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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille
Autoren: P Bordage
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Denn durch seine Fahrlässigkeit geriet das GROSSE PROJEKT in Gefahr – dieser universelle Plan, der seit Jahrhunderten von den Meister-Creatoren des Hyponeriarkats vorbereitet wurde. Und jetzt war das Gelingen dieses gigantischen Unterfangens allein vom Erfolg dieses Experiments abhängig.
    »Konnetabel, träumt Ihr etwa?«
    »Meine Schüler sind momentan nicht einsatzbereit, Monseigneur«, rechtfertigte sich Pamynx. »Diese Demonstration dient nur dazu, Euch ihre Fortschritte vorzuführen. So könnt Ihr Euch selbst davon überzeugen, dass das Budget zur Erforschung mentaler Fähigkeiten nicht verschwendet wurde, obwohl einige Eurer Ratgeber strikt gegen solche Forschungen sind. Später werden wir unsere Arbeiten auf komplexere Gehirne ausdehnen und das so lange, bis wir die Technik perfekt beherrschen.«
    »Was hat dieser Mikat denn verbrochen, dass er auf dem Index steht und als Raskatta eingestuft wurde?«, fragte Spergus mit seiner hellen Stimme, die einen scharfen
Kontrast zu dem metallisch vibrierendem Timbre des Konnetabels bildete.
    »Ich befehle Euch, antwortet! Aber schnell!«
    Die wachsende Verärgerung Ranti Angs war ein sicheres Zeichen, dass er sich nur noch mühsam unter Kontrolle hatte und dem strengen, am Hof von Syracusa gültigen Emotions-Kodex gerade noch folgen konnte. Pamynx hingegen bewahrte Ruhe und ergriff die Gelegenheit, erneut den Zorn seines erhabenen Gesprächspartners zu schüren.
    »Dürfte ich Euch untertänigst noch um etwas Geduld bitten, Monseigneur? Die auf Eurem Territorium als Raskatta klassifizierten Individuen werden von dem Scaythen Markyat, dem Archivar der Gerichtsbarkeit, registriert. Ich müsste mit ihm Verbindung aufnehmen …«
    »Dann beeilt Euch! Uns drängt es, wieder ans Tageslicht zurückzukehren. Hier kommen wir uns wie Ratten in einem stinkenden Abwasserkanal vor.«
    Als Pamynx die Augen schloss, senkten sich seine schweren grünlichen, von dunklen Adern durchzogenen Lider über die pupillenlosen gelben Augen. Die Kapuze seines Mantels fiel auf seine Schultern und enthüllte ein unförmiges Gesicht, einen länglichen, kahlen Schädel und eine raue, rissige Haut.
    Er sah wie eines jener Monster in den Legenden der Osgoriten aus, jedenfalls stellte sich Spergus sie so vor. Mit einem Schaudern erinnerte er sich an die Scheibe des Roten Purpurmondes und katapultierte sich schnell auf den Planeten Osgor, den größten und am höchsten entwickelten Satelliten Syracusas. Nackt und frei lief er zwischen den trockenen Gräsern und glühenden Steinen der üppigen Gärten seiner Heimat umher und ließ sich von
fröhlich lärmenden braunen Gestalten jagen, die wie er in der Hitze tanzten. Er konnte die schweren Düfte der Blumen riechen und vom berauschenden Saft der Brunnen trinken.
    Plötzlich fühlte er sich von seinem Colancor – dem traditionellen Trikot der Syracuser – eingeengt, wie in eine zweite Haut gepresst, weil er seinen Körper von Kopf bis Fuß bedeckte. Kopf, Stirn, Wangen und das Kinn waren in ein blasslila Gewebe eingeschnürt, das von einem leuchtenden Band gesäumt war. Seine effeminierten Gesichtszüge wurden von zwei blonden Zöpfen eingerahmt – die einzige Extravaganz, die der Hof gestattete.
    Spergus sehnte sich mit jeder Pore seiner Haut nach den glühenden Liebkosungen des Roten Purpurmondes. Doch er unterdrückte schnell seine nostalgischen Anwandlungen. Als Sohn einfacher osgoritischer Kaufleute hatte er kein Recht, sich nach der Vergangenheit zu sehnen. Denn jetzt wurde er mit demselben Respekt wie alle einflussreichen Höflinge behandelt, ein Privileg, das sonst nur hochgestellte Familien auf Syracusa genossen. Auch wenn sich diese Gunst manchmal als schwere Last erwies, auch wenn er die anzüglichen Blicke und die verletzenden Worte der Gattin Ranti Angs, Sibrit, ertragen musste, auch wenn er sich kaum inmitten der ständigen, niederträchtigen Intrigen des Hofs wohlfühlte, auch wenn es ihm nicht gestattet war, sich ohne die Gedankenhüter in ihren roten und weißen Kapuzenmänteln frei zu bewegen, diesen omnipräsenten, stummen, Ränke schmiedenden Schatten, die den Herrscher schützen sollten, gab er sich Mühe, jegliche Erinnerung an seine Kindheit aus seinem Kopf zu verbannen. Er beugte sich den höfischen Regeln und den damit verbundenen Pflichten und Unannehmlichkeiten
aus Liebe zu seinem Seigneur. Aus Liebe für den Obersten Herrscher des renommiertesten Planeten der Konföderation Naflin, aus Liebe für diesen
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