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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht
Autoren: Bernd Rümmelein
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Einband und Größe deutlich von dem Buch aus der Grube unterschieden – das Buch aus der Grube war dünn und hatte wenig Seiten. Aber war das Buch aus seinem Traum echt? Oder war dies doch kein Traum gewesen, sondern die Vision einer möglichen Zukunft? Hatte er dieses schöne wie kurze Leben an der Seite Elischas wirklich gelebt? Wenn dies wahr wäre, dann wären die Streiter von den Wächtern des Buches hintergangen worden und das Buch der Macht noch nicht gefunden worden. Aber was für einen Sinn ergab das? Er hatte die Wirkung der Sätze am eigenen Leib erlebt.
    Rodsos Worte rissen den Magier aus seinen Gedanken.
    »Ihr hattet recht«
, sagte Rodso,
»die Steine befinden sich in Aufruhr. So aufgebracht habe ich sie noch nie erlebt. Sie schreien und flehen um Hilfe. Es war ein heilloses Durcheinander. Ich konnte nicht herausfinden, wovor sie sich fürchten. Mein Prinz, vielleicht könnt Ihr die Steine beruhigen?«
    »Wenn es dir nicht gelungen ist, werde ich es auch nicht schaffen«
, sagte der Felsenprinz,
»was konntest du hören?«
    »Zerstörung, brutale Gewalt. Etwas Großes und Mächtiges greift ihre Struktur an, reißt sie in Stücke und gräbt sich wie ein gefräßiger Wurm durch ihre Eingeweide. Sie leiden große Schmerzen, während sie zu Sand zermalmt werden.«
    »Was kann das sein?«
, wollte Sapius wissen.
    »Ich weiß es wirklich nicht«
, antwortete Rodso seufzend,
»wahrscheinlich wissen die Steine selbst nicht, wer oder was sie angreift. Es muss etwas sein, das wir noch nicht kennen. Ein unbekanntes Wesen. Magie. Wir sollten es schnellstmöglich herausfinden.«
    »
Ich wusste, dass mit diesem Ort etwas nicht stimmt«
, rief Sapius.
    Sapius sprang plötzlich auf und sah den Prinzen und dessen Felsenfreund entgeistert an. Ein plötzlicher Einfall quälte ihn. Ein störender Gedanke. Nichts, was gegen die drohende Gefahr helfen konnte. Aber der Geistesblitz war so plötzlich über ihn gekommen, dass er den Magier nahezu fassungslos dastehen ließ.
    »Was ist mit Euch?«
, fragte Vargnar erschrocken.
»Habt Ihr einen Geist gesehen oder traf Euch die plötzliche Erkenntnis, mit welcher Gefahr wir es zu tun bekommen?«
    »Nein«
, antwortete Sapius blass,
»es tut mir leid, aber meine Gedanken sind sehr durcheinander. Sie springen von einer Sache zur anderen. Ich weiß nicht, wer die Steine bedroht. Aber die Stille an diesem Ort! Ist Euch denn nicht klar, was das bedeutet?«
    »Wollt Ihr es uns vielleicht erklären?«
, antwortete Vargnar händeringend.
    »Ich hatte die ganze Zeit über ein merkwürdiges Gefühl … dieser Ort«
, führte Sapius aus,
»die Stille ist nicht natürlich. Und sie liegt über dem ganzen Hof.«
    »Auf was wollt Ihr hinaus, Sapius?«
, fragte Vargnar.
»Beeilt Euch bitte, mir scheint, uns bleibt wenig Zeit.«
    »Die Todsänger. Ich habe einen Weg gefunden, wie wir Nalkaar und die Todsänger bezwingen können. Ich bin mir fast sicher. Wir hielten die Todsänger für unbesiegbar. Wie lange schon suchen wir nach einer Lösung und nun liegt sie so einfach und klar vor mir, als ob sie jemand für uns aufgeschrieben hätte. Warum bin ich nicht früher darauf gekommen? Wir versuchten es mit Gesang, mit Lärm und damit, ihnen die Kehlen zu durchtrennen, Zungen und Stimmbänder herauszuschneiden. Dabei ist der Weg einfacher. Wir bekämpfen sie mit Stille!«
    »Das verstehe ich nicht«
, grübelte Vargnar über Sapius’ Worte nach,
»wie wollt Ihr das anstellen. Würde der Gesang der Todsänger die Stille nicht durchbrechen und mit ihren Klängen erfüllen? Ich kann Euch doch auch hören.«
    »Wir reden in Gedanken miteinander, mein Prinz«
, antwortete Sapius,
»außer Euch und Rodso kann niemand unser Gespräch belauschen, weil wir unsere Stimmen nicht einsetzen.«
    »Schon, aber nach allem, was ich gehört habe, wird das Lied der Seelen laut und durchdringend vorgetragen«
, gab Vargnar zu bedenken.
    »Und genau darauf bauen wir unseren Sieg auf«
, lächelte Sapius,
»ich erzeuge eine magische Stille und lege diese über die Gegend, in der wir den Angriff der Todsänger vermuten. Kein Laut wird aus ihren Kehlen erklingen. Keine Seele wird sie nähren und ihren Hunger stillen. Ohne ihren Gesang sind sie machtlos. Noch während sie sich fragen, was mit ihnen geschieht, greifen wir sie an und zerstören sie. Nalkaars Macht schwindet mit jedem Todsänger, den wir erledigen.«
    »Und Ihr glaubt, das könnte gelingen?«
, zeigte sich Vargnar wenig überzeugt.
»Was denkst du,
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