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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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Krúdy und Ernő Szép jüngeren Autoren wie Antal Szerb (und fügen wir hinzu: Attila József, Miklós Radnóti und Sándor Márai) weniger weltoffen erschien. Bürgerlichkeit und Urbanität waren in der Zwischenkriegszeit verpönt, und die lebendigen Geister litten zudem unter Klaustrophobie im nach dem Frieden von Trianon (1920) enger und provinzieller gewordenen Ungarn. Hinzu kam die wachsende Armut der Zwanziger- und frühen Dreißigerjahre, die bereits am Straßenbild abzulesen war: der Menschenmarkt, auf dem Unternehmer nach billigen Arbeitskräften Ausschau hielten, sowie die endlosen Schlangen vor der Suppenküche des Philanthropen »Onkel Robert«. Von der Entstehung eines akademischen Proletariats zeugten Annoncen wie diese: »Mann mit Diplom würde gerne die Frau heiraten, die ihm zu einer Stelle verhilft.«

    Dennoch: »Gott mit dir, o Budapest, du süßes, unser süßes Leben, Gott mir dir …« Die Nostalgie war und blieb begründet und überdauerte auch spätere Zeiten. Besonders die Literatur versuchte selbst unter dem Druck von repressiver Kulturpolitik und Zensur an ihren Traditionen festzuhalten. Einige Cafés blieben noch in den Sechziger- und Siebzigerjahren Zentren der schreibenden Zunft, so auch das legendäre
New York
, obwohl es wegen des verdächtig klingenden amerikanischen Namens in
Hungária
umgetauft wurde. Als sich dann die politische Wende abzeichnete, zogen die ersten freien Literaturzeitschriften mangels eigener Räumlichkeiten sogleich in die Cafés und konnten während der Redaktionssitzungen mit einem Rabatt auf Kaffee oder Cognac rechnen. Und obwohl der marktwirtschaftliche Rahmen und die Neuen Medien das Schreiben in eine schwierige und undankbare Tätigkeit verwandelten, vermag es hoffentlich der Genius Loci, dass sich das literarische Schaffen seinen handwerklichen Charakter und vorindustriellen Charme bewahren kann.
    György Dalos

Gyula Krúdy (1878 – 1933)

    Eigentlich standen diesem Glückskind alle Türen offen: Gyula Krúdy, geboren 1878 im Landstädtchen Nyíregyháza im Nordosten Ungarns, war der Älteste von zehn Geschwistern und wuchs in einem geordneten Elternhaus auf. Allerdings war seine Mutter, das bildhübsche Stubenmädchen, erst nach der Geburt des achten Kindes die legitime Ehefrau des wohlbestallten Advokaten Crudi geworden. Gyula besuchte die besten Schulen der Gegend, erhielt seine Erziehung und Ausbildung bei den Jesuiten und Piaristen. Er war noch keine fünfzehn Jahre alt, als in einer Regionalzeitung seine ersten literarischen Versuche abgedruckt wurden, und bald darauf erschienen sogar in Blättern der Hauptstadt Reportagen, Glossen und kleinere Erzählungen aus seiner Feder. Mit siebzehn war er bereits fest angestellter Redakteur bei einer Zeitung in Debrecen.
    Hungrig nach Erfolg, nach Unabhängigkeit und sicherlich auch nach Liebesabenteuern zog es ihn 1896, im Jahr der großen Millenniumsfeiern in Ungarn, nach Budapest. Hier erreichte er tatsächlich fast alles, was er sich vorgenommen hatte. Er war noch keine zwanzig, als der erste Novellenband und in einem Pester Wochenblatt sein erster Roman in Fortsetzungen erschienen. Doch trotz dieser Anfangserfolge erwies sich bald, es war ein hartes Brot, das er sich in der Hauptstadt mit Schreiben verdienen musste, denn der von der »unseriösen Laufbahn« des Sohnes enttäuschte Vater versagte ihm jegliche finanzielle Unterstützung.
    Noch nicht volljährig, heiratete Krúdy mit einer gefälschten Zustimmungserklärung der Eltern eine bekannte, attraktive, aber zehn Jahre ältere Journalistin. Obwohl aus der Verbindung drei Kinder hervorgingen, war die Ehe mit der anspruchsvollen Partnerin schon nach wenigen Jahren zerrüttet. Die Rolle des Ehemanns und Familienvaters konnte oder, besser gesagt, wollte Krúdy nicht ausfüllen. Er setzte seinen alten Lebensstil als Nachtschwärmer, Glücksspieler und gelegentlicher Liebhaber außer Haus fort. Eine gewisse Unabhängigkeit, ja sogar Eigenbrötelei hat er sich lebenslang bewahrt, offenbar waren sie Voraussetzung für seine Kreativität und Schaffenskraft.
    Indessen arbeitete Krúdy mit großem Elan an seiner beruflichen Anerkennung und daran, die Familie über Wasser zu halten. Es gab in der Hauptstadt so gut wie keine Redaktion, keinen Verlag, wo er sich nicht anbot. Er schrieb unablässig, verfasste Jugendgeschichten, anekdotische Novellen, impressionistische Essays, Reportagen, Theaterkritiken, Romane. Und allmählich wurde er von der schreibenden
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