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Kreuzfeuer

Titel: Kreuzfeuer
Autoren: Allan Cole , Chris Bunch
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reichte den Krug an Doc weiter, der ihm bereits flehende Blicke zuwarf.
    Fast hätte sich Sten seiner erbarmt. Doch dann erinnerte er sich wieder an das höhnische Lachen, und er grinste Doc unverschämt an und sagte: »Lecker!«
    Doc kämpfte ein Schaudern nieder und trank. Und dann geschah etwas Bemerkenswertes: Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, sah Sten, wie Doc strahlte. Er strahlte, ohne dass Tragödien oder Schlächtereien mit im Spiel waren. Doc nahm noch einen tiefen Schluck. Nem!i, der Häuptling der Stra!bo musste ihm den Krug fast entreißen, um selbst noch in den Genuss ihres ureigenen »Lebenstranks« zu gelangen.
    »Was ist das für ein Zeug?« flüsterte Sten.
    »Blut mit Milch«, erwiderte Doc mit unverhohlener Zufriedenheit. Dann schmatzte er laut.
    »Du bist … abolu … abolu … Ich meine, alosum … Egal, du hast jedenfalls recht. Es ist lecker!«
    Doc rülpste und holte sich den Krug von Nem!i zurück.
    Und gluckerte das scheußliche Gebräu in sich hinein.
    Sten war entsetzt. Doc war betrunken – vom Blut. Jetzt erst wurde ihm alles klar. Als eines der vollkommensten Raubtiere, die die Evolution je hervorgebracht hatte, befand sich Doc im Schlächterhimmel. Das Blut wirkte bei ihm wie zweihundertprozentiger Alkohol.
    »Wuuas … wuuas gibbsnda … gibbsnda ssu Lachn, du elender Mensch?«
    Doc funkelte Sten an und wandte sich erneut Nem!i zu.
    Dann klopfte er Sten mit seiner kleinen Pfote aufs Knie.
    »Weißuwass?«, sagte Doc, »du bist gaanich so übel für’n Lebewesen. Und jess gib mir den Krug ssurück!«
     
    »Genau, das muss ja ’n einsames Leben sein, das du da führst, Mädel. Immer nur diese verdammten Kühe hüten, mit nix als dem Wind in den Ohren als Gesellschaft.«
    Alex legte mitfühlend die Hand auf Di!ns hellbraunes Knie. Die Stra!bo-Frau tätschelte seine Hand, wobei ihre Handfläche sogar Alex’ Fleischpranke bedeckte. Sie war überaus dankbar für sein Verständnis.
    »Was kann eine Frau schon dagegen unternehmen?« fragte sie. »Stundenlang immer nur die Hinterteile von Kühen anglotzen. Alle zwei Monate kann ich zur Abwechslung mal meinen Wurfspieß auf eine hungrige Zarenkatze schleudern …«
    Sie nahm einen großen Schluck und wischte eine Träne beiseite. Dann senkte sie die Stimme zu einem zarten Flüstern.
    »Aber ich habe so meine Träume«, sagte sie.
    Alex lächelte sie an und rückte ein Stück näher.
    »Versprichst du mir, dass du mich nicht auslachst, wenn ich dir davon erzähle?«
    Alex nickte stumm. Seine Finger wanderten vom Knie aus ein Stückchen nach oben.
    »Ich träume immer, dass irgendwo, wo auch immer, ein starker und gutaussehender Feind auf mich wartet. Ein Feind, ganz allein für mich. Der mich liebt, und den ich lieben kann, während ich ihn töte.«
    Sie warf Alex einen gedankenverlorenen Blick zu. Alex zog vorsichtig die Hand zurück.
    »Glaubst du …« Sie wollte etwas sagen, überlegte es sich jedoch anders: »Nein, das kann ich nicht fragen. Ich bin noch eine unblutige Kriegerin. Wie könnte wohl ein Mann wie du …«
    Alex versuchte nett zu bleiben.
    »Nein, Mädel, das geht nun absolut nich’. Tut mir massig leid, aber wir müssen Freunde bleiben. Nich’ mehr.«
    Di!n seufzte ein mädchenhaftes Seufzen der Enttäuschung, rülpste laut und schob Alex wieder den Krug mit Gourd hin.
     
    »Faszinierend«, sagte Bet. »Wirklich faszinierend.«
    Höflich versteckte sie ein Gähnen hinter der vorgehaltenen Hand. Es lag nicht nur am Bier, obwohl Bier Bet immer sehr schnell schläfrig machte. Es lag an der Kombination Bier plus Acau/lay.
    Der Krieger, den Sten besiegt hatte, war der beste Kämpfer seines Stammes. Als Champion fiel ihm die Aufgabe zu, auch der Historiker der Stra!bo zu sein.
    Die Geschichte der Stra!bo war die Geschichte ihrer Kriege, Normalerweise hörte Bet nichts lieber als Kriegsgeschichten, doch vor sehr langer Zeit hatten die Stra!bo und die anderen Stämme erkannt, dass das endlose Gemetzel ein Ende nehmen müsse. Blieb das Problem, wie man die jungen, unerfahrenen Krieger in Blut tauchte, um richtige Männer und Frauen aus ihnen zu machen. Aus diesen Überlegungen heraus entwickelte sich der äußerst formalisierte Zweikampf Champion gegen Champion.
    Soweit Bet verstanden hatte, war das Ritual vor etwa zweihunderttausend Jahren entstanden. Und Acau/lay wusste über die Details eines jeden einzelnen Zweikampfes Bescheid. Es war eine kuriose Variante der »und Jakob zeugte wen auch immer« -Geschichte.
    »…
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