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Kühlfach betreten verboten

Kühlfach betreten verboten

Titel: Kühlfach betreten verboten
Autoren: Jutta Profijt
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anlehnungsbedürftig war, als sie tat, aber so sind die Weiber. Vielleicht lag es daran, dass Akif sein vollgekotztes Hemd ausgezogen hatte und seinen schwabbeligen, nacktenOberkörper mit dem leicht durchgebluteten Verband auf der rechten Seite unter der offenen Jacke zur Schau stellte. Akif selbst hätte natürlich längst im Krankenhaus sein sollen, denn seine ganze linke Gesichtshälfte schillerte inzwischen in einem satten Dunkelviolett, aber er wollte die Party offenbar nicht vorzeitig verlassen.
    Gregor saß bereits am Telefon. Er brauchte einen Haftbefehl, einen Durchsuchungsbeschluss, er wollte eine Telefondatenliste, das ganze Programm. Jenny ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen, Akif zog sich einen Stuhl heran.
    »Vielleicht hat er sie einfach im Keller untergebracht. Der Vater scheint sich nicht die Bohne um den Sohn gekümmert zu haben«, murmelte Jenny.
    Gregor legte den Hörer auf. »Ich fahre zu Nolde und stelle das Haus auf den Kopf«, sagte er. »Der Vater wird mich schon reinlassen, ansonsten schickst du mir den Durchsuchungsbeschluss mit einem Streifenwagen hin.«
    Jenny nickte. Dann nahm sie den Hörer auf. »Ich brauche eine Liste von Immobilien, die auf den Namen Schiercks eingetragen sind. Und zwar, äh   …«
    Jenny rief die Personendaten von Dominic Nolde auf. Name des Vaters, Name der Mutter, aha.
    »…   Gerlinde Annemarie Schiercks. Außerdem   …«
    Ich verließ Jenny und Akif, zwischen denen adrenalingedopte Hormönchen durch die Luft hin und her jagten, und folgte Gregor, der bereits zur Nolde-Villa unterwegs war. Er musste fünfmal klingeln, bis Dominics Vater die Tür öffnete.
    »Kreidler, Kripo Köln, wir kennen uns schon. Darf ich bitte einen Blick in alle Räume dieses Hauses werfen, die Sie heute noch nicht betreten haben? Einschließlich des Kellers.«
    Herr Nolde betrachtete Gregor mit einem irritierten Blick. »Warum denn?«
    »Ich suche eine junge Frau, die Ihr Sohn eventuell hier, äh, untergebracht hat.«
    Schlau formuliert.
    »Ich habe niemanden gesehen.«
    »Das wäre der Sinn der Übung.«
    »Ach so«, sagte Nolde nachdenklich. »Bitte sehr. Sie brauchen mich sicherlich nicht?«
    Jetzt blickte Gregor irritiert. »Nein.«
    Nolde schlurfte bereits wieder in sein Arbeitszimmer zurück. Gregor sah ihm nach, dann zuckte er die Achseln und suchte das Haus nach einer Spur von Sibel ab. Nichts. Stattdessen fand er in Dominics Schlafzimmer einen Safe.
    »Herr Nolde, im Zimmer Ihres Sohnes ist ein Safe. Können Sie mir die Kombination verraten?«
    Wieder brauchte es mehrere Anläufe, bis Nolde senior seine Zeitmaschine gefunden hatte und in die Gegenwart gereist war.
    »Der gehörte meiner Frau«, sagte er. »Den benutzt schon lange niemand mehr.«
    Gregor nickte unverbindlich. »Besitzt Ihre Familie noch weitere Immobilien?«
    »Ich besitze gar nichts, junger Mann. Die Familie meiner Exfrau besitzt eine ganze Menge, da verliert man den Überblick.«
    »Wie erreiche ich Ihre Frau?«
    »Keine Ahnung. Ich habe seit vielen Jahren nichts mehr mit ihr zu schaffen.«
    »Dominics Auto ist auf seinen Großvater mütterlicherseits zugelassen. Besitzt dieser Großvater vielleicht   …«
    »Großvater mütterlicherseits? Der ist doch schon lange tot.«
    »Ja. Offenbar hat Dominic seine Unterschrift gefälscht und sich selbst Vollmachten geschrieben. Besaß der Großvater   …«
    »Dominic hat ein Auto?«
    Gregor schloss die Augen. »Danke für Ihre Hilfe.«
    Nolde schlurfte davon. Gregor holte sein Handy aus der Tasche. »Hi, Jenny, ich habe einen Tresor gefunden. Sobald wir den Durchsuchungsbeschluss haben, brauchen wir auch den Panzerknacker. Und versuch bitte, Dominics Mutter ausfindig zu machen.«
    Gregor verließ das Haus und setzte sich in sein Auto, ließ es aber nicht an. Er starrte blicklos durch die Windschutzscheibe und sah aus, als würde er jeden Moment anfangen zu heulen. Ich konnte ihn verstehen. Wenn Sibel noch lebte, mussten sie sie finden, bevor sie an Wassermangel starb. Allzu viel Zeit blieb ihnen nicht. Er startete die Karre und fuhr zurück zum Präsidium.
    Jenny erwartete ihn mit einer zweiseitigen Liste.
    »Was ist das?«, fragte Gregor.
    »Die Immobilien der Familie Schiercks.«
    »Scheiße. Hast du die Mutter erreicht?«
    »Nein. Sie ist auf Reisen. Ihr Anwalt wird Kontakt zu uns aufnehmen.«
    Gregor warf einen Blick auf die Immobilienliste. Diverse Mehrfamilienhäuser in Köln, außerdem in Frechen, Hürth und Erftstadt, daneben
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