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Krumme Touren in Texas

Krumme Touren in Texas

Titel: Krumme Touren in Texas
Autoren: Deborah Powell
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dem
    freundlich aussehenden jungen Mann, der eisern
    geradeaus auf seine Schreibmaschine starrte.
    Schließlich drehte er das Blatt Papier heraus und
    reichte es mir. Ich unterschrieb das Dokument mit
    Schwung. Ich hielt es nicht für nötig, es zu lesen. Ich
    hielt es auch nicht für nötig, meinen eigenen Namen
    darunterzusetzen, also unterschrieb ich mit Eleanor
    Roosevelts und ging.
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    2
    Übelriechender Dunst wälzte sich von Parks
    Wohnung die Treppe hinunter, haute mich aus den
    Socken, schüttelte mich wie ein Hund den Knochen,
    klatschte mich rückwärts an die Wand und ohrfeigte
    mich obendrein noch. Park und Charlotte kochten
    das Sonntagsessen. Es war wahrscheinlich Parks altes
    Familiengeheimrezept für Spaghetti. Im Vergleich
    dazu würde eine an die städtische Kanalisation
    angeschlossene Papierfabrik wie ein englischer
    Rosengarten duften.
    »Du kriegst die Motten!« brummte ich, zog die
    Nase kraus und würgte unfreiwillig, als ich mich die
    Treppe hoch zu Parks Küche durchschlug. »Was zum
    Teufel macht ihr da? Es stinkt übel genug, um
    Versicherungsvertreter in die Flucht zu schlagen.
    Vielleicht könnt ihr ein wirklich florierendes Geschäft
    daraus machen, wenn es auch Bankleute und
    Anwälte vertreibt.«
    Park stand am Herd und rührte eine grüngelbe
    Pampe in einer schwarzen Eisenpfanne um. Der
    Deckel des Topfs auf der hinteren Flamme hüpfte auf
    und ab wie ein Schamane mit einer Biene unterm
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    Lendenschurz; Wasser kochte über, lief an den Seiten
    runter und zischte wütend in die hohe Flamme. Ich
    beugte mich vor und stellte die Flamme kleiner.
    Charlotte hockte auf dem Fußboden vor einer
    offenen Schranktür und studierte eingehend die
    Etiketten von Dosen, die sie herausgeräumt und
    neben sich gestapelt hatte.
    »Was ist das?« fragte ich höflich und deutete auf
    die Pfanne.
    »Eier«, erwiderte Park stolz, während er
    Unmengen Knoblauchpulver auf die Schweinerei in
    der Pfanne schüttete. »Ich habe die Grüne-Bohnen-
    Kasserolle aus deinem Eisschrank genommen und
    mit Eiern verrührt, um ein Omelett zu machen.«
    »Welcher Grüne-Bohnen-Eintopf?«
    »Der einzige Grüne-Bohnen-Eintopf, der in
    deinem Eisschrank war.«
    »In meinem Eisschrank war kein Grüne-Bohnen-
    Eintopf.«
    »Du spinnst wohl, was ist dann dieses grüne
    Zeug?« fragte er und stach mit einem Bratenwender
    darauf ein.
    Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
    Er drehte das Gas ab, riß die Pfanne hoch und
    stampfte wutschnaubend zum Abfalleimer, um die
    Pampe wegzuschütten.
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    »Wann hast du das letzte Mal deinen Eisschrank
    ausgemistet?«
    Ich zuckte wieder die Achseln.
    Sein Gesicht lief rot an, als er mit den Zähnen
    knirschte. »Mein Gott nochmal! Das ist alles, was ich
    zu sagen habe. Mein Gott!«
    »Vielleicht sollte ich eben zum Little Brown Derby
    rüberlaufen und uns Brathähnchen holen«, sagte ich
    und ließ ihm viel Platz, da er die schwere Pfanne
    schwenkte.
    »Ich gehe«, knurrte er. Seine Lippen waren so
    dünn wie die Brieftasche eines Spielers nach sechs
    Monaten
    Pechsträhne.
    In
    seinen
    zusammengekniffenen Augen stand ein kriminelles
    Glitzern. Er schnappte sein Portemonnaie von der
    Anrichte und stürmte aus der Küche. Ich ging ihm
    vorsichtshalber aus dem Weg.
    Solange Park weg war, ließ ich Charlotte auf
    kleiner Flamme schmoren, um ein Alibi für den
    vergangenen Abend aus ihr herauszuquetschen.
    Ebensogut hätte ich versuchen können, den
    Goldpokal auf einer Schülerinnen-Modenschau zu
    gewinnen.
    Als Park zurückkam, aßen wir und hörten Fritos
    Rhumba Kings im Radio. Park und Charlotte wollten
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    wissen, was bei der Polizei herausgekommen war,
    also brachte ich sie auf den Stand.
    »Da hätte ich auch gleich im zarten rosa Negligé
    im Bett bleiben und Bonbons naschen können, das
    wäre produktiver gewesen. Wo ich gerade von Bett
    spreche, ich bin müde.«
    Die Sonne stand höher und brannte heißer, als ich
    die Fensterläden unten in meinem Schlafzimmer
    schloß, um ein Nickerchen zu machen. Anice weckte
    mich eine Stunde später, indem sie meine Hand mit
    der Schnauze in die Luft warf wie eine Robbe, die
    mit einem Gummiball spielt.
    Einer der Jungs, die hinterm Haus über der Garage
    wohnten, spielte Klarinette – eine schleppende,
    schaurige Melodie. Ich spähte durch die Fensterläden
    und sah, wie er sich auf einem weißen
    schmiedeeisernen Stuhl im Schatten der mächtigen
    Ulme lümmelte, in seinem ärmellosen T-Shirt,
    ausgebeulter Khakihose und mit
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