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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht
Autoren: Bernd Rümmelein
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den Widrigkeiten gerungen, indem er sich für die Drachenreiter und gegen den Lesvaraq entschieden hatte. Tarratar mochte zwar anderer Meinung sein, aber Sapius drückte sich nicht vor der Verantwortung. Im Gegenteil. Es war nur eine andere Art der Verpflichtung. Die Tartyk sahen zu ihm auf. Das war greifbarer und besser, als einem wahnsinnigen Lesvaraq zu dienen, dessen einziger Sinn die Wahrung des Gleichgewichtes war. War das ein erstrebenswertes Ziel? Tag und Nacht. Was bedeutete das schon?
    Der Magier hatte sich das schon oft gefragt, war aber nur zu der Erkenntnis gelangt, dass sich die Gegensätze auf Kryson bedingten, um im Lot zu bleiben und das gefürchtete Chaos fernzuhalten. Kein Licht ohne Schatten, kein Leben ohne Tod, kein Tag ohne Nacht, sagte sich der Magier immer wieder. Es gab kein Geheimnis darüber hinaus. Zu dieser Erkenntnis war er nach langen Sonnenwenden und vielen Irrtümern endlich gelangt. Ein Stück Weisheit in seinem Leben, das ihm künftig manche Entscheidung erleichtern mochte.
    Sapius hatte die Herausforderung gesucht und sein Schicksal in die eigenen Hände genommen. Bis jetzt war er ein Getriebener gewesen, der sich von anderen in die Irre hatte leiten lassen, mehrfach die Richtung gewechselt hatte und immer wieder von anderen für ihre Zwecke benutzt worden war. Jetzt wusste Sapius, was er wollte und wohin er gehörte. Die Drachenreiter waren sein Volk und sein Leben. Es kümmerte ihn nicht mehr, ob das Gleichgewicht oder die Kojos mit seiner Entscheidung zufrieden waren. Zweifel hatte er jedoch nach wie vor, die würde er wohl zeit seines Lebens nicht ganz ablegen können. Er musste mit sich selbst ins Reine kommen. Doch das war schwerer, als er es sich erhofft hatte. Seine Schuld am Tod einer Freundin wog schwer.
    Das Buch der Macht. Warum hatte er es verloren? Tarratar hatte es ihm anvertraut und ihm die Aufgabe zugedacht, das Buch in Sicherheit zu bringen. Sapius hatte versagt, was ihm schmerzlich bewusst war. Das konnte er sich nicht verzeihen, genauso wenig wie den Mord an Tallia.
    Der Narr wusste wohl, dass das Buch nicht für immer verloren war. Bevor Sapius das Buch nicht zurückgewonnen hatte, war eine Rückkehr zu den Tartyk für ihn ausgeschlossen. Wie hätte er den Drachen und den Drachenreitern mit seiner Schmach in die Augen sehen können. In seiner Unachtsamkeit setzte er ihr aller Leben aufs Spiel. Aber das passierte ihm nicht noch einmal, nahm sich Sapius fest vor.
    Auf ihrem Weg waren Vargnar, Rodso und er dem Ruf des Stabes gefolgt. Farghlafat. Die Diebe würden den Stab aus dem Holz des Lebensbaumes nicht benutzen können. Jedenfalls nicht auf die Weise, wie Sapius das konnte. Der Stab würde sich – außer von ihm und einem Lesvaraq – nicht von einem anderen beherrschen lassen. Sapius musste bei dem Gedanken lächeln. So überlegen sich die Räuber ihm gegenüber gezeigt hatten, so unüberlegt hatten sie am Ende in ihrer Gier gehandelt. Es war ein Fehler, dass sie den Stab mitgenommen hatten. So gut sie ihn auch vor ihm verstecken mochten, Sapius würde den Stab des Farghlafat überall auf Kryson finden. Das geschah den Räubern recht. Sein Zorn würde sie treffen.
    Der Stab rief nach Sapius und hinterließ eine magische Spur, der er folgen konnte. Fand Sapius den Stab, würde er auch die Räuber und das Buch finden, dessen war er sich sicher.
    Aber welches Spiel spielte Tarratar und welche Rolle hatte er für Sapius darin vorgesehen? Der Narr war undurchsichtig und hintertrieben. Das war er schon immer gewesen. Tarratar war ein mächtiger und gefährlicher Mann. Und doch konnte Tarratar andere für sich und seine Sache einnehmen. Von diesem Einfluss nahm sich Sapius nicht aus. Er hatte ihm vertraut. War das ein Fehler?
    Der Magier hatte Zeit, über die vergangenen Ereignisse nachzudenken. War die Suche nach dem Buch wirklich beendet, hatte er sich des Öfteren gefragt, oder war dies erst der Anfang und Tarratar hatte die Streiter in der Grube nur auf eine erste Probe gestellt und in die Irre geleitet? Eine von vielleicht vielen Prüfungen, an der sie beinahe gescheitert wären. Als würdig hatte sich in seinen Augen keiner der Streiter erwiesen.
    Kaum waren sie aus der Grube entkommen, waren die Streiter wieder auseinandergegangen. Was, wenn das Buch aus der Grube gar nicht das Buch der Macht wäre und die Wächter die Streiter hereingelegt hätten?
    Sapius erinnerte sich an einen Traum, in dem er das Buch der Macht gesehen hatte. Es hatte sich in Form,
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