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Die Nacht, in der er zurueckkehrte

Die Nacht, in der er zurueckkehrte

Titel: Die Nacht, in der er zurueckkehrte
Autoren: Raeanne Thayne
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1. KAPITEL
    Erschrocken fuhr Easton Springhill aus dem Tiefschlaf hoch. Was war das für ein komisches Geräusch gewesen?
    Schläfrig blinzelte sie auf ihren Wecker, der die unchristliche Zeit von morgens halb fünf anzeigte. Wie immer hatte sie die Vorhänge offen gelassen, damit sie beim Aufwachen auf die schneebedeckten Berggipfel blicken konnte. Doch jetzt sah sie nur die Sterne am dunklen Nachthimmel glitzern.
    Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich auf das Kopfkissen zurückfallen. So schnell würde sie nicht wieder einschlafen, zumal der Wecker ohnehin in einer Stunde klingeln würde.
    Wie ärgerlich. Sie hasste es, kurz vor dem Weckerklingeln aufzuwachen. Noch dazu, wenn sie aus einem schönen Traum gerissen wurde. Zu gern hätte sie weitergeträumt, denn wie so oft in ihren Träumen war es um ihn gegangen.
    Aber vielleicht war es besser, dass sie aufgewacht war. Immer, wenn sie von ihm träumte, war sie am nächsten Tag in einer seltsam erregten Stimmung – so, als hätte sie ihn wiedergewonnen, wenn auch nur in ihrem Unterbewusstsein. Gleichzeitig war sie deprimiert, dass die Realität anders aussah und sie die harte Arbeit auf der Ranch in Idaho allein bewältigen musste.
    Ärgerlich schüttelte sie den Kopf. Wie konnte sie so etwas denken? Sie hatte doch ein wundervolles Leben, ihre Freunde, ihre Verwandten mit der kleinen Nichte und dem Neffen. Und sie liebte die Winder Ranch.
    Ihr fehlte nur das eine, oder besser der eine.
    Sie setzte sich im Bett auf und überlegte, wovon sie wohl aufgewacht war. Jack und Suzy, ihre beiden Collies, bellten draußen auf dem Hof. Doch die bellten immer, egal, ob eine Kuh entlaufen war oder eine Maus über den Hof lief.
    Wie auch immer, da sie sowieso nicht mehr einschlafen würde, konnte sie ebenso gut aufstehen und die freie Stunde genießen, bevor sie sich an die Arbeit machte.
    Als sie eben nach ihrem Morgenmantel greifen wollte, hörte sie wieder das komische Geräusch. Es kam von unten und hallte durch das große, leere Haus.
    Sie erstarrte mitten in der Bewegung und spitzte die Ohren. Es klang wie eine Mischung aus Schreien und Jaulen. Gleich darauf klackerte etwas auf den Boden, als ob eine Plastikschüssel aus dem Küchenschrank auf die Steinfliesen gefallen wäre.
    Ihr Herz fing an zu rasen, und sie bekam ein mulmiges Gefühl im Magen. Sie wünschte, sie hätte einen der Hunde mit ins Haus genommen.
    Sie schlüpfte in ihre Pantoffeln, zog den Morgenmantel über das uralte Garfield-T-Shirt, das einer der Jungen vor Jahren zurückgelassen hatte, und griff nach der Schrotflinte ihres Onkels. Brant hatte darauf bestanden, das sie die unter ihrem Bett aufbewahrte.
    Immerhin lebte sie allein auf einer abgelegenen Ranch. Die nächsten Nachbarn wohnten meilenweit entfernt, und keine einigermaßen vernünftige Frau würde darauf verzichten, sich im Notfall selbst verteidigen zu können. Und das konnte sie; immerhin war sie mit drei Ziehbrüdern aufgewachsen, die ihr alles Nötige beigebracht hatten.
    Mit zitternden Fingern suchte sie in ihrer Nachttischschublade nach den Schrotpatronen und lud die beiden Läufe.
    Vorsichtshalber steckte sie noch ihr Handy in die Tasche ihres Morgenmantels für den Fall, dass sie die Polizei zu Hilfe rufen musste. Sie scheute sich, gleich anzurufen, vielleicht hatte sich ja bloß ein Waschbär in ihre Küche verirrt.
    Beherzt stieß sie die Schlafzimmertür auf und ärgerte sich einmal mehr darüber, dass sie nach Jos Tod nicht ins Erdgeschoss gezogen war, wo es ebenfalls zwei Schlafzimmer gab. Aber irgendwie hing sie an ihrem Mädchenzimmer im ersten Stock, das sie bewohnte, seit sie nach dem Tod ihrer Eltern ins Farmhaus gezogen war.
    Leise ging sie die Treppe hinunter. Kurz vor der knarrenden Stufe, der die Jungs früher immer ausgewichen waren, wenn sie spät nach Hause kamen, hörte sie von Neuem den seltsamen Laut. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, und sie umfasste die Schrotflinte fester.
    Das hörte sich so gar nicht nach einem Waschbär an, eher nach einem Berglöwen.
    Ihr fiel ein, dass sie am Tag zuvor am Rand der Nordweide Spuren bemerkt hatte. Aber würde eine Wildkatze ins Haus kommen, selbst wenn ein Fenster offen stünde? Noch nie hatte sie davon gehört, dass ein Puma in ein bewohntes Haus eingedrungen wäre. Die Tiere waren Einzelgänger und mieden nach Möglichkeit den Kontakt mit Menschen.
    Genau wie Cisco.
    Da sah man wieder mal, wohin es führte, wenn sie von ihm träumte. Am nächsten Tag fiel er ihr dann bei
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