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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille
Autoren: P Bordage
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spöttisch ungläubigem Ton.
    Pamynx ging nicht darauf ein, sondern entnahm einer
seiner Manteltaschen einen winzigen Ring aus goldfarbenem Optalium, und brachte ihn mit einer Stimmgabel aus Kristall zum Klingen. Als der Ton verhallte, glitt ein Stück Mauer zur Seite, und helles Licht ergoss sich in das Rund der Halle.
    Die Umrisse dreier neu angekommener Gestalten zeichneten sich vor dem gleißenden Hintergrund ab: zwei Pritiv-Söldner und ein Mann, dessen einfache Kleidung aus grobem braunen Leinen einen pestilenzartigen, fast animalischen Gestank verbreitete. Sein affenähnliches Gesicht war schreckensbleich.
    »Wenn das kein Mikat ist«, sagte Ranti Ang und verzog das Gesicht vor Ekel.
    »Ein Mikat vom Satelliten Julius, Monseigneur«, bestätigte Pamynx. »Seine Rasse steht auf dem Index, und sie wurde als Raskatta deklariert. Doch ich dachte … für unser Experiment …«
    »Wie ich sehe, oder vielmehr wie ich höre, rechtfertigt Ihr Euch noch immer, Konnetabel«, spottete Ranti Ang. »Verbringt Ihr nicht die meiste Zeit damit, Euch zu rechtfertigen? Alles … und vor allem nichts zu rechtfertigen?«
    Spergus’ helles Lachen unterstrich noch die Worte des Herrschers Syracusas.
    »Die Kirche des Kreuzes behauptet, dass auch die Mikaten eine Seele haben«, wandte der Konnetabel ein. »Außerdem …«
    »Leider bin ich nicht Arghetti Ang, Konnetabel, sondern sein ältester Sohn«, unterbrach Ranti Ang Pamynx mit schneidender Stimme. »Mein Vater hielt es für richtig, Euch mit diesem überaus verantwortungsvollen Amt zu betrauen. Aber wenn er mir schon das Versprechen abgenötigt hat, seine Wahl zu respektieren, so fühle ich mich
keineswegs verpflichtet, dem Träger des Amtes Respekt zu zollen. Und verschont mich damit, die Kirche des Kreuzes in Euer finsteres Intrigennetz einzubeziehen. Ist dieser Mikat nicht einer meiner Untertanen? Und steht es nicht mir allein zu, darüber zu entscheiden, ob sein Leben im öffentlichen Interesse wert ist, geopfert zu werden?«
    Pamynx verbarg seinen Groll über diese Worte hinter einem starren, maskenhaften Gesichtausdruck und verneigte sich steif. Der Tag der Rache nahte. Allein dieser Gedanke machte ihn geduldig und half ihm, die täglichen Demütigungen und Erniedrigungen zu ertragen.
    Inzwischen hatten die beiden Pritiv-Söldner den von Entsetzen ergriffenen Mikaten vor die bewegungslos verharrende, schwarz gekleidete Gestalt gezerrt.
    »Spergus?«, sagte Ranti Ang mit sanfter Stimme. »Möchtet Ihr gern wissen, was dieser Mikat jetzt denkt?«
    »Das … das würde mir ge… gefallen, Monseigneur«, stammelte der junge Osgorit.
    Ein klägliches Lächeln umspielte seinen geschminkten Mund. Er gab sich alle Mühe, die Furcht zu verbergen, die dieser scheußliche Ort ihm einflößte.
    Spergus’ Anwesenheit kam Pamynx sehr ungelegen. Er fürchtete, dass die Anwesenheit dieses gefühlsbetonten jungen Höflings des Seigneurs diese erste öffentliche Demonstration beeinträchtigen könne, da sie eine Atmosphäre strikter psychischer Neutralität benötigte.
    »Worauf wartet Ihr noch, Konnetabel? Unser lieber Spergus möchte wissen, was in dem Kopf dieses Mikaten vor sich geht. Falls er überhaupt so etwas wie ein Denkvermögen besitzt. Oder stinkt er etwa vor Angst so unerträglich?«
    Pamynx starrte den Mikaten an. Die schwarzen fettigen
Haare des Mannes waren auf die traditionelle Weise seines Volkes vom Planeten Julius geschnitten: sehr lang im Nacken und an den Schläfen ausrasiert. Seine hervorquellenden Augen unter buschigen, gewölbten Brauen und der niedrigen Stirn wanderten mit einem Ausdruck des Entsetzens unstet zwischen den Männern auf dem Balkon, der schwarzen bedrohlichen Gestalt und den zwei Söldnern mit ihren weißen Masken hin und her.
    »Seine Haut ist ja ganz schwarz!«, murmelte Spergus.
    »Ja, weil er jeden Tag draußen im Licht des Feuersteins Ahkit arbeitet, den Kreuz uns in seiner Güte gewährt«, erklärte Ranti Ang.
    Spergus’ Ekel vor dieser Kreatur aus einer anderen Welt war so groß, dass ihm davon übel wurde. Trotzdem konnte er den Blick nicht von dem kräftigen Hals, den muskulösen Armen und den großen Händen mit den schmutzigen Nägeln des Mannes abwenden.
    Die verrückten, unkontrollierten Gedanken des jungen Osgoriten störten Pamynx’ Konzentration und die mentale Erforschung seines Objekts. Spergus’ zwei Gedankenhüter, die gleichzeitig für seine Sicherheit verantwortlich waren, schienen ihrer Aufgabe nicht gewachsen.
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