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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille
Autoren: P Bordage
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er für seine Demonstration mit größter Sorgfalt den Scaythen Harkot als Experimentator ausgewählt hatte – und das unter hundert Bewerbern, die
alle über bemerkenswerte mentale Fähigkeiten verfügten. Er selbst hatte die Ausbildung dieses Schülers überwacht, die Anzahl der Tierversuche erhöht, sowie die der Versuche mit den Halbmenschen des Planeten Getablan. Deshalb hatten sie nicht genug Zeit gehabt, ihre Experimente auf kompliziertere, höherentwickelte Gehirne auszudehnen. Also ging er ein Risiko ein: Dieses wichtige Experiment konnte misslingen. Doch ein Scheitern konnte sich Pamynx nicht leisten. Da er aber von vielen Feinden umgeben war und nur wenige Mitstreiter hatte, war er zu schnellem Handeln gezwungen gewesen, was sonst nicht in seiner Natur lag.
    Klagelaute kamen aus dem Mund des Mikaten. Graue Speichelfäden liefen aus seinen Mundwinkeln und tropften auf sein leicht fliehendes Kinn.
    »Ich bitte jetzt um völlige Ruhe«, flüsterte der Konnetabel. Erleichtert stellte er fest, dass der scaythische Experimentator durch seine mentale Kraft erste Reaktionen bei dem Probanden hervorrief.
    Der Mikat bewegte sich jetzt weniger heftig und atmete schwer. Mit einem verzweifelten letzten Aufbäumen versuchte er, die schwarze Kutte des Experimentators zu ergreifen, fasste aber ins Leere. Ein Keuchen, ein Zucken: Er sackte leblos zu Boden.
    Tödliche Stille herrschte im Raum. Spergus, der sich immer noch über die Brüstung beugte, brach sie als Erster.
    »Was … was ist mit diesem Mikat geschehen? Er rührt sich nicht mehr.«
    »Er ist tot«, antwortete Pamynx und betonte jedes Wort, um der furchtbaren Wahrheit Nachdruck zu verleihen.
    »Tot?«
    »Ja. Tot, Monseigneur.«

    »Wie war das möglich?«
    Jetzt nahezu heiter gestimmt, fand der Konnetabel ein perverses Vergnügen darin, die Neugier der beiden Männer noch anzuheizen und antwortete erst nach geraumer Zeit.
    »Dieser Mikat wurde allein durch die Willenskraft Harkots, unseres scaythischen Experimentators, getötet. Ihr wart Zeuge der ersten mentalen Exekution, Seigneur«, sagte er mit gleichgültiger Stimme, so als handele es sich um einen ganz banalen Vorgang.
    Der Scaythe im schwarzen Kapuzenmantel verneigte sich devot. Ranti Ang reagierte mit einem leichten Nicken.
    »Hofft Ihr etwa, dass wir Euch etwas derart Absurdes glauben, Konnetabel?«
    »Der Glaube hat in meinen Laboratorien nichts zu suchen, Monseigneur. Den überlasse ich unserer Heiligen Kirche. Ich bin Wissenschaftler, und da zählt allein die Gewissheit. Harkot hat nichts anderes getan, als das Gehirn unseres Versuchskaninchens zur Implosion zu bringen.«
    »Wollt Ihr damit sagen, dass dieser Mann allein durch Gedanken töten kann?«, fragte Spergus entsetzt.
    »Ja. Aber unter der Voraussetzung, dass die Entfernung nicht zu groß ist. Denn andere Gedanken könnten die mentale Kraft des Experimentators überlagern oder gar auslöschen. Doch Harkot hat diesen Mann ohne Zuhilfenahme einer Waffe aus kurzer Distanz getötet. Momentan lässt sich diese Technik jedoch nur auf relativ primitive Gehirne anwenden. Wie das jenes Mikaten. Wir hoffen jedoch, sie bald auch bei höher entwickelten Gehirnen anwenden zu können. Sogar bei sehr hoch entwickelten.«
    Der Konnetabel hatte seine gelassene Selbstsicherheit
wiedergefunden. Trotz der Gedankenhüter, dieser weißen und roten Gespenster, deren Aufgabe es war, die psychische Ausgeglichenheit ihrer Schutzbefohlenen zu bewahren, konnte der Scaythe bei Ranti Ang gewisse Gefühle feststellen, jedoch keinen Groll mehr. Der Geist des Seigneurs von Syracusa beschäftigte sich im Moment einzig und allein mit den außerordentlichen Perspektiven, die dieses gerade vor seinen Augen gelungene Experiment bot.
    »Besitzen alle Scaythen diese Fähigkeit?«
    »Nur jene, die über eine größere als die normale Auffassungsgabe verfügen.«
    »Das ist … Zauberei!«, stieß Ranti Ang hervor.
    Doch seinem Vorwurf fehlte die Überzeugungskraft, so als ahne er bereits die Antwort.
    »Vom Muffi der Kirche des Kreuzes habt Ihr nichts zu befürchten, Monseigneur. Es handelt sich hier – ich wiederhole  – um eine rein wissenschaftliche Technik, die von Physikern, deren Spezialgebiet die Erforschung der Wellen ist, entwickelt wurde, und nicht von irgendeinem dahergelaufenen Hexer. Die Zauberei ist gleichzusetzen mit obskuren, subjektiven, empirischen Praktiken, das exakte Gegenteil unserer Technologie, die objektiv, überprüfbar und beweisbar ist. Und falls
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