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Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman

Titel: Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
Autoren: Federica Bosco
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Kapitel 1
    »Stürzen wir ab, Mama? Sieht so aus, oder? Guck mal, wie klein die Häuser da unten sind … Und guck mal, die Flügel, wie die sich biegen! Was macht die Frau da, Mama? Sag schon, Mama?«
    »Sie betet, Schätzchen, manche werden immer sehr nervös im Flugzeug.«
    »Aber warum? Warum ist die Frau nervös? Hat sie Angst, dass wir abstürzen? Du bist doch nicht nervös oder, Mama?«
    »Nein, Schätzchen, die Mama ist nicht nervös, sie wird jetzt sogar ein bisschen schlafen.«
    Das unerträgliche kleine Mädchen, das mir ins Ohr brüllt und mit den Füßen in die Nieren tritt, redet natürlich von mir. Viel schlimmer aber ist, dass die Mutter jetzt die Schlafmaske aufgesetzt hat und sogleich selig einschlummert, statt ihrem Kind anzudrohen, es durch das Klo aus dem Flieger zu werfen.
    Das wäre wenigstens lustig.
    Wahrscheinlich ist sie eine von diesen Müttern, die im Supermarkt die Kassen blockieren, mit einem Tempo von zwei Stundenkilometern Auto fahren und ihre lieben Kleinen im Restaurant herumbrüllen lassen, denn: »So sind Kinder halt, oder?«
    Nein, keine Ahnung, ich weiß nicht, wie sie sind, und ich will es auch nicht wissen.

    Langsam werde ich missmutig wie eine alte Jungfer, denn das bin ich in Wahrheit. Nicht eine »sich selbst verwirklichende Singlefrau«, die in »trendy Bars« mit »interessanten Leuten« verkehrt, sondern eine verbitterte alte Jungfer von zweiunddreißig Jahren, die vereinsamt sterben wird, angenagt von ihren zweiunddreißig Katzen.
    Was für eine grauenvolle Aussicht.
    Gott, wie ich Flugzeuge hasse. Wie ich die Männer hasse, mit denen ich zusammen war. Oder besser, wie ich die Männer im Allgemeinen hasse. Und wie ich mein Leben hasse, das in den letzten Monaten einem Remake von Shining glich, mit mir in der Rolle des Baseballschlägers.
    Nach all dem Mist, der hinter mir liegt, werde ich nun versuchen, mich in die Arbeit zu stürzen. Wie es ja immer in den Frauenmagazinen empfohlen wird.
    Seit fast drei Stunden trinke ich pausenlos Alkoholisches. Die Landung soll voraussichtlich in vier Stunden stattfinden. Mein Nachbar auf der anderen Seite, der aussieht wie Alec Baldwin, hat mir ein Vicodin angeboten mit der Bemerkung, das sei das Allheilmittel gegen jedes körperliche Übel. Die Stars würden das Zeug hamstern wie nur was.
    War das nicht auch das Schmerzmittel von Dr. House?
    Das Problem ist, dass ich trotz all dieser psychotropen Substanzen vollkommen klar im Kopf bleibe: Statt in einem Paralleluniversum zu schweben, wo ich lächelnd und wie in Zeitlupe dreifache Saltos schlage und dabei die Stewardessen abklatsche, sitze ich mit weit aufgerissenen Augen und mit in die Sitzlehnen gegrabenen Fingernägeln da.
    Zum Glück bin ich kein Rockstar, sonst wäre ich jeden Tag in dieser Situation und schon längst in einer Entzugsklinik gelandet.

    Dort wäre ich wenigstens nie allein, alle wären nett zu mir, würden mir den Kopf streicheln und mich für meine Fortschritte loben …
    »Ganz anders als jetzt. Denn wenn ich jetzt sterben würde, würde sich kein Mensch darum scheren!«, heule ich los und vergrabe das Gesicht in Alec Baldwins Jacke.
    »Alles in Ordnung, Miss? Stewardess!« Er winkt der Flugbegleiterin, die im Sturmschritt herbeieilt.
    »Niemand lieeebt mich! Mit meinem älteren Freund ist Schluss, weil er seine Socken gezählt hat, und mein junger Freund ist mit mir an der Côte d’Azur ins Bett gegangen und hat sich dann aus dem Staub gemacht! Alle haben sich ein neues Leben aufgebaut, außer mir, und jetzt hat mich Vanity Fair angerufen wegen der Geschichte mit Paris Hilton, aber ich will da nicht hin, ich will steeerbeeen …«
    Jetzt schluchze ich hemmungslos.
    Ich bin in einer erbärmlichen Verfassung, Alkohol ruft bei mir immer diesen sentimentalen »Spiel’s noch einmal, Sam!«-Effekt hervor.
    »Ist ja gut, meine Liebe, beruhigen Sie sich. Ich habe zwar den Ablauf der Ereignisse nicht ganz verstanden, aber glauben Sie mir, mein Leben ist noch miserabler als Ihres. Ich arbeite nicht ohne Grund als Flugbegleiterin. Dann habe ich wenigstens die traurige Genugtuung, dass ich es bin, die am Morgen danach geht. Ich bringe Ihnen jetzt einen schönen starken Kaffee.«
    Alec reicht mir ein Papiertaschentuch. »Noch ein Vicodin?«
     
    Und da ist New York mit seinen Millionen Lichtern: ein riesiger Flipperautomat, in dem du der Ball bist, der zwischen
den Wolkenkratzern herumsaust. Und wenn du nicht schnell und geschickt genug bist, um im Spiel zu bleiben,
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