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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht
Autoren: Bernd Rümmelein
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Kompositionen klingen in meinen Ohren reifer und zeugen von einem tiefen Verständnis des Lebens und der Schatten. Kunst für die Seelen, wenn Ihr versteht, was ich meine. Der Flötenspieler hingegen ist wild und ungestüm. Faszinierend, sicher. Auch virtuos. Aber doch anders. Dunkler noch und trauriger. Ihr solltet sie beide genießen, wenn Ihr Gelegenheit dazu erhaltet!«
    Sapius schüttelte den Kopf. Er wollte nicht glauben, was er von dem Aufseher hörte. Nalkaar ein allseits anerkannter und beliebter Sänger? Die Rachuren sollten mit den Nno-bei-Klan befreundet sein, nach all dem Leid, das sie den Klan zugefügt hatten? Das musste ein Traum sein. Sapius wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Kryson stand auf dem Kopf.
    »Könnt Ihr mich zu Jafdabh bringen?«, fragte Sapius.
    »Ach, sieh an«, meinte der Aufseher, »Ihr verlangt nach einer Unterredung mit dem reichsten und meistbeschäftigsten Mann auf Ell? Glaubt Ihr ernsthaft, Jafdabh hätte Zeit für jemanden wie Euch?«
    »Was soll das heißen, für jemanden wie mich?«, drängte Sapius verärgert. »Maßt Ihr Euch an, über mich zu urteilen? Meine Unterredung ist von großer Wichtigkeit. Ich muss Jafdabh sehen. Sofort. Und Ihr werdet mich zu ihm bringen.«
    Sapius ließ keinen Zweifel daran, wie ernst er seine Forderung meinte. Der Aufseher sah Sapius in die Augen, verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen und begann lautstark zu lachen.
    »Ihr solltet auf dem Marktplatz von Tut-El-Baya als Narr auftreten und die Leute mit Euren Späßen unterhalten. Sie würden sich gewiss totlachen. Ihr seid so komisch und habt Talent, glaubt mir«, prustete der Klan.
    »Ich mache keine Späße«, drohte Sapius, »entweder Ihr bringt mich jetzt zu Jafdabh oder ich lehre Euch den notwendigen Respekt, an dem es Euch ganz offensichtlich mangelt. Anschließend werde ich Jafdabh auch ohne Eure Hilfe aufsuchen.«
    »Tut, was Ihr nicht lassen könnt. Bei den Kojos, wer bin ich, Euch zu Jafdabh zu bringen«, meinte der Aufseher, »ich nehme meine Aufgaben ernst. Deshalb werde ich Euch auf der Stelle gefangen nehmen und aus diesem Gebiet entfernen. Notfalls mit Gewalt. Euresgleichen wird hier nicht geduldet. Ob Euch das nun passt oder nicht.«
    In Sapius brodelte die Dunkelheit. Er sammelte Magie. Ein Glück für ihn, dass sich daran nichts geändert hatte. Er würde diesen dreisten Wurm von einem Klan mit seiner Macht einfach hinwegfegen. Mit dem Stab des Farghlafat wäre es zwar einfacher gewesen, aber er hatte genug Erfahrung und Kraft gesammelt, um auch ohne den Stab zurechtzukommen.
    »Eure Augen, was ist mit Euren Augen?«, rief der Aufseher entsetzt, während er einige Schritte zurückwich, ohne den Blick von Sapius abzuwenden. »Sie sind schwarz!«
    »Ich bin ein Magier der Nacht, Dummkopf«, rief Sapius dem Aufseher zu, »Ihr hättet besser getan, was ich von Euch verlangt habe. Es war gewiss nicht zu viel.«
    An den Händen des Magiers bildeten sich dunkle, schmutzige Flecken. Sapius streckte dem entsetzten Klan die Hände entgegen, aus denen sich ein schwarzer, dichter Nebelschleier löste und auf den Aufseher zuschoss. Der Aufseher wollte ausweichen, aber es war bereits zu spät und er war zu langsam, die Berührung zu vermeiden.
    Vollständig von Nebel umhüllt, begann der Aufseher entsetzlich zu schreien. Sapius wusste, die Angst hatte den Klan gepackt und der Nebel der Dunkelheit drang in sein Innerstes und füllte die Lungen des Mannes mit zähem Schleim.
    »Spürt Ihr die Dunkelheit und die Verderbtheit?«, rief Sapius in den Nebel hinein. »Lasst Euch von ihnen verzehren.«
    Sapius wusste, der Nebel würde den Mann nicht töten. Sobald der Magier den Zauber aufhob, würde der Mann wieder freigegeben. Aber der Klan würde danach nie wieder derselbe sein. Die Berührung mit der Dunkelheit hinterließ eine bleibende Erinnerung. Sie war wie ein Makel, eine Verunreinigung der Seele, die sich in das Gedächtnis einbrannte. Sooft sich das Opfer auch von der Berührung und dem Schmutz reinwaschen wollte, der Schandfleck blieb und war für andere jederzeit spürbar.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Sapius den Klan, der die Fördermaschine bediente und den Aufseher herbeigerufen hatte. Der Klan wollte fliehen und eilte die Leiter hinauf, zu den Hebeln seines Gefährts.
    »Wagt es nicht«, rief ihm Sapius zornig hinterher, »kommt her und helft Eurem Gefährten. Er wird Euren Trost brauchen, wenn ich mit ihm fertig bin.«
    »Wer … wer seid Ihr?«, fragte der
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