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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition)
Autoren: Jack Kerley
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anfänglich frustrierte. War es vorstellbar, dass Stone einen anderen Weg genutzt hatte? Möglich. Wie ein Ertrinkender klammerte ich mich an der Vorstellung fest, dass ein Hintereingang existierte.
    Da es vor kurzem geregnet hatte, war der Boden von Wasserlachen übersät. In der einsetzenden Dämmerung färbte sich der blaue Himmel schnell dunkler. Ich parkte vor dem Tor, kontrollierte meine Waffe, vergewisserte mich, dass Munition, Messer und Taschenlampe in meinen Taschen waren, kletterte über den Stacheldrahtzaun und näherte mich im Laufschritt den Gebäuden.
    Vor der letzten Biegung blieb ich stehen. Längst war die Sonne hinter den hohen Felsmassiven verschwunden. Unten in der stockdunklen Schlucht hatte man das Gefühl, als wäre es bereits eine Stunde später als oben auf den Bergen. In der Scheune brannte Licht. Mit eingezogenem Kopf rannte ich zu dem baufälligen Haus hinüber, umrundete es und ging auf der Rückseite in die Hocke.
    Ganz in der Nähe knurrten Hunde. Das Geräusch ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Der Geruch von frischem Hundekot stieg mir in die Nase. Ich spähte um die Hausecke. Ein Stück weiter vorn stand ein Wohnmobil mit Fahrrädern und einem Boot auf dem Dach.
    Ich sprintete zur Scheune hinüber und hörte einen Hund bellen. Hoffentlich war er nicht darauf trainiert, unangemeldete Besucher anzukündigen. Der riesige Käfig, der bei meinem ersten Besuch hinter der Scheune gestanden hatte, war verschwunden. Ich presste ein Ohr an die windschiefen Holzlatten, horchte und hörte das Knurren der Hunde. Ich kroch ein Stück weiter, spitzte wieder die Ohren, nahm ein Geräusch hinter meinem Rücken wahr und drehte mich um.
    Wie im Zeitlupentempo bewegte sich eine riesige Faust auf mich zu.
    Dann sah ich Sterne und verlor das Bewusstsein.

Kapitel 54
    Hundegebell. Gestank von Exkrementen. Der Geruch von Morast. Ich schlug die Augen auf und musste feststellen, dass man mich in den Käfig verfrachtet hatte, der von draußen in die Scheune gebracht und neben der Bar aufgestellt worden war.
    Meine Waffe fehlte.
    Ein paar Meter weiter drüben stand Stone neben einem ähnlichen Käfig mit drei knurrenden schwarzen Hunden darin – zwei Dobermännern und einem Pitbull. Bis auf einen weißen Hodenschutz war Stone nackt. Schweißperlen funkelten auf seinem muskulösen Körper. Die Metalllampen zwischen den Deckenbalken tauchten die Scheune in hartes weißes Licht und verliehen der Szene den Anstrich einer Theaterperformance.
    Mit einem halbgeöffneten Auge versuchte ich, mir einen Überblick über meine Blessuren zu verschaffen, testete jedes einzelne Glied vorsichtig auf Schmerzen und seine Funktionsfähigkeit. Soweit ich es beurteilen konnte, funktionierte alles prächtig. Stone hatte darauf verzichtet, mich kampfunfähig zu machen, um sich – wie ich mutmaßte – voll und ganz auf Cherry zu konzentrieren.
    Er drehte sich um, stieß die Tür auf und ging nach draußen, woraufhin die Hunde erneut anschlugen und bellten. Auf dem Scheunenboden war Hundekot verteilt worden … vermutlich zur Vervollständigung des symbolischen Tableaus.
    Kurz darauf kehrte Stone zurück. In der einen Hand hielt er ein gelbes Seil, in der anderen einen Berg Klamotten, den er einfach fallen ließ. Bluse, Jeans, Unterhose, Büstenhalter. In dem Moment tauchte am anderen Ende des Seiles Cherry auf. Sie trug ein cremefarbenes Herrenjackett, das ihr fast bis zu den Knien reichte und dessen Ärmel so lang waren, dass man ihre Hände nicht sehen konnte. Auf ihrem Kopf thronte ein heller Hut aus einem Ein-Dollar-Laden, der große Ähnlichkeit mit Horace Cherrys Lieblingskopfbedeckung aufwies. Braun verkrustete Haarsträhnen deuteten darauf hin, dass Stone den Hut auf ihrem Haupt festgeklebt hatte.
    Einmal abgesehen von dieser Kostümierung war Cherry nackt. Sie wirkte müde und verängstigt, aber auch ziemlich erbost. Ihren Peiniger beobachtete sie, als wäre er eine Giftschlange, die sie töten würde, sobald sich die Gelegenheit bot.
    Mit den Lidern auf Halbmast verfolgte ich, wie Cherrys Blick auf meine am Boden liegende Gestalt fiel. Verzweifelt wandte sie den Blick ab. Ich fand keine Möglichkeit, ihr heimlich zu signalisieren, dass ich bei Bewusstsein war.
    Stone zerrte Cherry am Seil zum anderen Ende der Scheune und band sie an einem an der Wand montierten Eisenring fest. Ich ließ den Blick über den Boden wandern, entdeckte einen Meter weiter ein braunes Glasstück, robbte hinüber und scharrte mit
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