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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau
Autoren: Ota Hofman
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Das erste Kapitel, in dem alles beginnt, aber das erfahre ich später.

    Vielleicht habt auch ihr manchmal glückliche Tage, an denen euch alles gelingt, und dann wieder andere, die man lieber verschlafen möchte. An solchen Tagen klingelt der Wecker gerade in dem Augenblick, wenn man etwas Schönes träumt, und er rasselt widerlicher denn je, so widerlich, daß man den schönen Traum rasch vergessen hat. Man steht also auf, mit dem linken Bein zuerst und noch dazu rücklings, die Zahnpasta im Bad ist eingetrocknet, das warme Wasser kalt, der Tee zu heiß, das Hemd zerknittert, den linken Schuh kann man nicht finden, und hat man ihn doch gefunden, reißt der Schnürsenkel.
    An einem solchen Morgen sollte man kleinlaut ins Bett zurückkriechen und sich die Decke über den Kopf ziehen. Denn an diesem Tag geschieht garantiert folgendes:

a) Man vergißt, die zehn wichtigsten Sachen in die Aktentasche zu stecken, und kehrt zurück, um sie zu holen, doch
b) plötzlich fährt der Lift nicht,
c) auf der Treppe im fünften Stockwerk tritt man dem Hund des Nachbarn auf den Schwanz,
d) und im sechsten Stockwerk stellt man noch dazu fest, daß man mit den zehn wichtigsten Sachen auch die Schlüssel vergessen hat,
e) daß die Klingel an der Wohnungstür nicht funktioniert,
f) ebenso der Apparat im Telefonhäuschen an der Ecke,
g) und eine schwarze Katze läuft einem über den Weg,
h) und der Autobus fährt einem vor der Nase weg,
i) und die U-Bahn ist überfüllt,
j) und man steht auf einem Bein und schaut über die Köpfe der Mitreisenden hinweg direkt auf ein Plakat, auf dem einem ein greulicher Opa, dem jemand einen Bart aufgemalt hat, kundtut:
    Ihr Glück ist nur vollkommen mit dem Taschenfernseher Claudia.
    W. Viola-Elektro
    Wunder schon heute!
    Nicht erst morgen!
    An der dritten Haltestelle war die U-Bahn leer. Ich vergaß, daß heute mein schwarzer Tag war und bis zum Ende des Pech-Abeces noch k, 1, m, n, o, p, qu, r, s, t, u, v, w, x, y, z fehlten. Ich hörte auf, zum hundertvierundachtzigstenmal Ihr Glück ist nur vollkommen zu buchstabieren, und nahm die Zeitung in die Hand, die jemand auf dem Fensterplatz liegen gelassen hatte.
    Auf der ersten Seite las ich:
    Zwerge im Weltall? Sensationeller Bericht der Apollo-37-Mannschaft. Ufos in Hüten. Apollo-37-Kommandant Collins berichtet: Die Instrumente funktionierten nicht mehr. Wir waren ratlos. Im ersten Augenblick schien es, ein Meteorit stürze auf uns zu, aber es war ein Raumschiff, das wie ein altmodisches U-Boot mit Propeller aussah. Ich schätze, es war vier bis sechs Daumen groß. Beinahe wäre es an die Scheibe der Kommandanten-Kabine gestoßen. Seine Farbe war wie Messing oder Altgold. Das Schiff hatte ringsum eine Rampe mit einem Geländer. In dem Augenblick, als wir es fotografieren wollten, hörte ich Fleming am anderen Fenster schreien: »Um Gottes willen! Da sind ja Heinzelmännchen drin!« Eine Luke im Flugobjekt öffnete sich, und heraus trat ein komisches Männchen mit Hut. Es nahm den Hut ab, lehnte sich ans Geländer und beobachtete uns neugierig, während das Raumschiff uns einmal umkreiste. Dann entfernte sich das eigenartige Flugobjekt wieder. Ich bedaure, daß die Foto-Dokumentation kaputt war, vielleicht vernichtet durch die Strahlen dieses Raumschiffes, aber wir waren zu dritt in der Kabine, ein Irrtum ist ausgeschlossen. Persönlich habe ich darüber keine Meinung, ich weiß nur, wir haben es gesehen und beobachtet, während es uns einmal umkreiste.
    Als ich zu Ende gelesen und die Zeitung in die Tasche gesteckt hatte, verließ die U-Bahn eben die Station, wo ich hätte aussteigen sollen.
    Das Pech nahm weiter seinen Lauf. Zur Arbeit kam ich eine halbe Stunde später als üblich.
    Auf meinem Schreibtisch lag ein Zettel:
    ??
    Ich warte.
    Quincy
    Na also:
    k) Rausschmiß.

Zweites Kapitel. Die Wunder beginnen. Ich bekam nicht den Laufpaß. Und Thomas Quincy, Oberinspektor der Interpol, spricht:

    »Ich hörte, Sie schreiben Gedichte.«
    »Ja, Oberinspektor.«
    »Ich hoffe, nicht im Dienst.«
    »Nein, Oberinspektor.«
    Oberinspektor Thomas Quincy schaltete mit einem Seufzer der Erleichterung die Telefone aus. Er drückte auf die Tasten unter der Platte seines Schreibtisches, der etwa das Ausmaß eines kleinen Privatflugplatzes hatte. Über der Tür seines Arbeitszimmers flimmerten die Signale:
    Nicht Stören!
    Kein Eintritt!
    Konferenz!
    Für einen gewöhnlichen Rausschmiß war das viel zu pompös. Außerdem waren wir nicht allein im Zimmer. In den
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