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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille
Autoren: P Bordage
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Ihr es wünscht, Monseigneur, erklären Euch unsere Forscher gern in allen Einzelheiten jene mentalen Prozesse, derer sich unsere Schüler bedienen. Es kommt also nicht infrage …«, und jetzt wurde Pamynx’ Ton sehr bestimmt, »… dass unsere Heilige Kirche die künftigen mentalen Exekutoren auf den Index setzt. Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass wir Euch nicht mit diesem Prozedere vertraut gemacht hätten, wenn es den Regeln der Kirche des Kreuzes widerspräche.«
    Indem Pamynx von vornherein mit der Unterstützung
der Geistlichkeit rechnete, ging er kein großes Risiko ein. Barrofill XXIV., der Muffi der Kirche des Kreuzes, wusste seit Langem, was für widerwärtige Experimente in dem Geheimlabor des Konnetabel stattfanden.
    »Ich möchte gern, dass Ihr uns ausführlicher über diese Technik berichtet«, schlug Spergus vor.
    »Allein ich fürchte, Euch mit den Einzelheiten zu langweilen«, entgegnete Pamynx geschmeidig. Denn nur zu gern ließ er sich jetzt bitten.
    »Was ziert Ihr Euch? Erfüllt die Bitte unseres teuren Spergus«, sagte Ranti Ang in einem Ton falscher Jovialität. Er hatte seine Krallen eingefahren.
    Pamynx frohlockte innerlich, ließ sich aber nichts anmerken. Die Folgen seiner Sorglosigkeit wären für das GROSSE PROJEKT fatal gewesen. Doch es war ihm gelungen, die Situation zu seinen Gunsten zu wenden. Das bewies der veränderte Ton Ranti Angs. Gerade hatte er das Wichtigste gewonnen: Zeit. Außerdem hatte er fortan den Hofsänger Tist d’Argolon und dessen Anhänger in der Hand. Und das war eine grenzenlose Genugtuung.
    »Diese Technik basiert auf einem längst vergessenen Wissen, das ein paar tausend Jahre vor Naflin praktiziert wurde. Unserer Kenntnis nach war dies die einzige antike Wissenschaft, die sich mit dem Potenzial des Gehirns beschäftigt hat: die Inddikische Wissenschaft. Zeugnisse von ihr haben wir auf dem kleinen Planeten Terra Mater gefunden. Er gehört zu einem Sonnensystem am Rande der Milchstraße. Kurzum, zwei scaythische Ethnologen erfuhren rein zufällig, dass die Ameurynen – ein Volk auf Terra Mater – noch immer ihre religiösen Lieder auf Inddikisch sangen, obwohl diese einheimische Sprache schon seit sechstausend Jahren nicht mehr gesprochen wird. Als sich unsere Ethnologen
auf diesen Planeten begaben, stellten sie Folgendes fest: Diese Hymnen schienen in der Umgebung klimatische Veränderungen zu bewirken, wie zum Beispiel plötzliche Schneefälle im Sommer. Als sie dieses Phänomen näher untersuchten, kamen sie zu dem Schluss, dass gewisse inddikische Töne – Uctras oder Antras genannt – verblüffende Eigenschaften haben.«
    »Um Himmels willen, kommt zur Sache!«, befahl Ranti Ang. Ihm war aufgefallen, dass Spergus überhaupt nicht zuhörte.
    »Sofort, Monseigneur. Ich habe nur so weit ausgeholt, um Sieur Spergus das Verständnis zu erleichtern. Wir fanden heraus, dass die Ameurynen diese besonderen Töne sangen, wenn sie bei ihren Riten Tiere opferten oder Gesetzesbrecher bestraften. Zum Beispiel, wenn es um Ehebruch ging. Der oder die Schuldige oder beide wurden in einen heiligen Kreis gebracht und dort festgebunden. Vier Amphanen, die Priester der Ameurynen, die außerhalb des Kreises an den Punkten der vier Himmelsrichtungen saßen, sangen das Todeslied – eine Folge von Uctras –, das im Gehirn zu irreparablen Läsionen und innerhalb weniger Minuten zum Tode führte. Doch einer unserer Physiker hat vor Kurzem herausgefunden, dass sich die Kraft der Uctras unter gewissen Bedingungen beträchtlich steigern lässt.«
    Spergus war inzwischen wieder ganz bei der Sache und hörte aufmerksam zu.
    »Als Basis unserer weiteren Arbeit diente folgendes Theorem: Die Zerstörungskraft der Uctras steht in direktem Zusammenhang mit dem Geräuschpegel, der sie in ihrer unmittelbaren Nähe umgibt. Je intesiver die Stille, umso größer die Kraft. Die Ameurynen hatten dieses wesentliche
Prinzip im Lauf der Jahrhunderte vergessen. Anstatt die Uctras zu verinnerlichen, veräußerlichten sie sie durch den Gesang und schwächten somit deren Kraft.
    Doch eine der Hauptbegabungen der Scaythen besteht darin, in die Tiefen des inneren Schweigens hinabzusteigen und somit für andere Lebewesen des Universums unerreichbar zu werden. Deshalb können oberflächliche Geister die Uctras nicht korrekt beherrschen und anwenden. Und nur weil unsere Schüler in größter Abgeschiedenheit und unter dem lästigen, aber notwendigen Schutz der Pritiv-Söldner ihren Studien
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