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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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Ware.‹ ›Ich ziehe Krúdy vor. Das ganze Ambiente dort sagt mir mehr zu.‹ Und so kämen wir nach und nach dahin, dass auch die Literatur ein unverzichtbarer Artikel des täglichen Lebens würde.«
    Dabei haben wir es schließlich belassen.
    (1944)

Die Geschichte der unerfüllten Liebe

    Die unerfüllte Liebe hat vermutlich so angefangen, dass einmal ein Mann in eine Frau verliebt war, und die liebte ihn nicht, oder ein Mädchen liebte einen Jungen, und der liebte sie nicht. Es ist anzunehmen, dass der erste unglücklich Liebende schon zu einer Zeit lebte, die von der Wissenschaft als die vorgeschichtliche bezeichnet wird, und dass er noch ein Höhlenmensch war. Womit gesagt sein soll, dass die unerfüllte Liebe wahrscheinlich so alt wie die Menschheit oder noch älter ist. Man darf auch annehmen, dass die Dichter sich über die Hartherzigkeit der geliebten Dame beklagen, seit es Dichter auf Erden gibt. Aber Dichter sind wie die Papageien, welche ein weiblicher Robinson, die Heldin in Jean Giraudoux’ Roman, auf einer Südseeinsel fand, auf der nur Vögel lebten; diese Papageien hatten zuvor noch nie einen Menschen gesehen, deshalb konnten sie auch die Stimmen der Menschen nicht nachahmen, sie machten sich also gegenseitig nach. Auch die Dichter ahmen stets nur einer den anderen und nicht die Menschen nach.
    Der Poet, der über seine unerfüllte Liebe klagt, hat für gewöhnlich viel von einem früheren Dichter gelernt, der schon über unerfüllte Liebe geklagt hat, und dieser wiederum hatte sich gewiss einen noch früheren zum Vorbild genommen, welcher gleichermaßen über sein Unglück in der Liebe klagte, und so weiter. Ja, es gibt auch Dichter, die selbst vielleicht gar nicht unglücklich verliebt waren und nur deshalb über die unerfüllte Liebe klagten, weil sie es so von ihren Meistern gelernt hatten. Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte ganz allmählich die dichterische Formenlehre von der unerfüllten Liebe. Traditionelle und strenge Regeln legten fest, auf welche Weise der Dichter leiden musste, zumindest in seinen Gedichten. Unter den zahlreichen Traditionen in der Dichtung des westlichen Europas war die der unerfüllten Liebe die beständigste. Die Herrschaft dieser Tradition dauerte fast siebenhundert Jahre, und unvergänglich schöne Verse geben davon Zeugnis.
    Wenn wir zumindest in groben Zügen über ihre Geschichte berichten wollen, müssen wir natürlich wie alle historischen Übersichten so beginnen: »Schon die alten Griechen kannten …« (Denn was hätten die alten Griechen nicht gekannt?) Als Volk zeichnete die alten Griechen, wie bekannt, eine große Affinität zur Philosophie aus, sie forschten nach Ursache und Sinn der Dinge und sannen oft und lange darüber nach, was für eine Bewandtnis es mit der Liebe hatte. In Kreisen der griechischen Ärzteschaft hatte sich diesbezüglich die Ansicht durchgesetzt, dass Verliebtheit ein Leiden sei, ungefähr so etwas wie eine ansteckende Krankheit. Es kommt also zu einer Infektion, und zwar über die Augen, denn das Verlieben fängt stets damit an, dass man die oder den erblickt, die oder den man liebt, und bald darauf spürt man auch schon die Symptome der Krankheit, die Liebe genannt wird. Die Griechen haben sich den Vorgang des Sehens so vorgestellt, dass von dem betrachteten Gegenstand kleine Abbilder seiner selbst ausströmen und ins Auge des Betrachters eindringen: Wenn wir also eine Rose betrachten, so geschieht das, indem viele winzige Röschen ausströmen und zwei von ihnen in unsere Augen eindringen. Bei der Liebesinfektion dringt also das Bild des geliebten Wesens in die Augen des Betrachters und über die Augen in den ganzen Körper, es verursacht dort eine Entzündung, eine krankhafte Veränderung. Die Griechen haben auch die Symptome der Liebeskrankheit sorgfältig beschrieben: Der Patient wird blass, verliert den Appetit und schläft nicht, ist traurig und lebt nur auf, wenn er das Objekt seiner Sehnsucht erblickt, er denkt stets daran, doch wenn er ihm begegnet, verstummt er, ist verwirrt usw. Wozu sollen wir weiter in die Einzelheiten gehen. Was schon die alten Griechen wussten, wissen wir doch auch.
    Um die Beschreibung von Symptomen der Verliebtheit hat sich das Regelwerk der unerfüllten Liebe herausgebildet. Die antike Welt kannte diese Symptome zwar recht gut, doch lag es ihren Denkern fern, daraus einen Kult werden zu lassen. Griechen und Römer sind uns gefühlsmäßig deshalb so fern, weil ihnen die
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