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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition)
Autoren: Jack Kerley
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essen und anschließend vielleicht noch ein paar Drinks kippen.«
    »Soll mir recht sein. Ich hoffe nur, dass er mit mir noch mal wandern geht.«
    Mir blieben noch ein paar Urlaubstage, die ich in erster Linie mit Cherry verbringen wollte. Sie fuhr mich zu Road’s End, weil ich etwas Frisches zum Anziehen brauchte. Auf dem Weg zu meiner Unterkunft kamen wir an Jeremys Hütte vorbei. Er war im Garten und jätete Unkraut. Als er uns bemerkte, hob er den Kopf, grinste und reckte den Daumen. Cherry winkte ihm zu und rief einen Gruß aus dem Fenster.
    »Findest du ihn immer noch so eigenartig?«, fragte ich.
    »Er hat uns das Leben gerettet. Also … falls er eigenartig ist, dann auf eine gute Art.«
    Wir rollten den Weg zu Road’s End hinunter. Gleich nach der letzten Biegung bemerkte ich eine Bewegung auf meiner Veranda, sah einen wedelnden Schwanz, vernahm ein triumphierendes Gebell.
    Mix-up war zurückgekehrt.
    Hocherfreut kam er uns entgegengerannt. Noch ehe Cherry angehalten hatte, sprang ich aus dem Wagen, tätschelte meinen Hund, kraulte ihn und lachte vor lauter Erleichterung. Ich warf einen Stock, den er sofort apportierte, lief im Kreis, während er so lange zwischen meinen Beinen durchflitzte, bis ich hinfiel. Beseelt riss ich ihn an mich, warf ihn auf den Rücken, klopfte auf seinen mächtigen Brustkorb, während er fröhlich mit allen vieren strampelte.
    Irgendetwas befremdete mich jedoch. Mix-ups Fell glänzte und war überhaupt nicht verfilzt, wie man es bei einem streunenden Hund erwartete. Seine Pfoten waren blitzsauber. Und ich konnte keine einzige Zecke an ihm entdecken.
    Hatte ihn jemand gebadet und gebürstet? Verdattert ging ich in die Küche und füllte seinen Fressnapf. Er verdrückte nur die Hälfte und lief wieder nach draußen.
    So reagierte er nur, wenn er erst vor kurzem gefressen hatte.
    Ich folgte Mix-up ins Freie, wo Cherry seinen Rücken kraulte. In dem Moment drängte sich mir ein seltsamer Gedanke auf. Ich hatte Cherry zwei Dutzend Hund-vermisst-Kopien gegeben, doch die einzigen, die mir unter die Augen gekommen waren, waren die, die ich selbst aufgehängt hatte. Und alle Anrufe, die ich erhalten hatte, stammten von Personen, die auf meine eigenen Poster aufmerksam geworden waren.
    Wieso war Cherry eigentlich immer so optimistisch gewesen, dass Mix-up wieder auftauchte?
    »Guter Hund …« Cherry streichelte ihn hinter den Ohren, was er ganz besonders liebte.
    Ich war mit Cherry zusammen, als Mix-up verschwunden ist, überlegte ich. Und zwar den ganzen Tag lang .
    »Was für ein guuuter Hund …«
    War es bei dem kurzen Telefonat mit McCoy tatsächlich um eine Verabredung zum Abendessen gegangen? Wie wäre es, wenn wir heute oder morgen gemeinsam zu Abend essen ? Das zu fragen, dauerte tatsächlich nur ein paar Sekunden. Aber entsprach dieser Telegraphenstil einem so zuvorkommenden Menschen wie McCoy, der gern ein paar höfliche Floskeln einfließen ließ? Und wie passte Cherrys Antwort – »M-hm. Nicht mehr lange, denke ich. Bis dann«  – dazu?
    Im Kopf entwarf ich eine Alternative.
    »Ich bringe den Hund jetzt wieder zurück. Ihr seid doch noch eine Weile bei dir, oder?« , fragte McCoy.
    »M-hm. Nicht mehr lange, denke ich.«
    Überspannte ich den Bogen? Spielte mir mein Bulleninstinkt einen Streich?
    Ich beobachtete, wie Cherry lächelnd Mix-ups Flanke tätschelte, woraufhin er mit seinem sauberen, flauschigen Schwanz wedelte. Dann kraulte sie ihn zwischen den riesigen Augen und streichelte seinen Bauch, was er sichtlich genoss. Mein Hund wirkte, als befände er sich im Hundehimmel. Seit wann kannte Cherry all seine Lieblingsstellen?
    »Ähm, Donna«, begann ich, schluckte schwer und kam näher, »ich hätte da mal eine Frage …«
    Falls Cherry und McCoy sich Mix-up geschnappt hatten, dann doch nur, weil sie wollten, dass ich hierblieb, sie unterstützte und das tat, was ich am besten konnte, oder? Diesen kleinen Kunstgriff konnte man ihnen schlecht verübeln. Immerhin war ich der super-duper Schnüffler aus Mobile. Wenn ich es mir recht überlegte, hätte ich an ihrer Stelle auch versucht, mich davon abzuhalten, meine Sachen zu packen und zu verschwinden.
    »Was denn, Carson?«, fragte Cherry und musterte mich mit ihren wunderschönen, idiosynkratischen Augen. Spiegelte sich in dem linken ein Anflug von Reue?
    »Ich, ähm … was hältst du davon, wenn wir zum Sessellift rüberfahren und eine Tour nach oben machen?« Ich nahm ihre Hand und lächelte. »Das wäre
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