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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht
Autoren: Bernd Rümmelein
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Klan mit kläglicher Stimme.
    »Das sagte ich bereits«, antwortete Sapius voller Ungeduld.
    »Aber … aber es gibt keine Magie auf Ell«, stammelte der Mann, »Jafdabh hat uns das wieder und wieder eingeschärft. Ihr seid ein Betrüger, ein Illusionist. Wir wurden vor Leuten wie Euch gewarnt.«
    »Dann hat Jafdabh Euch belogen«, antwortete Sapius, »Ihr habt soeben den Beweis für die Existenz der Magie mit eigenen Augen gesehen. Wollt Ihr sie auch noch am eigenen Leib spüren?«
    »Nein!«, rief der Klan und hielt die Hände schützend vor sich. »Bitte nicht. Ich will Euch glauben.«
    »Ihr seid klüger als dieser Aufseher. Steigt herab und helft ihm.«
    Sapius bemerkte die zitternden Beine des Klan, als dieser langsam die Leiter wieder herunterkletterte. Er rief den Nebel zurück, der sich augenblicklich auflöste und den am Boden liegenden Aufseher freigab, der sich ängstlich zusammengerollt hatte und seine Knie mit den Armen eng umschlungen festhielt, als wolle er sich vor dem Unheil des Nebels oder der Dunkelheit schützen. Ein bemitleidenswerter Anblick eines einst stolzen Aufsehers der Klan, den seine Ängste vor der Nacht fortan bis zu seinem Gang zu den Schatten verfolgen würden. Der Magier wusste, künftig würde der Klan keine Nacht mehr ohne Albträume schlafen. Er hatte seine Lektion erhalten und Sapius hatte sich gnädig erwiesen, ihn am Leben zu lassen.
    »Ich werde Euch nichts tun, wenn Ihr mir einige Fragen beantwortet«, beruhigte Sapius den Klan, der seinem gezeichneten Gefährten zu Hilfe eilen wollte.
    »Was möchtet Ihr wissen?«, fragte dieser knapp.
    »Seit wann gibt es Frieden zwischen den Nno-bei-Klan und den Rachuren?«
    »Solange ich denken kann«, antwortete der Klan hastig, »und das dürfte gut und gerne dreißig Sonnenwenden her sein. Aber schon davor lebten die Rachuren friedlich an unserer Seite und trieben Handel. Ich durfte sogar einmal nach Krawahta reisen und mir die Stadt und die Paläste der Herrschenden ansehen. Das war sehr beeindruckend.«
    »Ihr wart also in Krawahta? Seid Ihr dort auch den Todsängern begegnet? Was haltet Ihr von ihnen?«
    »Ihr meint Nalkaar und seine Gruppe? Ja, sie werden die Todsänger genannt. Ihre schwarzen Kapuzenmäntel sind legendär. Das ist wirklich schräg. Ich persönlich finde sie unheimlich, weshalb ich mich für gewöhnlich von ihren Aufführungen fernhalte. Ihre Darbietung ist düster und die Musik traurig, aber sie kommen gut an.«
    »Und der Flötenspieler?«
    »Noch schlimmer, wenn Ihr mich fragt. Ich habe ihn einmal auf dem Markt von Tut-El-Baya gesehen. Gewiss, seine Darbietung ist fesselnd. Es heißt, er lässt die Schatten tanzen. Aber ich bin mir sicher, dass er die Zuschauer an der Nase herumführt und Tänzer in schwarzen Kostümen um sich herumtanzen lässt, während er auf seiner Flöte spielt. Er bezahlt sie dafür, darauf würde ich wetten. Ich muss aber zugeben, er macht das sehr geschickt. Ich bin bis heute nicht dahintergekommen, wie er das genau anstellt. Es sieht echt aus.«
    »Hm …« Sapius kratzte sich nachdenklich am Kinn. Es fiel ihm schwer, das alles zu glauben. »Seit wann dient Ihr Jafdabh?«
    »Ich diene ihm nicht«, korrigierte der Klan, »ich arbeite für ihn, wie viele andere auch. Und er bezahlt gut.«
    »Wofür bezahlt er euch?«
    »Das seht Ihr doch! Ihr stellt wirklich eigenartige Fragen, als wüsstet Ihr nicht, was hier geschieht. Aber gut, ich will es Euch gerne erklären, soweit ich das vermag. Jafdabh stellt uns die Maschinen und wir fördern Steine, die wir zu feinem Sand zermahlen und zu Baustoffen verarbeiten. Wir graben Tunnel und bohren Stollen durch das Riesengebirge und holzen den Faraghad südlich von hier ab. Die Berge sind reich an Erzen. Der Boden unter dem Wald ist fruchtbar und ebenfalls reich an Bodenschätzen. Wir heben die Schätze, schütten die Gruben anschließend wieder zu, pflanzen neue Bäume oder schaffen Ackerland. Nur noch wenige Bäume sollen im Herz des Waldes stehen bleiben. Auf einem Großteil der gerodeten Flächen wird inzwischen Viehzucht und Ackerbau betrieben. Das ist sehr wichtig, sagt Jafdabh. Die Städte wachsen mit jedem Tag. Die Klan in den Städten brauchen Nahrung und nicht wenig davon, wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt. Wir versorgen sie mit allem, was sie benötigen und bezahlen. Anunzen regieren Kryson, das war schon immer so, und Jafdabh besitzt die meisten davon. Aber er ist auch großzügig und verleiht Anunzen an Bedürftige. Sie zahlen ihm
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