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Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E

Titel: Krúdy, G u. Szerb, A u. Szép, E
Autoren: Ich liebte eine schöne Frau: Miniaturen
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etwas an ihrer Garderobe liegt. Ein wahrer Engländer würde um nichts in der Welt mit einer Krawatte auf die Straße gehen, die nicht ein wenig verrutscht ist. In den romanischen Ländern wiederum kümmert man sich wirklich und wahrhaftig nicht darum, was und wie man etwas trägt. Für einen Ungarn, der einmal in Paris gewesen ist, bedeutete es stets eine große Erschütterung, zu sehen, wie dort die Männer üblicherweise, mit Schal um den Hals und einer Baskenmütze schief auf dem Kopf, Arm in Arm mit ihren eleganten Damen auf den Boulevards flanierten.
    Nein, es ist ja nichts dagegen zu sagen, dass das ausgeprägte Stilempfinden unserer Landsleute von ihnen verlangt, sich stets korrekt und elegant zu kleiden – aber weißt du, ich fürchte, deshalb reicht es dann unter normalen Umständen bei ihnen nicht mehr für ein Buch. Das Geld, das man andernorts für Bücher ausgibt, geht bei ihnen für die Eleganz drauf. Diesbezüglich müsste sich, nicht wahr, zum Wohle der ungarischen Kultur wirklich etwas ändern.
    Mit dieser Angelegenheit sollte sich das Parlament beschäftigen. Denn es ist ja nicht mehr wie früher, unsere Landesväter ergreifen heutzutage häufig in Sachen Literatur und Kunst das Wort. Sie melden sich immer wieder mit Vorschlägen und Forderungen, man möge dieses oder jenes Buch dem Feuer übergeben, diese oder jene Ausstellung schließen, dieses oder jenes Theaterstück aus dem Programm nehmen. Allmählich wird ja ein Schriftsteller, von dem man noch kein einziges Buch verbrennen wollte, gar nicht mehr als solcher gelten können.
    Wäre ich Abgeordneter, ich würde den Entwurf für ein literarisches Kleidergesetz ins hohe Haus einbringen. Und zwar zu dem Zweck, die Zustände von heute bezüglich der Kleidung zu stabilisieren. Man müsste verordnen, dass die Menschen sich auch in Friedenszeiten nicht mehr Kleider zulegen dürfen als in Zeiten wie diesen.«
    »Mein lieber Freund«, wende ich ein, »das wäre ja die pure Grausamkeit.«
    »Keineswegs. Wir rennen ja auch heute nicht nackt herum. Die meisten von uns haben doch mindestens so viel anzuziehen, wie es das sittliche Empfinden verlangt. Ich bestehe nicht darauf, dass wir in Lumpen gehen, obwohl, grundsätzlich hätte ich selbst dagegen nichts einzuwenden. Fordern würde ich allenfalls, dass die ungarische Herrenausstattung sich, sagen wir, auf das Pariser Niveau in Friedenszeiten beschränkt. Und wir uns lieber, was das gedruckte Wort angeht, mit den Parisern messen.«
    »Ich meine«, sage ich, »eine solche Denkweise verträgt sich nicht sehr gut mit der Würde eines Schriftstellers, mein Freund. Der Dichter hat, das ist er seiner Berufung schuldig, ein Verfechter persönlicher Freiheit zu sein. Man sollte den Menschen doch nicht vorschreiben wollen, wie sie sich zu kleiden haben. Von da wäre es ja nur noch ein Schritt zur obligatorisch verordneten Uniform.«
    »Ja, da muss ich dir recht geben«, meinte der Schriftsteller nachdenklich. »Warte, dann würde ich meinen Antrag vielleicht dahin gehend abändern, dass ein Kunde beim Einkauf jedes einzelnen Kleidungsstücks verpflichtet wäre, ein gewisses Quantum Bücher mit zu kaufen, natürlich entsprechend dem Wert seiner Anschaffung. Wer sich neue Handschuhe kauft, verpflichtet sich, auch ein Bändchen Novellen mitzunehmen. Wer sich einen Anzug anmessen lässt, abonniert zugleich eine wissenschaftliche Buchreihe, und der Käufer eines Herrenpelzes erweitert gleichzeitig seine Bibliothek um die Gesamtausgabe von Jókai. Nein, glaub mir, die Idee ist kein bisschen weltfremd. Und zwar deshalb nicht, weil man so die nötige Kleidung mit dem ebenso notwendigen Lesen in Verbindung bringt und dadurch die Attraktivität des Buches immens wachsen würde. Oder? Die Möbelverkäufer könnten beispielsweise kombinierte Schränke anbieten, eine Hälfte für die Garderobe, die andere für Bücher. Damit brächte der Käufer sowohl die gleichzeitig erstandenen Bücher wie seine Kleider auf die praktischste Weise unter.
    Mit der Zeit würden wir dann die Kleidungsstücke vielleicht sogar nach den Büchern benennen, mit denen zusammen wir sie kaufen mussten. Überleg einmal, welch kolossale Werbewirkung sich so entfalten würde. ›Ich habe mir wunderbare Kosztolányi-Halbschuhe zugelegt‹, könnte der eine dem anderen berichten. ›Tatsächlich? Wo bekommt man die?‹ ›Nun im Warenhaus bei Krúdy.‹ ›Ich kaufe eigentlich stets bei Zsigmond Móricz. Ein solides Haus. Bietet gediegene und haltbare
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