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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn
Autoren: Delfried Kaufmann
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auch sie wirklich nicht schlichen.
    Kurven, Kurven, eine kurze gerade Strecke, wieder Kurven. Phil hielt unwillkürlich den Hut fest. »Hallo…« sagte er einige Male, als sich Häuserwände förmlich auf uns zu stürzen schienen, bevor ich den Wagen um die Ecke riß.
    Mechanisch, während ich meinen Jaguar durch New York jagte, dachte ich darüber nach, warum Forester ausgerechnet den schwierigen und gefahrvollen Weg einer Entführung Moodys gewählt hatte, um Greens Versteck zu erfahren. Er hörte Fetzen aus dem Gespräch zwischen Moody und Ullman, begriff, worum es sich handelte, aber leichter wäre es doch gewesen, Ullman zu stellen oder Moody auf dem Wege zur Wohnung zu fassen. Später, als schon alles längst vorüber war, erfuhr ich den Grund für die merkwürdige Verzögerung. – Forester hatte zu der Zeit, als er die beiden Mitglieder der ehemaligen Greenschen Gang belauschte, keinen Wagen. Den Chevrolet hatte er mit einem Motorenschaden stehenlassen müssen. Ullman aber fuhr mit einem alten, klapprigen Ford. Darum mußte Forester ihn ungeschoren lassen. Er folgte Moody auf Schritt und Tritt, aber auch ihn wagte er nicht mitten im Menschengewühl der Stadt und der U-Bahn zu stellen. So vergewisserte er sich also nur, daß Ramsey Moody nach seinem Besuch bei mir, seine Wohnung aufsuchte, stahl im Laufe der Nacht einen Wagen und holte dann den armen Jungen aus seinem Bett.
    Endlich hatten wir New Yorks Straßen hinter uns. Noch die Auffahrt und dann lag das gerade Band des Highway vor uns.
    »Zigarette«, sagte ich.
    Phil zündete zwei Stäbchen an und steckte mir eines zwischen die Lippen. Und jetzt brachte ich »Jeremias« erst richtig auf Touren. Die Tachonadel kletterte und kletterte, bis sie den Anschlag erreichte und dort wie angenietet stehenblieb.
    Wir fegten über den Asphalt wie ein Geschoß. Der Wagen schien sein eigenes Scheinwerferlicht in sich hineinzufressen. – Rotes Licht! Ein Lastwagen. Er blieb zurück, als stünde er. Neue Lichter! Ein Personenauto auf der Überholspur. Ich ließ die Hupe heulen, und die Karre drückte sich gerade noch rechtzeitig rechts heran.
    Die Zigarette verqualmte zwischen meinen Lippen. Ich starrte in die Nacht. Ein zu spät bemerktes Hindernis, und wir wurden zerpulvert. Schon ein Stein, eine verlorene Radkapsel auf der Straße genügte bei unserer Geschwindigkeit, um uns…, aber das stellte ich mir lieber nicht vor. Einen Blick auf Phils Gesicht konnte ich mir nicht leisten, doch hatte ich das Gefühl, als sähe er ungewöhnlich weiß aus.
    Ich fuhr und fuhr, und in meinem Gehirn rechnete es wie eine elektrisch betriebene Rechenmaschine, die nicht abgestellt worden ist. Neunzig Minuten Vorsprung für John Forester. Wenn er um zirka ein Uhr dreißig von New York abgefahren war, konnte er, vorausgesetzt sein Wagen schaffte achtzig Meilen in der Stunde, zwischen vier Uhr fünfzehn und fünf Uhr in Cox Valley ankommen. Meine Uhr auf dem Armaturenbrett zeigte zehn Minuten vor vier, und es waren noch etwas mehr als hundert Meilen bis zum Ziel. Wenn »Jeremias« durchhielt, konnte ich im günstigsten Falle um kurz vor fünf Uhr Cox Valley erreichen. Alles hing also davon ab, wie schnell Forester fuhr, und jede Minute, die ich ihm von seinem Vorsprung entriß, konnte entscheidend sein. Ich biß die Zähne zusammen und wünschte, ich hätte noch mehr Gas geben können.
    Ich fühlte, wie mir der Schweiß in kleinen Perlen auf die Stirn trat. Es war irrsinnig anstrengend, mit dieser Geschwindigkeit durch die Nacht zu rasen.
    Vier Uhr, vier Uhr zehn, vier Uhr zwanzig, und noch immer fraß der Jaguar Meile auf Meile in sich hinein.
    »Ich glaube, es wird hell«, sagte Phil neben mir. Tatsächlich, die Schwärze der Nacht wurde gleichsam durchsichtiger und grauer. Der Tag kündigte sich an.
    Vier Uhr dreißig, vier Uhr fünfunddreißig.
    »Fahre langsamer«, riet Phil. »Wir verpassen sonst die Abfahrt nach Cox Valley. Sie muß jeden Augenblick kommen.«
    Ich nahm das Gas weg. Da leuchtete auch in Katzenaugenschrift ein Hinweisschild auf: »Besucht Cox Valley, das unberührte Tal! Abfahrt 1,5 Meilen!«
    Als der Pfeil aufleuchtete, riß ich das Steuer herum. »Jeremias« stürzte sich vom Highway in die Abfahrt. Wir kamen an einer erleuchteten Tankstelle vorbei.
    »Stopp mal!« schrie Phil.
    Ich hatte den gleichen Gedanken gehabt und bremste schon. Ein Tankwärter putzte gähnend an seinen Benzinsäulen und kam vorsichtig herbei, als wir hielten. Vor seiner Hütte neben dem
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