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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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sondern der ererbte und auf die Landeskirchen übergegangene Staatsschutz für die allein wahre Religion war der Nährboden für die Intoleranz gegenüber den Juden.« 51
    Die vier letzten Predigten Luthers – insgesamt hinterließ der »Gelegenheitsschriftsteller« weit über zweitausend – hielt er in Eisleben in seinem Todesjahr: lauter Judenpredigten. Die Juden werden darin als Vertreter des Un- und Irrglaubens beschimpft, als blinde Gotteslästerer, als Leute, die Abel, das heißt alle Nichtjuden, ermorden wollen, während die Christen ihnen ihren christlichen Glauben und ihre christliche Liebe anbieten. Bekehren sie sich nicht, lästern und schänden sie weiter den Herrn, sind sie nicht länger tragbar. Die Juden, faßt Adam Weyer zusammen, sind in weiten Teilen von Luthers Predigten »nichts anderes als die Gottlosen – von denen alle anderen Gottlosen abstammen«. Sie sind »die Satanskinder ...« Und das waren sie doch schon in den Jahren 1514/1515.
    Noch am 1. Februar 1546, in seinem Todesmonat, schreibt er seiner Frau, er müsse sich »dran legen, die Juden zu vertreiben«. Graf Albrecht sei ihnen feind und habe sie schon preisgegeben. »Aber niemand tut ihnen noch nichts. Will's Gott, ich will auf der Kanzel Graf Albrecht helfen und sie auch preisgeben. Ich trinke Naumburgisch Bier ...« Eine Woche später, am 7. Februar, bedauert er abermals brieflich gegenüber Katharina von Bora: »Noch will ihnen niemand nichts tun.« Und leistet am selben Tag, nur wenige Tage vor seinem Tod, noch Kanzelhilfe zur Judenvertreibung. »Bekehren sie sich nicht, so sollen wir sie auch bei uns nicht dulden noch leiden« – im wörtlichen Sinne, schreibt Peter von der Osten-Sacken, »sein letztes Wort in dieser Frage«. 52
    Das nahezu bedenkenswerteste Wort aber, das ich über Luther kenne, stammt von einem (sonst nicht sonderlich von mir geschätzten) Katholiken, von Joseph Lortz, und lautet: »Luther war katholischer, als wir wußten ...« Die Fortsetzung: » ... und als der große Teil der evangelischen Forschung es weiß«, schlösse wohl besser: es wissen will. 53 Es noch wissen will. Denn schließlich wurden auch andere »Ketzer« schon kanonisiert. Und werden die Zeiten für beide Konfessionen schlechter – und das werden sie –, beginnen die Stühle, die Pfründen zu wackeln, so rückt man einander noch näher, kriecht da ganz und gar zu Kreuz und macht dort Luther – zum Kirchenlehrer.
    Verdient hätte er's.

13. Kapitel

Vom »Sacco di Roma« zum Augsburger Religionsfrieden
    »Wohl der unheilvollste aller Päpste, die je auf dem römischen Stuhle gesessen.«
    Leopold von Ranke über Clemens VII. 1

    »Nie fiel eine reichere Beute einer gewaltsameren Truppe in die Hände; nie gab es eine längere, anhaltendere, verderblichere Plünderung.«
    Leopold von Ranke über den Sacco di Roma 2

    »In vielen Dingen, vor allem in seinem Nepotismus, blieb er auch als Papst ein Kind der Renaissanceperiode, in der er groß geworden war. Auf welche Abwege ihn die Liebe zu den Seinen führte, davon hat die Geschichte seines Pontifikats nur allzu oft zu berichten. Auch das Hofleben Pauls III. behielt vielfach die weltlichen Gewohnheiten der Renaissancezeit bei. Einen peinlichen Eindruck machte es ferner, daß er ... für alle Handlungen von irgend welcher Bedeutung ... durch Astrologen die günstige Stunde bestimmen ließ.«
    Ludwig von Pastor über Papst Paul III. 3

Karl V. und Franz I.
    Einer der wichtigsten Faktoren der europäischen Politik im Zeitalter der Reformation war der Gegensatz der Häuser Habsburg und Valois und ihr Kampf um die Vorherrschaft, ausgetragen zwischen Karl V., dem römisch-deutschen Kaiser (1519–1556), und dem französischen König Franz I. (1515–1547).
    Karl, ein Enkel väterlicherseits Kaiser Maximilians I., mütterlicherseits Ferdinands II. des Katholischen, war der Sohn Philipps des Schönen von Burgund und Johannas der Wahnsinnigen von Spanien. In den Niederlanden mit französischer Muttersprache aufgewachsen und als Spanier erzogen, erbte er ein riesiges Imperium, Burgund und die Niederlande, Österreich, Kastilien, Aragón, Neapel, Sizilien sowie die Kolonien in Amerika. Seit 1516 (als Carlos I.) König von Spanien, setzte er sich nach Maximilians Tod 1519 bei der Kaiserwahl gegen seinen französischen Konkurrenten durch, dessen Bestechungsgelder er mittels der gewaltigen Summe von 850000 Gulden noch überbieten konnte, schon von Großvater Maximilian darauf vorbereitet, daß »viel
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