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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht
Autoren: Bernd Rümmelein
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und verwegen genug, sich solche Ungetüme auszudenken«, erklärte Sapius, »er hätte auch das Vermögen, seine Visionen in die Tat umzusetzen.«
    »Aber so etwas hat es nie zuvor gegeben«, entgegnete Vargnar.
    »Jafdabh hat bereits Luftschiffe erfunden und während seiner Regentschaft eine Flotte bauen lassen, warum sollte er sie inzwischen nicht weiterentwickelt haben? Sie fliegen schneller und scheinen wendiger zu sein.«
    Sapius und Vargnar wurden jäh in ihren Überlegungen unterbrochen, als ein gigantisches Gefährt hinter einem Hügel auftauchte und direkt auf sie zusteuerte. Sapius schrie vor Schreck auf. Das Monster bewegte sich schwerfällig auf Ketten rasselnd und quietschend vorwärts und hinterließ tiefe Spuren im Boden. Am vorderen Ende war eine Schaufel angebracht, die sich bedrohlich über ihnen erhob und über ihren Köpfen schwang.
    Sapius beobachtete mit Schrecken, wie sich die Schaufel herabsenkte und einen tiefen Krater in den Boden riss. Das Monster fraß sich mühelos durch Steine und Erde. War die Schaufel mit den Bodenschätzen gefüllt, bewegte sie sich weit nach oben und wurde nach hinten gerichtet mit zwei Schwüngen krachend wieder ausgekippt. Erde und Steine fielen auf eine Art laufendes Förderband auf Zahnrädern, das sich ohne Unterbrechung nach oben bewegte und die Steine zu einem um die Achse rotierenden Mahlwerk beförderte, in dem alles zu feinem Staub und Sand zermahlen wurde. Jedenfalls kannte Sapius jetzt die Ursache für das schreckliche Geräusch, das er zuvor wahrgenommen hatte. Er sah sich um. Überall in der Ebene brannten Feuer. Es waren Hunderte. Dichter, dunkler Rauch stieg auf und verpestete die Luft. Es roch nach Teer.
    »Bei den Kojos. Unsere Welt, Sapius. Sie verändert sich. Ich erkenne sie nicht wieder«, stöhnte Vargnar, »was geschieht hier? Wir müssen etwas unternehmen. Schnell!«
    »Was sollen wir tun?«, fragte Sapius, der noch immer vor Schreck wie gelähmt war.
    »Kämpfen!«, brüllte Vargnar. »Wir müssen gegen diese Ungetüme kämpfen. Ich will, dass das aufhört. Das Leiden der Steine ertrage ich nicht länger. Ihre Schreie, sie sterben. Das ist entsetzlich. Ihr seid der Magier. Lasst Euch etwas einfallen, bevor ich mich mit dem Felsenschwert und bloßen Händen auf diese Monster stürze und sie in Stücke haue.«
    »Das solltet Ihr nicht versuchen, mein Prinz«, warnte Rodso, »sie könnten Euch zermalmen, wie sie es mit den Steinen tun. Ich glaube nicht, dass sie uns feindlich gesonnen sind. Sie suchen nach Bodenschätzen. Reden wir mit ihnen und bringen in Erfahrung, was sie dazu veranlasst, ein solches Chaos zu veranstalten.«
    »Mit diesen Monstern reden?« Vargnar sah den Felsenfreund verwirrt an.
    »Nicht mit den Monstern«, Rodso schüttelte energisch den Echsenkopf, »mit den Männern, die sie steuern.«
    Sapius sah genauer hin und entdeckte oberhalb des Förderbandes eine überdachte Vorrichtung mit Hebeln und Knöpfen hinter denen kaum wahrnehmbar und aus der Entfernung winzig klein erscheinend, ein Nno-bei-Klan stand und sich mit der Bedienung abmühte. Rodso hatte also recht. Die Ungetüme waren keine lebendigen Wesen. Sie waren von Klan gebaute Maschinen des Fortschritts, einzig zu dem Zweck erfunden, Kryson Stein für Stein auszubeuten. Wonach suchten sie? Nach Kristallen und Erzen? Öl und Blutstahl? Erst jetzt wurde Sapius bewusst, wie viele dieser Maschinen vor ihnen standen und arbeiteten. Es mussten Hunderte sein. Wie hatten die Klan das in so kurzer Zeit schaffen können?
    »Wartet, Vargnar«, riet Sapius, »wir machen auf uns aufmerksam und reden mit den Klan, wie Rodso vorschlug.«
    Sapius nahm all seinen Mut zusammen und näherte sich dem Gefährt. Vargnar und Rodso hielten sich verborgen. Aus der Entfernung sah Vargnar aus wie ein auf der Erde liegender Fels und war nicht als Felsgeborener zu erkennen. Sapius wedelte mit den Armen, um auf sich aufmerksam zu machen. Er schrie gegen den Lärm an und sprang auf und ab. Im Angesicht der Maschine kam er sich winzig klein vor und befürchtete, dass ihn der Klan an den Hebeln überhaupt nicht sehen konnte. Aber das Gefährt hielt unmittelbar vor ihm an. Die Schaufel senkte sich herab und landete laut krachend auf dem Boden. Ein Zittern ging durch die Maschine, das Sapius über die Schwingungen im Boden spüren konnte, als sie abgestellt wurde.
    Sapius beobachtete, wie der Klan an einer Leiter herabstieg. Der Mann machte ein wütendes Gesicht, als er sich Sapius schließlich
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