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Kuess Mich, Highlander

Kuess Mich, Highlander

Titel: Kuess Mich, Highlander
Autoren: Karen Marie Moning
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es liegt noch so viel vor dir. Du wirst dies überleben, das verspreche ich dir.«
    Lisa wandte den Blick ab. »Aber werde ich es wollen?«, murrte sie und trat gegen den Bordstein. Bei ihrer Mutter, Catherine, war vor wenigen Monaten Krebs diagnostiziert worden. Die Diagnose war zu spät erfolgt und nun konnte nur noch wenig mehr getan werden, als es ihr so leicht wie möglich zu machen. Sechs Monate, vielleicht ein Jahr, hatten die Arzte vorsichtig verkündet. Wir können experimentelle Verfahren versuchen, aber ... Die Botschaft war eindeutig: Catherine würde auf jeden Fall sterben.
    Ihre Mutter hatte sich mit unerschütterlicher Bestimmtheit geweigert, das Opfer experimenteller Verfahren zu werden. Die letzten Monate ihres Lebens in einem Krankenhaus zu verbringen entsprach nicht dem, wie Lisa oder Catherine enden wollten. Lisa hatte für sie eine Heimbetreuung veranlasst und jetzt wurde das Geld, das bei ihnen schon immer knapp gewesen war, noch knapper.
    Seit dem Autounfall vor fünf Jahren, der ihre Mutter zum Krüppel gemacht und ihren Vater getötet hatte, führte Lisa zwei Jobs aus. Ihr Leben hatte sich nach dem Tod ihres Vaters über Nacht geändert. Mit achtzehn war sie die umsorgte Tochter reicher Eltern gewesen, die in Cincinnatis elitärstem Wohnbezirk lebten, und hatte eine brillante, sichere Zukunft vor sich gehabt. Vierundzwanzig Stunden später, in der Nacht ihres Highschool-Abschlusses, war ihr Leben zu einem Alptraum geworden, aus dem es kein Erwachen gab. Anstatt aufs College war Lisa als Kellnerin zur Arbeit gegangen und hatte dann noch einen Nachtjob angenommen. Lisa wusste, dass sie auch nach dem Tod ihrer Mutter weiterhin die zwei Jobs behalten musste, um die astronomischen Arztrechnungen abbezahlen zu können, die sich angesammelt hatten.
    Sie zuckte zusammen, als sie an die kürzliche Anweisung ihrer Mutter dachte, dass sie verbrannt werden wollte, weil das weniger kostspielig sei als eine Beerdigung. Wenn sie über diese Bemerkung zu lange nachdachte, würde ihr vielleicht direkt hier an der Bushaltestelle schlecht werden. Sie verstand, dass ihre Mutter praktisch zu denken und die Ausgaben auf ein Minimum zu beschränken versuchte, damit Lisa eine kleine Chance im Leben hätte, wenn sie tot war, aber offen gesagt bot ihr die Aussicht auf ein Leben ohne ihre Mutter wenig Anreiz.
    Diese Woche hatte die Krankheit bei Catherine eine unwiderrufliche Wendung zum Schlechteren genommen und für Lisa war die unabwendbare Tatsache, dass sie nichts tun konnte, um die Schmerzen ihrer Mutter zu lindern, wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Sie würden erst mit dem Tod enden. Die Skala der Empfindungen, die sie in letzter Zeit durchlief, war für sie verwirrend. An manchen Tagen empfand sie Zorn auf die Welt im Allgemeinen. An anderen Tagen hätte sie ihre Seele im Austausch für die Gesundheit ihrer Mutter gegeben. Aber die schlimmsten Tage waren diejenigen, an denen sie unter ihrem Kummer stechenden Unmut verspürte. Jene Tage waren die schlimmsten, weil mit dem Unmut ein niederschmetterndes Schuldgefühl einherging, das ihr bewusst machte, wie undankbar sie war. Viele Menschen hatten keine Chance gehabt, ihre Mütter so lange zu lieben wie sie. Manche Menschen hatten weitaus weniger als sie: Halb voll, Lisa, würde Catherine mahnen.
    Als sie in den Bus eingestiegen waren, zog Ruby Lisa auf einen Sitz neben sich und plapperte weiterhin fröhlich auf sie ein, um sie aufzumuntern. Aber es funktionierte nicht. Lisa schaltete ab und versuchte, überhaupt nicht nachzudenken - und bestimmt nicht über das »Danach«. Das Jetzt war schon schlimm genug.
    Wie ist es soweit gekommen ? Gott, was ist mit meinem Leben passiert?, fragte sie sich, während sie ihre Schläfen massierte. Jenseits der Glas- und Stahlfenster des Expressbusses in die Innenstadt Cincinnatis begann in einförmigen Grauschleiern wieder kalter Märzregen zu fallen.
    * * *
    Lisa atmete tief ein, als sie das Museum betrat. Sie spürte, wie sich in seiner grabähnlichen Stille ein Kokon des Friedens um sie legte. Gläserne Ausstellungskästen zierten Marmorböden, die auf Hochglanz poliert waren und das gedämpfte Licht der eingesenkten Wandleuchter widerspiegelten. Sie hielt inne, um ihre nassen Stiefel sorgfältig auf der Matte abzustreifen, bevor sie ihre Zufluchtsstätte betrat. Keine feuchten Fußabdrücke würden diese heiligen Hallen verunstalten.
    Lisas Geist war seit ihrem letzten Highschool-Tag vor fünf Jahren kaum mehr stimuliert
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