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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition)
Autoren: Jack Kerley
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habe .«
    »Was passierte mit …«
    »Ich habe den Zettel eingesteckt und niemandem davon erzählt. Es hätte den Schmerz über sein Ableben nur noch verstärkt. Und nichts geändert.«
    McCoy rief seine Mitarbeiter an und bat sie, die ganze Gegend nach Cherry abzukämmen. Danach verständigte er das FBI und setzte Krenkler und ihre Truppe davon in Kenntnis, dass Cherry vermisst wurde. Ich riet ihm, seine Leute anzuweisen, ihr Handy und die Funkgeräte nur im Notfall zu benutzen, um sicherzugehen, dass Nachrichten nicht abgehört wurden.
    Stone zu finden erinnerte an die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Er hatte sich bei Crayline sicherlich einiges abgeschaut, also musste man damit rechnen, dass er bis zum Ende seiner Mission unsichtbar blieb.
    Auf der anderen Seite verfügte ich über genug Informationen, um ein paar Mutmaßungen anzustellen.
    Und die führten mich zu meinem Bruder.

Kapitel 52
    Ich schaltete den Motor aus und rollte Jeremys Auffahrt hinauf. Sein frisch gewaschener Wagen stand neben dem Haus. Der Schlauch lag noch neben dem Fahrzeug auf dem Boden, wo ich blaugraue Lehmrückstände entdeckte. Beale war an einem Ort gestorben, an dem das Erdreich hauptsächlich aus solchem Lehm bestand. Ich warf einen Blick in den Wagen. Und entdeckte einen Schalthebel.
    Mein Bruder war weder auf der Veranda noch auf der Terrasse. Wahrscheinlich saß er oben an seinem Computer und verfolgte das Treiben der Börsen. Ich beschloss, einfach einzutreten, doch die Tür war verschlossen. Ich hob die Hand, um anzuklopfen, besann mich anders und trat die Tür ein, die nach innen flog und gegen die Flurwand knallte.
    Jeremy, der anscheinend gerade eine Pause machte, saß in dreiteiligem Anzug, pinkfarbenem Hemd und rot gestreifter Krawatte im Wohnzimmer, hielt eine Tasse Kaffee in der Hand und schaute die Börsennachrichten.
    » WAS SOLL DAS DENN ?« Seine Augen weiteten sich.
    Ich baute mich vor ihm auf, und als er sich erheben wollte, drückte ich ihn zurück.
    »Worin besteht der Unterschied zwischen einer asketischen Hindu-Hütte, also einer kargen Berghöhle, und einem Loch im Boden einer Scheune, wenn man zu sich finden will?«
    »Ich habe nicht den geringsten Schimmer, wovon du redest.«
    »Teeter Gasper, auch als Jessie Stone bekannt. Crayline hat Stone gar nicht gekidnappt, nicht wahr, Brüderchen? Crayline hat Stone zum knallharten Krieger ausgebildet, ihm gezeigt, wie man sich nach innen und außen abschottet und im Extremfall sogar in der Kloake überleben kann.«
    »Ich kann dir leider nicht folgen.«
    »Abzutauchen und nichts, aber auch gar nichts zu empfinden, war Craylines große Stärke. Nach dem Tod seiner Mutter hat er sich wochenlang im Keller versteckt. Damals, im Alter von fünf Jahren, ging es los.«
    »Ging was los, Carson? Wenn du dich so aufführst, fange ich an, mir deinetwegen Sorgen zu machen.«
    »Dort hat Crayline gelernt, sich total von der Außenwelt abzuschotten. Im Alter von acht Jahren wartete er länger als alle anderen Kinder, weil es sich lohnte und er für seine Selbstbeherrschung mehr Süßigkeiten kriegte. Während seiner Ausbildung zum Kämpfer sperrte man ihn in einen dunklen Keller, wo er emotional auf Tauchstation ging und sich abhärtete. Nach seiner Flucht harrte er über mehrere Wochen in einer Grube unter einem Haus aus, bis die Suche nach ihm abgeblasen wurde. Und als Stone beschloss, sich seiner Vergangenheit zu stellen, steckte Bobby Lee ihn in ein Loch. Stone sollte sich aller Empfindungen entledigen und sich Symbole ausdenken, die ihm halfen, seine Peiniger zu töten. Diesen Initiationsritus hat ihm Bobby Lee Crayline verordnet. Woher hatte Crayline diese Idee deiner Meinung nach?«
    Die Miene meines Bruders änderte sich drastisch, als er seinen Akzent und die Maske des bekümmerten Professor-Geschäftsmann-Gärtners abstreifte. Es blieben seine klaren blauen Augen, die so eiskalt waren wie das Lachen in seiner Stimme.
    »Bobby hatte schwere emotionale Probleme, Carson. Das habe ich dir bereits erzählt.« Sein Blick fiel auf meine Hand, die noch immer auf seiner Brust lag. »Darf ich aufstehen? Oder willst du noch länger den ungehobelten Klotz mimen?«
    Ich trat einen Schritt zurück. Jeremy erhob sich und schritt im Wohnzimmer auf und ab. Der kanadische Psychologe hatte sich in Luft aufgelöst.
    »Mit schweren Problemen meinst du die Gräuel, die ihm in seiner Jugend widerfahren sind?«
    »Nein, schlimmer noch, Carson. Dass er seine Vergangenheit
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