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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume
Autoren: Barbara Wood
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Habseligkeiten bei sich – Wolldecken und Quilts, Kochtöpfe und streng gehütete Glut von ihren Feuerstätten.
    Wie oft wollten sie schon aufgeben, weil sie sich in einer blendend weißen Hölle verloren glaubten. Doch immer wieder entdeckte Matthew neue Blutspuren, scharlachrote Tropfen im Schnee, und er drängte seine Truppe weiter, versprach ihnen am Ende eine wahre Fressorgie. Er beschrieb ihnen brutzelndes Fett in der Pfanne, bis sie es alle riechen konnten und ihnen der Speichel im Munde zusammenlief. Emmeline unterstützte ihn, packte die Menschen am Arm, zog sie wieder auf die Füße, erzählte ihnen, dass sie den verwundeten Bären gesehen hätte – eine Lüge – und dass er inzwischen bestimmt tot sei. Er sei genau vor ihnen… nur noch wenige Meter… ein paar Schritte… einen Schritt noch… nein, nicht stehen bleiben, nicht hinfallen, hier, nimm meinen Arm… Ruth Hammersmith fiel in eine Schneewehe und blieb wie tot liegen. Ihr Ehemann sank an ihrer Seite nieder und bedeutete den andern weiterzugehen. Aus tief eingesunkenen, von dunklen Ringen umschatteten Augen sah er ihnen nach.
    Die halb toten Menschen quälten sich, keines Gedankens mehr fähig, weiter, ohne Matthews aufmunternde Worte zu hören, durch Schneewehen taumelnd, mit tauben Händen und Füßen und mit vor Kälte erstarrten Gesichtern.
    Noch einige sanken in den Schnee, die Kinder im Arm.
    Emmeline, selber schon ganz schwach, versuchte sie anzutreiben, aber sie fand nur noch die Kraft, Matthew zu folgen.
    Und als sie schon dachten, alles sei umsonst gewesen, standen sie vor der Höhle, in der die Blutspur endete.
    Während die anderen draußen in sicherer Entfernung warteten, tasteten Matthew und Manfred Schumann sich vorsichtig vor. Mit schussbereiter Waffe lauschten, schnupperten sie. Im Inneren der Höhle fanden sie den Bären, und er war tot.
    Manfred und Osgood Aahrens hatten noch die Kraft, ihre Messer in den Leib des Tieres zu rammen und ihn aufzuschlitzen. Als die anderen die Innereien herausquellen sahen, fielen sie wie die Tiere über alle dampfenden, blutigen Teile und Stücke her, die sie ergattern konnten. Sie stürzten sich auf warmes, rohes Bärenfleisch und das Blut, und nachdem sie sich gestärkt hatten, gingen sie zu denen zurück, die am Wege lagen. Die Hammersmiths waren beide tot, aber alle anderen wurden in die Höhle geschleppt, wo sie sich die Bäuche mit Grizzlyfleisch voll schlugen.
    In dieser Nacht schliefen sie erschöpft neben dem Kadaver ein, die Kinder kletterten sogar hinein in die warme Höhle. Mit der letzten Glutasche entfachten sie am Morgen ein Feuer, entboten Gott ein Dankgebet und begannen, den Bären zu zerlegen. Zuerst warfen sie ganze Fleischstücke aufs Feuer, um sich zu stärken, aber dann schnitten sie lange Fleischstreifen ab und hängten sie zum Dörren über das Feuer. Auf diese Weise wurde das Fleisch für die kommenden harten Wochen konserviert. Sie vergruben die Knochen vor den Wölfen, den Balg jedoch, der fast zur Gänze den Höhlenboden bedeckte, benutzten sie als Teppich zum Wärmen.
    Noch weitere sechs Menschen kamen um, und als es so schien, als würde der Rest überleben, nahm Matthew eine Zählung vor: Die Gruppe bestand nunmehr aus fünfundfünfzig Männern, vierundzwanzig Frauen und dreiundfünfzig Kindern. Vierzig Seelen weniger als bei ihrer Abreise aus Fort Bridger.
    Eines Tages, als die Sonne zum ersten Mal wieder warme Strahlen auf die Erde schickte und sie die erste Schneeschmelze erlebten, wandte sich Matthew zu Emmeline an seiner Seite, nahm ihr Gesicht in die Hände und sagte voller Leidenschaft: »Ich liebe den Klang deiner Stimme, Emmeline. Hör bitte nie auf zu reden.
    Bitte schweig nie still. Als ich zu dieser Reise aufbrach, war ich trübsinnig und viel zu ernst. Und ich fand, dass du zu viel gelacht hast. Aber deine Lebhaftigkeit hat mich gerettet. Ich bin im Dunkeln und unter Toten aufgewachsen, du hast Licht und Freude in mein Leben gebracht.«
    Emmeline sah in sein vom Winter gezeichnetes Gesicht. »Und du hältst mich am Boden, Matthew, denn ich war leichtfertig, kindisch und albern. Du bist mein Fels und mein Halt.«
    Mitte März stieß die Rettungsmannnschaft von Sutter’s Mill zu der Gruppe, geführt von einem der Männer, die mit Arnos Tice davongelaufen waren. Nachdem sie die bewohnten Gegenden im Sacramento-Tal erreicht hatten, war dieser Mann von Schuldgefühlen geplagt zu den Behörden gelaufen und hatte ihnen von einer Gruppe Auswanderer
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