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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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Hungersnot bis zuletzt verzweifelt wehrte, die lieber untergehen als päpstlich werden wollte und an der sich dann der Heilige Vater für einige Jahre Republik durch ungezählte Exilierungen rächte, durch Güterkonfiskationen und die Enthauptung der vordem Regierenden. Aber schließlich hatte ihn der Krieg zwei Millionen Golddukaten gekostet, die er durch Steuern gehortet, durch Verkauf von Kirchengut und Ämtern.
    Der Kardinal Medici war, unter dem starken Widerstreben der zahlreichen französischen Kardinäle, aus einem fünfzig Tage dauernden Konklave am 19. November 1523 als Sieger hervorgegangen.
    Natürlich hatte man wieder bestochen; der Medici beispielsweise dem Kardinal Pompeo Colonna das Vizekanzleramt und einen Palast offeriert, Kardinal Farnese je 100000 Dukaten sowohl der französischen wie der kaiserlichen Seite, wovon der Kaiser selbst 80000 Dukaten erhalten sollte. Dessen Kandidat aber war sein Parteigänger Giulio Medici, der jedoch als Papst den von seinem Vorgänger Hadrian VI. (1522–1523) mit Karl V. geschlossenen Verteidigungspakt nicht erneuert hat. Vielmehr näherte er sich im geheimen Frankreich. Und als dessen König nach einigen Niederlagen in Oberitalien am 26. Oktober 1524 Mailand wieder gewann, verband sich der Papst am 12. Dezember auch prompt mit dem Sieger und bekam dafür u.a. die Mediciherrschaft in Florenz garantiert. Nach dem überraschenden Fiasko des Franzosen vor Pavia aber schloß sich Clemens wieder an den Kaiser an, um diesen dann, aus Furcht vor seiner Macht in Italien, vor der spanischen Hegemonie überhaupt, in der Liga von Cognac erneut zu bekämpfen. 7
    Clemens VII., dem man auch einige gute Eigenschaften nachsagt, der als ernst und arbeitsam galt, sicher nicht so verschwendungssüchtig wie sein Vetter Leo X., wenn auch nicht so sittenstreng, nicht so bescheiden war wie sein unmittelbarer Vorgänger Hadrian VI., der einstige niederländische Professor und Erzieher Karls V., der als Papst für seinen Tisch täglich gerade einen Dukaten ausgab.
    Wie üblich kreierte Clemens Prälaten, mehrere Dutzend, ausnahmslos aus finanziellen oder aus dynastischen, politischen Gründen zu Kardinälen, Männer, weder besonders christlich noch kirchlich, darunter der von Franz I. protegierte blutjunge Schüler Odet de Coligny (1571 von seinem Kammerdiener vergiftet). Häufig rekrutierte Clemens auch Truppen, und gelegentlich ließ er jeden Kardinal hundert Mann aus eigener Tasche ausrüsten.
    Beim Volk war der Papst, der Rom mit Zöllen und neuen Steuern bedrückte, verhaßt. So fand er auch keinen Beistand, als ihn Kardinal Pompeo Colonna, ein Kaisersympathisant, auf Veranlassung Karls (doch »wie auf eigene Faust«, hieß es in der imperialen Instruktion) am 20. September 1526, mit seinen Brüdern samt Anhang aus Rom zu verjagen, vielleicht zu töten suchte. Nun, daraus wurde nichts. Doch während Clemens – betroffen noch durch die Nachricht über die Vernichtung des Ungarnheeres unter Ludwig II., dem Schwager Karls, durch die Türken bei Mohács – in die Engelsburg floh, plünderte man im Vatikan die Gemächer des Heiligen Vaters, die der Kardinäle und Kurialen ebenso aus wie die Basilika St. Peter. Reliquien, Kreuze, Kelche, Hirtenstäbe, die Tiara des Papstes, das Geld in den Kassen der geistlichen Ämter, alles, was zu haben war, wurde geraubt, schätzungsweise 300000 Dukaten in wenigen Stunden – ein schlimmer Schimpf für den die Colonna bald mit seinen Kriegshaufen angreifenden und mehr als ein Dutzend ihrer Orte zerstörenden Hohenpriester, doch kaum ein bescheidenes Vorspiel dessen, was sich schon nächstes Jahr in Rom abspielen sollte. 8
    Clemens VII., ängstlich, wankelmütig, treulos und verschlagen, betrieb eine sich an den mediceischen Hausinteressen orientierende eher kleinstaatliche Politik, wobei er, stets nach Bedarf die Seiten wechselnd, aus dem Lavieren nie herauskam. Als er die Liga von Cognac gegen den Kaiser arrangierte, hatte er es »sehr eilig mit dem kriegerischen Vorbereitungen« (Seppelt). So blieb Karl kaum etwas anderes übrig, als neue Streitkräfte nach Italien zu werfen. Tausende von Spaniern und Deutschen segelten nach Neapel. Von Tirol aus brach Georg von Frundsberg, der berühmte, auch die Schlacht von Pavia mitentscheidende Feldhauptmann mit 12000 »frommen Landsknechten« auf, Franken und Schwaben, Bayern und Tiroler, nach Ranke »sämtlich lutherisch gesinnt«. Soll ja auch ihr Feldherr selbst, der zu ihrer Besoldung, außer den Juwelen
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