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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten
Autoren: Jutta Profijt
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ein Blödmann.«
    »Du kannst ihm ja gleich ein paar aufs Maul geben, jetzt, wo ihr wieder in Fleisch und Blut seid«, schlug ich vor.
    Bülent nickte. Dann zögerte er verschämt. »Bleibst du unser Schutzengel?«, murmelte er.
    Das haute mich um. Ausgerechnet das Kümmelchen von der Turbanfraktion kam mir mit Engelchengelaber. Ich schluckte den Kloß runter, den ich plötzlich im Hals hatte. »Klar, Mann. Und du gehst zur Kripo, Bülent. Du hast echt Talent.«
    Bülent nickte, murmelte: »
Görüşürüs
, Pascha«, dann war er weg.
    Ich schaute noch mal bei Edi und Jo vorbei, in deren Zimmer Edis Mutter und Jos Vater sich heulend in den Armen lagen, dann schaltete ich mich weg.
     
    Endlich allein! Niemand sabbelte mir in meine Gedanken, niemand zankte sich, niemand stellte doofe Fragen. Himmlisch.
    Ich zockelte gemütlich zu Martin, der vor der Tür zur Intensivstation wartete.
    »Die Wiederinbetriebnahme der Rotzlöffel ist geglückt«, verkündete ich.
    Er brach vor Erleichterung fast zusammen.
    »Wie hast du eigentlich Akif dazu gebracht, nach Amsterdam zu fliegen?«, fragte ich.
    Martins Gesicht verschloss sich. »Das ist mein Geheimnis.«
    Ich würde es doch noch herausfinden.
    »Wirst du nicht«, sagte Martin, der Mann mit dem stählernen Herzen.
    »Spätestens, wenn du vor deinem Sohn damit prahlst.«
    Das stählerne Herz zerfloss zu warmem, weichem Babybrei. »Wie geht es ihm überhaupt?«, fragte Martin. »Hat er die erste Ultraschalluntersuchung gut überstanden?«
    Sollte ich gestehen, dass ich mir den Kontakt zu dem Zellhaufen nur ausgedacht hatte?
    »Es kitzelt ein bisschen, aber damit kommt er klar«, sagte ich.
    Nettigkeiten muss man sich aufsparen für schlechte Zeiten, in denen eine Bestechung nötig ist. Bevor Martin mich aber weiter zu dem Thema ausfragen konnte, schaltete ich mich lieber weg. Es gab da noch eine Lehrerin, um die ich mich kümmern musste.
     
    Zunächst musste ich allerdings Akif, Jenny und Dominic finden, denn ohne Dominics Aussage kein Befreiungsteam für Sibel.
    »Los, Leute, wir müssen   …«, begann ich, bis mir einfiel, dass meine Assistenten ja gar nicht mehr da waren. Hm. Ohne sie war es schon ziemlich still   … Aber okay, wenn man entweder Dauergesabbel oder Stille haben konnte, nahm ich die Stille. Mit Handkuss.
    Ich erinnerte mich an das Flugzeug, mit dem Akif nach Amsterdam gekommen war, und fand die drei gemütlich vereint in der Maschine, die gerade in Bonn-Hangelar landete. Jenny schlief, Akif kotzte und Dominic maulte über seine Lage (er war mit auf den Rücken gefesselten Händen an einen Sitz geschnallt und hatte vermutlich schon seit dem Start kein Gefühl mehr in den Fingern), den Gestank und das illegale Kidnapping. Genau das, was man sich unter einem gediegenen Charterflug im Privatjet vorstellt.
    An der Landebahn wartete schon Gregor. Er umarmte Jenny vorsichtig, schüttelte Akif die Hand und verfrachtete Dominic auf den Rücksitz seines Wagens. Die Hände des hiermit in Polizeigewahrsam befindlichen mutmaßlichenKidnappers und Mörders waren immer noch hinter dem Rücken gefesselt.
    Wie üblich dauerte die Fahrt viel zu lang, irgendwo war ja immer ein Stau, aber endlich saß Dominic im Verhörzimmer. Also Dominic auf der einen Seite des Tisches, Gregor auf der anderen, Akif und Jenny nebenan hinter dem einseitig durchsichtigen Fenster.
    »Wo befindet sich Sibel Akiroglu?«, fragte Gregor.
    Dominic schwieg.
    »Über alles andere reden wir später, und ich bin sowohl bereit als auch in der Lage, die ganze Sache entweder ziemlich gnädig oder sehr unangenehm zu handhaben. Das hängt davon ab, wie schnell wir Sibel Akiroglu finden   – lebend.«
    Dominic schwieg.
    »Du machst deine Situation nur schlimmer, wenn du nichts über sie sagst.«
    »Es wäre mir jetzt doch lieber, wenn wir uns wie zwei erwachsene Menschen unterhalten und uns gegenseitig siezen würden«, operte Dominic.
    »Mir ist jede Form der Unterhaltung recht   – sofern Sie mir sagen, wo sich Sibel Akiroglu befindet.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Woher soll ich wissen, wohin diese Frau sich abgesetzt hat?«
    Es ging noch eine ganze Weile so weiter, aber Dominic blieb stur.
    »Okay, wir müssen sie ohne ihn finden«, sagte Gregor seufzend, als er endlich aufgab und zu Akif und Jenny kam. »Lasst uns ins Büro gehen und sehen, was wir tun können.«
    Gregor stürmte los, Akif bot Jenny seinen Arm als Stütze an, sie hängte sich ein. Ich hatte den Eindruck, dass sie weniger
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