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Kuess Mich, Highlander

Kuess Mich, Highlander

Titel: Kuess Mich, Highlander
Autoren: Karen Marie Moning
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worden und sie stellte sich vor, dass das Museum zu ihr sprach, verführerisch über Dinge flüsterte, die sie niemals erleben würde: üppige, fremdartige Klimata, Mysterien, Abenteuer. Sie freute sich jeden Abend darauf, zur Arbeit zu gehen, obwohl sie bereits einen anstrengenden Tag als Kellnerin hinter sich hatte. Sie liebte die gewölbten Decken mit den brillant gemalten Reihenbildern, die berühmte Sagen darstellten. Sie konnte auch die kleinsten Nuancen der letzten Neuanschaffungen in allen Einzelheiten beschreiben. Sie konnte die Schilder auswendig hersagen: jede Schlacht, jede Eroberung, jeden überlebensgroßen Held und jede Heldin.
    Als ihre Stiefel trocken waren, hängte Lisa den Regenmantel neben die Tür und schritt lebhaft an den einführenden Ausstellungsstücken vorbei, um zu dem Flügel des Museums zu gelangen, in dem das Mittelalter präsentiert wurde. Sie strich mit den Fingern über die Schmuckplatte an der Außenseite des Eingangs und zog die Konturen der vergoldeten Buchstaben nach:
    LASST DIE GESCHICHTE DER MAGISCHE EINGANG ZUR VERGANGENHEIT SEIN AUFREGENDE NEUE WELTEN ERWARTEN EUCH
    Ein verzerrtes Lächeln verzog ihre Lippen. Sie könnte einen magischen Eingang zu einer neuen Welt gebrauchen: eine Welt, in der auch sie das College hätte besuchen können, als sich alle ihre Highschool-Freunde mit brandneuem Gepäck zu brandneuen Freunden davongemacht und sie im Staub zerbrochener Hoffnungen und Träume zurückgelassen hatten. College? Aus! Partys, Freunde? Aus! Eltern, die lange genug lebten, um sie aufwachsen und vielleicht heiraten zu sehen? Aus!
    Sie schaute auf ihre Uhr und bekämpfte ihr Elend mit einem Ausbruch von Geschäftigkeit. Schnell fegte und wischte sie den Flügel, bis er makellos sauber
    war. Sie genoss es, die Ausstellungsstücke abzustauben, und sie ließ die Hände auf eine Art über die Schätze gleiten, wie kein Wachmann es ihr erlaubt hätte. Sie hatte es sich angewöhnt, sich Direktor Steinmanns Büro bis zuletzt aufzusparen. Steinmann war nicht nur überaus akribisch, sondern bewahrte auch häufig interessante Neuanschaffungen in seinem Büro auf, um sie zunächst zu katalogisieren, bevor sie zur Schau gestellt wurden. Sie hätte Stunden damit verbringen können, durch das stille Museum zu wandern, die Waffen und Rüstungen zu betrachten, die Legenden und Schlachten zu erahnen, die damit verknüpft waren, aber Steinmann hatte strikt bestimmt, dass sie das Museum um fünf Uhr nachmittags verlassen musste.
    Lisa verdrehte die Augen, während sie Bücher an ihren Platz in den Bücherregalen aus Mahagoni zurückstellte, die sein Büro säumten. Steinmann war ein wichtigtuerischer, herablassender Mann. Am Ende ihres Vorstellungsgesprächs hatte sich Lisa erhoben und ihm die Hand hingestreckt und Steinmann hatte sie angewidert betrachtet. Dann hatte er sie mit vor Missfallen verhaltener Stimme darüber informiert, dass der einzige Beweis, den er für ihre abendliche Anwesenheit haben wollte, tadellos saubere Büros seien. Er hatte sie weiterhin so energisch an die Fünf-Uhr-»Sperrstunde« erinnert, dass sie sich wie Aschenputtel fühlte, der Tatsache gewiss, dass Steinmann sie in etwas weitaus Schlimmeres als einen Kürbis verwandeln würde, wenn sie das Museum nicht rechtzeitig verließe.
    Sie war trotz seiner groben Entlassung so froh gewesen, den Job bekommen zu haben, dass sie sich von ihrer Mutter dazu hatte überreden lassen, zu einem verspäteten Geburtstagsessen mit Ruby auszugehen. Als sie sich an dieses Fiasko erinnerte, schloss Lisa die Augen und seufzte. Nach dem Essen hatte Lisa an der Bar auf Wechselgeld gewartet, damit sie und Ruby eine Partie Poolbillard spielen konnten. Ein gut aussehender, schick gekleideter Mann hatte sich ihr genähert. Er hatte mit ihr geflirtet und Lisa hatte sich einige Momente wie etwas Besonderes gefühlt. Als er sie gefragt hatte, womit sie sich ihren Lebensunterhalt verdiente, hatte sie stolz erwidert, sie arbeite im Museum. Er hatte sie geneckt: als Direktorin? Im Verkauf? Als Museumsführerin?
    Abends, als Aufwartefrau, hatte sie gesagt. Und tagsüber kellnere ich im First Watch.
    Er hatte sich kurz darauf entschuldigt und war verschwunden. Sie war vor Scham errötet, während sie an der Bar darauf gewartet hatte, dass Ruby sie retten würde.
    Während sie sich an ihre Schwäche erinnerte, wischte Lisa mit dem Staubtuch über die Bücherregale und wedelte verärgert damit über den großen Globus in der Ecke des Büros,
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