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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert
Autoren: Karlheinz Deschner
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Geld«, möglichst bares, nötig sei, um den Franzosen auszubooten. Und einige Jahre später schrieb Jakob Fugger der Reiche dem Monarchen ganz unverblümt, es liege am Tage, daß »Eure Kaiserliche Majestät die Römische Krone ohne meine Mithilfe nicht hätte erlangen können«. (Auch als Kaiser brauchte Karl V. unentwegt weiter »viel Geld« und gab beispielsweise 1528 dem Augsburger Bank- und Handelshaus der Welser für Kredite Venezuela bis 1546.) 4
    Zu den weltpolitischen Folgen der Wahl von 1519 gehörten u.a. vier Kriege, die Karl V. gegen Franz I. führte: 1521–1525; 1526–1529; 1536–1538; 1542–1544, wozu noch ein fünfter Krieg (1552–1559) gegen Franz' Sohn und Nachfolger Heinrich II. kam; blutige Kämpfe zwischen Deutschland und Frankreich um die Hegemonie in Europa, die immer wieder ausbrachen und sich bis ins 20. Jahrhundert fortsetzten.
    Nicht zuletzt diese Kriege mit dem Ziel, Italien wieder für den deutsch-spanischen Machtbereich zu gewinnen, trugen dazu bei, daß Karl V. von den 37 Jahren seines Kaisertums noch nicht einmal 8 Jahre im Reich verbrachte, daß er dort weder von 1521–1530 noch von 1532–1540 war; was wieder zur Folge hatte, daß sich die Reformation unter dem streng altgläubigen Herrscher und weltlichen Haupt der Christenheit in deutschen Landen verhältnismäßig ungestört ausbreiten konnte. Vergebens bestürmten die spanischen Prälaten und Granden Karl im April 1521, die Ausrottung Luthers und seines Anhangs zu betreiben; die Durchführung des Wormser Edikts gegen Luther unterblieb. 5
    1521 überließ Karl die habsburgischen Erbländer, fünf Herzogtümer, seinem Bruder Ferdinand I., der ihn während seiner Abwesenheit im Deutschen Reich vertrat, wo er der Ausbreitung des Protestantismus entgegenwirkte. Karl selbst eröffnete im selben Jahr den Krieg um Mailand gegen Frankreich, den er 1525 nach wochenlangen Gefechten in der Entscheidungsschlacht am 24. Februar bei Pavia mit knapper Not gewann, vor allem wohl, weil die Schweizer auf französischer Seite den Kampf verweigerten (und dann fliehend haufenweise im Ticino ertranken). Über 12000 Mann betrug das Schlachtopfer, der französische König war gefangen, die Vorherrschaft Frankreichs in Italien zugunsten Spaniens beendet, und schon am 1. April 1525 schloß der Papst mit den nun mächtigsten christlichen Fürsten Europas ein Schutz-und Trutzbündnis, das freilich nicht lang währte.
    Der französische König beschwor am 14. Januar 1526 im Frieden von Madrid (worauf Mailand bis 1713 spanisch wurde) Forderungen Karls, die selbst dessen einflußreicher Kanzler Mercurino Gattinara maßlos überzogen fand. Franz I. aber beschwor, was immer der Kaiser wollte, gab Neapel, Mailand, Genua preis, auch Burgund samt Nebenländern, seine Rechte in Flandern, im Artois u.a., hatte indes schon zuvor insgeheim notariell niedergelegt, weder seine Schwüre noch den Frieden zu halten. Und Clemens VII. sprach den Meineidigen feierlich von seinem Eid los und wandte sich, ungeachtet ihres Trutz- und Schutzbündnisses, vom Kaiser ab, da er dessen Übermacht zu fürchten begann. Wie es denn überhaupt zu seiner Schaukelpolitik gehörte, Kaiser und König zu seinem Vorteil fortgesetzt gegeneinander auszuspielen.
    Am 22. Mai 1526 brachte der Papst gegen Karl die Liga von Cognac zustande, wieder einmal eine Heilige Liga, in der er, Clemens, als »Seele der ganzen grossen Unternehmung« (Gregorovius), Frankreich, Venedig, Mailand vereint gegen den katholischen Kaiser standen, auch der Beitritt des englischen Königs in Kürze erwartet wurdet; die besonders zur Liga treibende Kraft war der Vertraute des Papstes, sein Datar Gian Matteo Giberti, der Bischof von Verona. 6

Clemens VII. laviert

    Giulio de Medici, wie Clemens VII. (1523–1534) eigentlich hieß, war ein illegitimer Sohn jenes Giuliano Medici, der im April 1478 bei der Pazzi-Verschwörung in Florenz den Tod gefunden (S. 285 f.), Damit Giulio Kardinal werden konnte, wurde seine uneheliche Abkunft unter seinem Vetter Leo X. in eine eheliche umgefälscht durch eine Urkunde, die zwischen seinen Eltern »im geheimen eine gültige Ehe« erlog. Im übrigen war Clemens VII. durch eine Dienstmagd selbst Vater eines Sohnes Alessandro, der erblicher Herzog von Florenz werden sollte, auch wurde, freilich erst nachdem die Kaiserlichen 1530 dem Papst Florenz zurückerobert hatten; eine Stadt, für die als Festungskommandant auch Michelangelo gekämpft, eine Stadt, die sich trotz Pest, trotz
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