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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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König Ferdinands und dem Schmuck seiner Frau, die eigenen Güter und Schlösser für 38000 Gulden versetzte, wiederholt erklärt haben, »wenn er gen Rom kom, so woll er den Papst henken«. Doch schon bei Bologna zog sich Frundsberg beim Versuch, die fehlenden Solds wegen meuternden Haufen zu beruhigen, einen Schlaganfall zu, mit dem er gerade noch heimkehren konnte, um am 20. August 1528 zu sterben.
    In einem abenteuerlichen Zug, knapp an Proviant und Geld, ganz ohne Pferde und Kanonen, begünstigt durch Kühnheit, Glück und einen teils untätigen Feind, durchzog man nach Überquerung des Gebirges die Lombardei, Mittelitalien, plünderte, brannte nieder, geleitet, wie die Lutheraner sagten, von der Fügung Gottes, das frevelvolle Rom zu strafen, und begann dort auch sofort damit, den Willen des Herrn zu vollziehen. Ohne Beschießung, ohne die Stadt belagert, ohne sie eingeschlossen, ohne sie durch Hunger und Krankheiten geschwächt zu haben, doch in Anbetracht vieler prekärer Umstände gezwungen, entweder im ersten Anlauf zu siegen oder unterzugehen, stürmte man mit notdürftig aus Weinbergpfählen gefertigten Leitern im nebligen Morgengrauen des 6. Mai die ewige Stadt, für alle Neugläubigen die Latrine der Welt jetzt, der grausige Sitz des Antichrist, »des Teufels Nest« mit Luther – der »Sacco di Roma« nahm seinen Lau f. 9

Il Sacco di Roma – der katholische Kaiser und Schirmvogt der Kirche bekriegt mit Spaniern und Lutheranern den Papst

    Zu den ersten Opfern auf der Seite der Kaiserlichen gehörte ihr Oberbefehlshaber, der Connétable Karl von Bourbon, der Mann, der – erst zwei Tage zuvor durch die große Exkommunikation gestraft – Rom trotz allem jetzt noch vor dem Schlimmsten hätte bewahren können. Nach zwei abgeschlagenen Sturmangriffen aber stellte er sich selbst an die Spitze und fiel, den Fuß auf eine Leitersprosse setzend, sogleich durch eine Kugel. Erbittert durch den Tod ihres populären Führers überwanden die Angreifer jetzt die Mauern und 30000 spanische Marodeure und deutsche Landsknechte metzelten, sich durch die Straßen ergießend, wie leibhaftige Teufel alles nieder, was sich ihnen verzweifelt entgegenwarf oder wehrlos zu entkommen suchte. Heldenmütig kämpfende Milizen wurden fast bis auf den letzten Mann zusammengehauen und fliehende Schweizer. »Da muest alles sterben, was auf den Gassen gefunden wardt, es war gleich jung oder alt, Weib, Mann, Pfaff oder Münch.«
    Die Berichte beider Seiten stimmen darin überein, daß niemand und nichts geschont worden ist. Man warf Feuer in die Häuser, stach im Hospital S. Spirito die Kranken ebenso ab wie die Insassen des benachbarten Waisenhauses. Die Verteidigungsbereitschaft unter diesem Papst war alles in allem gering, die Weltstadt wie gelähmt; sie sank, schreibt Gregorovius, vor den Speeren der Landsknechte und den Trompeten des Feindes wie Jericho. Und ein Hauptmann Frundsbergs, der Ritter Sebastian Schertlin, notierte: »Den 6. Tag May haben wir Rom mit dem Sturm genommen, ob 6000 Mann darin zu todt geschlagen, die ganze Stadt geplündert, in allen Kirchen und ob der Erd genommen was wir gefunden, einen guten Teil der Stadt abgebrannt.« 10
    Am nächsten Tag, am 7. Mai, lagen die Straßen voller Toter und Sterbender, darunter besonders viele, von den Kriegsknechten aus den Fenstern geworfene kleine Kinder. Und schon nach wenigen Tagen erfüllte der Dunst von Tausenden unbegrabener Leichen die Stadt. Bald brachen Pest und Hungersnot aus. Viele Häuser, besonders die Paläste waren vollgepfropft mit vor Todesangst bebenden Menschen und viele auch voller Schätze. Im Palast des Markgrafen von Mantua und des dem Kaiser nahestehenden portugiesischen Gesandten erbeutete man, da auch viele Bankiers ihr Geld dorthin geflüchtet, gleich in der ersten Nacht angeblich 500000 Dukaten; aus dem Palast des Kardinals Enkevoirt holte man Beute im geschätzten Wert von 150000 Dukaten, aus den Häusern der Kardinäle Valle und Cesarini im geschätzten Wert von 200000 Dukaten. Als Sympathisanten des Kaisers hatten sich diese Kardinäle außer Gefahr geglaubt.
    Doch verschonte man auch die Häuser kaiserlich Gesinnter, die Häuser selbst von Spaniern und Deutschen nicht und sprengte Widerstand leistende Paläste in die Luft. Man schleppte Kardinäle gebunden und mit Fußtritten traktiert durch Rom, wie den Luther 1518 auf dem Augsburger Reichstag gegenüberstehenden Thomas Cajetan oder den alten, kaiserlich eingestellten Kardinal Ponzetta, doch
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