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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille
Autoren: P Bordage
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Pamynx beschloss, sich davon nichts anmerken zu lassen. Sonst hätte womöglich Zweifel über die Effizienz der Scaythen entstehen können.
    Denn Pamynx gehörte – wie die Gedankenhüter – zum Volk der Scaythen vom Planeten Hyponeros. Er war ein Fremder – ein Paritole, wie die Syracuser Bewohner anderer Planeten abfällig nannten – und konnte allein wegen seiner Herkunft seine Immunität verlieren, die ihm sein Rang verlieh. Der große Arghetti Ang hatte seinerzeit einen Aufstand der syracusischen Würdenträger niederschlagen
müssen, um ihn in dieses Amt einsetzen zu können. Doch Pamynx’ Machtposition wurde mit der Zeit immer prekärer, weil die Erinnerung an den Vater des jetzigen Herrschers verblasste.
    Und im Moment war Pamynx noch auf die Unterstützung Ranti Angs angewiesen: Allein die Bürgschaft des Seigneurs garantierte ihm die nötigen finanziellen Mittel, um das GROSSE PROJEKT zu realisieren; eine gewaltige Aufgabe, mit der Pamynx von seinen Herren, den Meister-Creatoren des Hyponeriarkats beauftragt worden war. Bald würde die Zeit gekommen sein, dem Herrscher Syracusas seine unerträgliche Überheblichkeit mit gleicher Münze heimzuzahlen.
    »Wir warten noch immer, Konnetabel. Solltet Ihr vielleicht Eure angeblichen Kräfte in dem Boudoir eines Bordells in Salaün eingebüßt haben? Zwar seid Ihr kein geschlechtliches Wesen, trotzdem …«
    Zum zweiten Mal lachte Spergus hellauf.
    »Angst lähmt die geistigen Fähigkeiten des Mikaten«, erklärte Pamynx schließlich. »Er ist unfähig, einen einzigen zusammenhängenden Gedanken zu produzieren. Ich kann Euch nur mitteilen, dass er versucht, sich das Gesicht und den Körper einer Frau aus dem Volk der Mikaten in Erinnerung zu rufen. Wahrscheinlich seine eigene Frau …«
    »Was für eine grandiose Entdeckung!«, sagte Ranti Ang und lachte schallend. »Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, muss man sich wirklich nicht mit dem Studium des Gehirns beschäftigt haben.«
    »Warum sagt Ihr das?«, fragte Spergus naiv.
    Der Herrscher von Syracusa lachte sarkastisch, bevor er antwortete.

    »Ehe der Planet Julius von uns annektiert wurde, heirateten diese Mikat-Tiere nicht, die Frauen gehörten allen Männern, die in den ländlichen Gemeinschaften lebten. Doch seit zwei Jahrhunderten sind die Männer gesetzlich und kirchlich mit nur einer Frau verheiratet. So verlangt es das erste Gesetz des genetisch-moralischen Kodex, der für alle Satellitenstaaten gilt. Und deshalb, mein guter Konnetabel, enthüllt Ihr uns nichts Besonderes, wenn Ihr berichtet, dass dieser Untermensch an seine Frau denkt.«
    Trotz Ranti Angs Spott fuhr Pamynx in unerschütterlicher Ruhe fort: »Ich sehe ebenfalls Kinder, drei Jungen und zwei Mädchen …«
    Der Mikat konnte die Anwesenheit dieser hochgestellten Persönlichkeiten nicht länger ertragen. Und als der Konnetabel die wenigen Bilder beschrieb, die ihm durch den Kopf gingen, stieß er den Schrei eines gequälten Tiers aus und warf sich auf die Knie.
    »Sein Gehirn ist eher als rudimentär zu bezeichnen«, fügte Pamynx unnötigerweise hinzu.
    »Wenn dem wirklich so ist, Konnetabel, welchen Nutzen haben wir dann vor Eurem Experiment, da doch wir selbst über eine weitaus höhere Intelligenz verfügen? Es kommt mir vor, als wäre das nichts als böse Hexerei, allein, um diesen Mikaten zu quälen. Schon unsere Vorfahren haben derartige Versuche unternommen, ohne jedoch gegen die Gebote der Heiligen Kirche zu verstoßen.«
    Ganz plötzlich wurde Pamynx seine extrem prekäre Lage bewusst. Da er außerordentlich beschäftigt gewesen war, hatte er den Gerüchten, er sei in Ungnade gefallen, kein Gehör geschenkt. Er hatte es nicht nötig, in Ranti Angs Gehirn einzudringen – ein Vergehen, das mit
der Todesstrafe geahndet wurde –, allein an den leichten Schwankungen im Ton seiner Stimme konnte er dessen mörderische Absichten erkennen.
    Der Konnetabel hatte das Komplott gegen ihn, das unter maßgeblicher Mitwirkung des höfischen Sängers Tist d’Argolon geschmiedet worden war, unterschätzt. Obwohl er einige Gedanken jener Personen, die der Untergrundbewegung angehörten, aufgeschnappt hatte, waren sie ihm relativ bedeutungslos erschienen, denn er glaubte noch immer, dank seiner ehemaligen Beziehung zu dem mächtigen Arghetti Ang und seiner eigenen Position über den Intrigen des Palastes zu stehen. Doch nun stellte sich heraus, dass er für einen Scaythen mit seinen Fähigkeiten viel zu leichtsinnig gehandelt hatte.
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