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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten
Autoren: Jutta Profijt
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Einfamilienhäuser, Wochenendhäuser, Jagdhütten und ein Schloss.
    »Bis wir die durchhaben, ist Sibel tot«, sagte Gregor.
    Jenny sah aus, als zweifle sie sowieso daran, dass sie noch lebte.
    Die Leute brauchten Hilfe, das war mir klar, aber ich wusste nicht, was ich für sie tun konnte. Ich konnte Dominics Gedanken nicht lesen. Ich konnte keinen Kontakt zu Sibel aufnehmen. Ich musste mir etwas anderes einfallen lassen.
    Ich könnte die Immobilien checken. Gregor hatte die Liste auf den Tisch geworfen, die Einfamilien- und Wochenendhäuserlagen obenauf. Das waren sowieso meine Favoriten, denn in einem allein gelegenen Haus konnte man ein Entführungsopfer sicher besser verstecken als in einem Mehrfamilienhaus. Ich versuchte, mir die Adressen einzuprägen. Leider war mein Gedächtnis noch nie besonders gut gewesen, daher hatte ich so meine Probleme. Mist, auch jetzt hätte ich die Strampelhosengang wieder gut brauchen können, um einige Adressen parallel abzusuchen. Aber vielleicht musste ich mir auch gar nicht alle diese Adressen merken. Es musste doch möglich sein, eine Auswahl zu treffen. Also mal kurz nachdenken. Dominic war an dem Dienstag, als Sibel gekidnappt wurde, eigentlich mit der Schule in Hellenthal gewesen. Entführt hatte er Sibel in Köln. Angenommen, er wollte keine großen Umwege mit seinem Entführungsopfer fahren, dann läge Sibels Gefängnis auf dem Weg von Köln zurück nach Hellenthal. Ich ging die Liste durch   … Mist. Frechen, Hürth und Erftstadt, wo die Mehrfamilienhäuser waren, lagen genau auf der Linie, ebenso wie die Standorte der kleineren Häuser.
    Also weiter überlegen. Wenn Dominic Sibel alles Nötige für einige Tage bereitgestellt hatte, dann konnte er jedes der Häuser nutzen. Sollte er allerdings mehrmals nach seinem Opfer sehen wollen, dann hätte er eher ein Haus in der Nähe der Jugendherberge gewählt.
    Ich musste meine sehr rudimentären Kenntnisse in Erdkunde wieder auffrischen. Von Köln aus fuhr man über die A1, dann bei Mechernich auf die Landstraße, um über Schleiden nach Hellenthal zu kommen.
    In Schleiden war ein Wochenendhaus auf der Liste, in Gemünd eine Jagdhütte. Okay, einen Versuch war es wert. Ich ließ Gregor, Jenny und Akif in ihrer Verzweiflung zurück und schaltete mich weg.
    Das Wochenendhaus war leicht zu finden, aber leer. Es sah auch nicht so aus, als ob es überhaupt genutzt würde.Jedenfalls war definitiv keine lebende Seele   – und auch keine tote   – hier. Ich ließ den Muff, der sich wegen schlechter Lüftung gebildet hatte, hinter mir und zog weiter. Jetzt suchte ich eine Waldhütte, Gemarkung Schleiden, Flur 007, Flurstück 08   /   15.
    Ich suchte eine halbe Stunde lang zwischen Bäumen und Sträuchern und Brombeerhecken, die keine Beeren trugen. Logo, im November. Es war mir ein Rätsel, wieso Menschen überhaupt freiwillig in den Wald gehen   – schon bei Tageslicht. Warum sie dann auch noch in einer Hütte pennen, abends von tollwütigen Füchsen belauert und morgens von lärmendem Flugvieh geweckt werden wollen, ist mir noch viel rätselhafter.
    Endlich fand ich die Hütte. Sie war noch warm. Also das, was von ihr übrig war. Mir wurde schlecht. Ich flog eine Runde über die verkohlten Überreste des Holzhauses. Das Dach war, ebenso wie die Seitenwände, eingestürzt. Nur der in Feldsteinen gemauerte Kamin in der Mitte der Hütte stand noch senkrecht, aber auch er war kohlschwarz. Ein Gestank von Rauch und, ja, von verbranntem Fleisch hing in der Luft. Ich brauchte nicht näher heranzugehen, um zu sehen, dass in dieser Ruine kein Mensch mehr am Leben sein konnte. Ich war entsetzt.
    Dann kamen die Fragen. Warum war diese Hütte gerade jetzt abgebrannt? Hatte Dominic gestern Abend schnell noch ein Feuerchen gelegt? Aber warum? Um Beweise zu vernichten? Aber wenn Sibel in den rauchenden Trümmern lag, würde Martin mit einer DN A-Analyse ihre Identität beweisen können, dann hätte es auch nichts genutzt, die Bude anzustecken.
    Daraus ergaben sich mehrere Möglichkeiten. Dominic war blöd und hatte nicht weit genug gedacht. Unwahrscheinlich. Dominic hatte Sibel woandershin gebracht und diese Hütte nur abgefackelt, damit keine Spuren von ihrmehr nachweisbar waren. Streichholz dran ging schneller als alles abwischen. Schon wahrscheinlicher. Dritte Möglichkeit: Sibel war gar nicht hier gewesen.
    Ich flog eine erneute Runde und suchte nun doch nach einer Leiche in der Hoffnung, keine zu finden. Meine Hoffnung wurde
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