLTIG. EINGABE WIEDERHOLEN, meldete das Dialogfeld.
    Raffael seufzte abgrundtief, holte mit der Faust aus, um auf die Tastatur zu schlagen - aber unterließ es dann.
    Er wiederholte die Eingabe.
    PASSWORT UNGÜLTIG. EINGABE WIEDERHOLEN, wiederholte das Dialogfeld.
    Zamorra bemühte sich jetzt ebenfalls.
    PASSWORT UNGÜLTIG. EINGABE WIEDERHOLEN
    »Sehen Sie, Chef?« seufzte Raffael.
    »Nicole oder William haben das Paßwort vielleicht geändert«, überlegte Zamorra. »Ohne uns etwas davon zu sagen.« Sie vier waren immerhin die einzigen, die das System aus drei parallelgeschalteten Pentiumrechnern starten konnten.
    Dabei waren Nicole Duval und Raffael Bois diejenigen, die sich am besten mit dem System auskannten.
    Dem über 90jährigen Raffael hätte man das eigentlich gar nicht zutrauen sollen, doch er hatte immer geistig mit den technischen Neuerungen
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