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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume
Autoren: Barbara Wood
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ein dickes, fleckiges Papier heraus, das sich, auseinander gefaltet, als ein Plakat herausstellte, das von Goldfunden bei Sutters’ Sawmill kündete.
    Matthew stand wie vom Donner gerührt. »Sie hätten uns ruhig fragen sollen, ob wir an Gold interessiert sind!«
    Doch Tice lachte nur hämisch und ging zurück zu seiner Hütte.
    Am nächsten Morgen waren der Kolonnenführer und fünf weitere Männer verschwunden. Sie hatten die Auswanderer ihrem Schicksal überlassen.
    Sie brachen das Lager ab, beluden die verbliebenen Wagen und zogen bergan, aber alle Mühe war vergeblich. Es wurde immer frostiger, über den Kiefern hingen schwere Wolken, und die Menschen zitterten in ihrer klammen Kleidung vor Kälte. Panik und Verzweiflung machte sich breit, und alle beteten, dass das Wetter sich halten möge.
    Als ein plötzlicher eisiger Schauer den Treck durchnässte, hielt einer den Regen für ein gutes Zeichen. Matthew aber dachte an die Worte, die er in Fort Bridger gehört hatte: »Regen in einem Sierratal bedeutet Schnee auf dem Pass.«
    Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte Matthew tiefe Angst.
    Er hatte schon oft mit dem Tod zu tun gehabt, im Leichenschauhaus seines Vaters und bei den Séancen seiner Mutter, aber noch nie war er mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert worden. Und das erschreckte ihn. Wie kühn war er sich doch vorgekommen, als er hoch auf seinem Kutschbock Independence verlassen hatte, in einer Kolonne tapferer Menschen, die auszogen, die Wildnis zu erobern.
    Jetzt sah er alles mit anderen Augen. Mit bangem Herzen wurde ihm klar, dass sie alle bisher noch nicht richtig gefordert worden waren, denn sie hatten den Treck als ein Kinderspiel gesehen, als ein lustiges Abenteuer mit Picknick und romantischen Lagerfeuern. Mit einer so ernsten Situation hatte keiner gerechnet. Sie bauten sich abermals behelfsmäßige Unterkünfte und beteten in gedrückter Stimmung, dass der Regen die Schneeverwehungen fortwaschen möge, doch am nächsten Morgen lag der Schnee noch höher.
    Der Berg ragte bedrohlich vor ihnen empor, dennoch mussten sie es wagen. Die Zugochsen waren von ihrer kargen Nahrung aus Kiefernzweigen geschwächt, und noch mehr Wagen mussten aufgegeben werden. Man türmte möglichst viel auf die verbliebenen Ochsen und trug den Rest selber, sogar die Kinder bekamen kleine Lasten auf den Rücken gebunden. Der Schnee lag mittlerweile drei Fuß hoch.
    Nach einem letzten Versuch, den Pass zu bewältigen, zogen sich die Auswanderer entmutigt und erschöpft an einen kleinen See zurück und errichteten in einem weiteren Schneesturm notdürftige Unterkünfte aus Wagenplanken und Zeltplanen, die sie mit Decken und Büffelhäuten abdichteten. Das Unterfangen, innerhalb ihrer Behelfshütten ein Feuer zu entzünden, schlug fehl. Beißender Qualm trieb sie hustend ins Freie. Schließlich schnitten sie Abzugslöcher in die Zeltplanen, durch die die Kälte erneut eindrang. Mit der Jagd hatten sie ebenso wenig Erfolg. Matthew gelang es, einen Kojoten zu fangen, aus einer Eule wurde Brühe für die Kleinkinder und die Gebrechlichen gekocht. Wild zu jagen erwies sich als zwecklos, da sich die Tiere in niedriger gelegene Regionen zurückgezogen hatten.
    Bohnen und Mehl wurden gestreckt und in mageren Portionen zugeteilt. Benbows letzte Hühner waren mittlerweile auch verspeist und Sean Flahertys Kartoffeln aufgebraucht. Trotz aller Not vergaßen sie nie, ein Dankgebet vor ihrem kargen Mahl zu sprechen.
    Auf siebentausend Fuß über dem Meeresspiegel mühten sie sich, ein Feuer zu entfachen und es am Brennen zu halten. Die geschwächten Menschen hatten in dieser Höhe Mühe mit dem Atmen, und die arme, frisch verheiratete Hopkins-Tochter erlitt eine Fehlgeburt, die sie beinahe das Leben kostete. Sie verhalfen dem Fötus zu einem christlichen Begräbnis, und Albertina Hopkins, mittlerweile um einige Pfunde leichter und um einiges umgänglicher, kümmerte sich grimmig um ihre Stieftochter. Nach sieben Tagen unaufhörlichen Schneefalls zeigte sich die Sonne wieder, und die Auswanderer beschlossen, eine Vorhut über den Pass zu schicken, die Hilfe von Sutter’s Mill holen sollte. Man wählte die acht stärksten Männer aus, aber als Matthew sich freiwillig meldete, stimmten alle dafür, dass der »Doc« bei den Frauen und Kranken bleiben sollte. Die beherzten Männer wurden mit den wärmsten Kleidungsstücken, mit Proviant aus getrocknetem Rindfleischstreifen versehen und mit aufmunternden Worten verabschiedet.
    Bei
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